Ton ist ihr Material: Lee Babel, 1940 in Heilbronn geboren, war im Rheingau Schülerin von Walburga Külz, die bei Bauhaus-Künstler Otto Lindig gelernt hatte. Auf die Lehre folgte eine kurze Zeit als Schauspielerin am Theater Cuxhaven. 1962 gründete Lee Babel eine eigene Werkstatt im Heilbronner Gartengässle. Ihre Arbeiten begreifen Skulptur als Architektur und stellen die Frage nach der Bewohnbarkeit der Welt.
Ein Art Poesie der Zweckmäßigkeit
Als Teil einer Ausstellung zur regionalen Kunst der 1950er und 1960er Jahre zeigen die Städtischen Museen Heilbronn im Deutschhof eine kleine Werkschau Lee Babel. Was die Arbeit dieser Keramikkünstlerin, die zwischen Italien und Deutschland pendelt, besonders macht.

Es ist eine nur kleine Werkauswahl – und doch bezeichnend für das Schaffen von Lee Babel. Im September ist die Heilbronner Keramikkünstlerin 85 Jahre alt geworden, Anlass für die Städtischen Museen im Deutschhof, das Lebenswerk von Babel zu würdigen mit einer repräsentativen Auswahl aus über 30 Arbeiten Babels im Museumsbesitz. Flankiert werden die Objekte von zwei Arbeiten ihres Lebensgefährten, dem italienischen Plastiker Alessio Tasca, der 2020 gestorben ist.
Heilbronn und Fara im Veneto, Deutschland und Italien, sind die zwei Welten, in denen Lee Babel zu Hause ist. Die Wintermonate verbringt die Künstlerin, die unermüdlich weiter arbeitet, inzwischen wieder in Heilbronn. Babel, die kurz Schauspiel studierte, war von 1957 bis 1960 Schülerin der Keramikerin Walburga Külz in der Tradition des Bauhaus. Was sicher den Begriff Poesie der Zweckmäßigkeit erklärt, die Babels Werk ausmacht.
Begehbare, plastische Arbeiten aus Ton
Ab 1960 studiert Babel an der Kunstakademie Berlin, 1962 öffnet sie ihre eigene Werkstatt in Heilbronn, finden dort fortan im Gartengässchen auch Ausstellungen im Galeriebetrieb statt. Seit den 1960er Jahren nimmt Lee Babel an internationalen Symposien teil, ist am Aufbau einer Kunstgewerbeschule in Nairobi beteiligt. Ab den 70er Jahren entstehen keramische Plastiken und Wandgestaltungen und schließlich begehbare plastische Arbeiten. Linie, Kreis, Quadrat: Wie schon die frühen Objekte setzen sich die raumgreifenden, bogenförmigen Keramiken und auch die Öfen, die sie für Privathaushalte schafft, aus geometrischen Formen und Figuren zusammen. Ihre Arbeiten werden privat gekauft und von Museen und sind im öffentlichen Raum platziert, auch in Heilbronn.
In einem Kabinett im Deutschhof sind Scheibenvasen zu sehen, entstanden Anfang und Mitte der 60er Jahre. Daneben ein Keramikobjekt, das an eine futuristische Maschine erinnert, ein Multiple: Lee Babel hat es wie viele ihrer Objekte seriell geschaffen, in kleiner Auflage. Eine „Trophäe“ von 1970 ist von der Pop-Art inspiriert. Schließlich wird auch einer ihrer charakteristischen, teils farbig glasierten Keramikbögen präsentiert. Ein wiederkehrendes Motiv und Beispiel für Babels Verständnis von Plastik als Architektur und Architektur im Raum.
Die Werkschau Babel/Tasca ist Teil der im Erdgeschoss bis April eingerichteten Präsentation zur Kunst der 50er und 60er Jahre in Heilbronn und darüber hinaus. Dabei können die Städtischen Museen aus dem eigenen Fundus schöpfen.
Der Jagstfelder Kreis und seine Bedeutung für die Malerei
Hermann Busse, Vater der vielseitigen Hal Busse, an die aktuell in der Kunsthalle Vogelmann eine groß angelegte Ausstellung erinnert, ist ab 1955 Initiator des Jagstfelder Kreises. Friedrich Knödler, Robert Förch und Hans Schreiner zählen dazu. Und so sind jetzt die in kräftig pastosem Farbauftrag gehaltenen, figürlichen Bilder Knödlers wiederzuentdecken neben Schreiners düsteren, wirkmächtigen Bildräumen, die dem Informel verpflichtet sind. Auch werden zwei Neuerwerbungen zu Schreiner, der 2023 gestorben ist, gezeigt. Zudem ist Heilbronns Museumsdirektor Marc Gundel am Ankauf eines größeren Schreiner-Konvoluts für die Stadt interessiert.
Prägend für Heilbronns Kunst der Nachkriegsjahre sind ebenso Bruno Gosse, in den 1950ern Vorsitzender des Künstlerbunds, Albert Volk, Ausstellungsleiter im Kunstverein, Peter Jakob Schober und seine Arbeiten an öffentlichen Bauten in Heilbronn und Beilstein. Oder Richard Hohly und Walter Maisak, die in ihre Bilder Kriegserlebnisse, Gefangenschaft und Wiederaufbau bannen.


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