New Metal und alter Metal: Disturbed und Megadeth in Stuttgarter Schleyerhalle
Die US-Rocker von Disturbed feiern das 25-jährige Jubiläum ihres ersten Albums „The Sickness“. Damit sorgen sie für eine nahezu ausverkaufte Schleyerhalle in Stuttgart. Der größte Hit darf da nicht fehlen.
Das Jahr 2000 war ein besonderes. Nicht nur das erste mit einer Zwei am Anfang, sondern auch dasjenige, in dem ein Donnern aus Chicago die Welt eroberte. „The Sickness“ hatten Disturbed ihr erstes Album betitelt, das stilistisch in die damals gerade aufbrandende Welle des Nu Metal passte, aber doch anders war – wesentlich härter und aggressiver als alles, was Limp Bizkit, Linkin Park oder Papa Roach bis dahin vorgelegt hatten.
Kein Wunder also, dass das Jubiläum des Erstlings gefeiert wird: Disturbed haben im Februar eine Tour begonnen, bei der sie „The Sickness“ in voller Länge spielen – und damit machten sie nun in der nahezu ausverkauften Schleyerhalle Station. Als Vorband hatten sie die Thrash-Metal-Legende Megadeth eingeladen, auch als Verweis auf die musikalischen Vorbilder des Quartetts um Sänger David Draiman.
Disturbed zelebrieren in Stuttgarter Schleyerhalle ihr Debütalbum
Inzwischen sind Disturbed freilich auch ein bisschen sanfter unterwegs. Ihr größter Hit ist bezeichnenderweise „Sound of Silence“, das Cover von Simon & Garfunkel. Doch die Kraft und überfallartige Energie von „The Sickness“ ist es, die nach wie vor fasziniert. Draiman macht das auch mit seinem Outfit deutlich: Zu Beginn in Zwangsjacke und Maske auf die Bühne gerollt, marschiert er während des ersten Teils – nach „The Sickness“ legt die Band eine viertelstündige Pause ein – in Sträflingskluft über die Bühne.
Ein imposantes Gerüst bildet die Deko, sparsam werden Licht- und Pyro-Effekte eingesetzt. Disturbed donnern auch so durch die Halle, pusten dem begeisterten Publikum die Gehörgänge frei. Nur hin und wieder gibt es besondere Einlagen: Zu „Meaning of Life“ sitzt Draiman auf einem elektrischen Stuhl, aus dem die Funken sprühen. Und bei „Sound of Silence“ lässt sich Gitarrist Dan Donegan am Flügel nieder, während Gastmusiker mit Cello und Akustik-Gitarre den Song begleiten.
Viel Spielfreude bei Disturbed-Konzert in Stuttgarter Schleyerhalle
Die Band sprüht vor Spielfreude. Schlagzeuger Mike Wengren setzt mit seinem präzisen Spiel ebenso Akzente wie Bassist John Moyer. Fast scheint es aber, als wisse die Gruppe mit dem zur Verfügung stehenden Platz nichts anzufangen. Zwar führt ein Steg hinaus in die Menge, aber besondere Aktionen bleiben dort mit Ausnahme des Pianos, das in dem Aufbau versenkt wird, aus.
Das ändert sich erst mit der zweiten Hälfte des Sets, als die Klassiker der weiteren acht Alben ausgepackt werden. Da erscheint „The Guy“ überlebensgroß aufgeblasen, jene Monsterfigur, die die meisten Disturbed-Alben ziert. Zu „Ten Thousand Fists“ recken sich buchstäblich zehntausend Fäuste in die Luft, wohl sogar mehr angesichts der fast ausverkauften Halle. Nach satten 20 Songs, gut zwei Stunden Spielzeit ist dann Schluss, eine Zugabe gibt es nicht. Disturbed haben auch so bewiesen, dass sie immer noch eine Macht im modernen Metal sind.