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Social-Media-Star in der ausverkauften Harmonie
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„Der Vadda“ live: So lief der Auftritt von Clemens Brock in Heilbronn

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Millionen Menschen folgen Clemens Brock auf Social Media. Nun bringt er seine bekannte Figur, den „Vadda“, live auf die Comedy-Bühnen. Kann das funktionieren? Eindrücke vom Auftritt in Heilbronn. 

Erzählt in der Harmonie am Sonntagabend Geschichten von brennenden Katzen und schiefgelaufenen Dates: Clemens Brock ist „Der Vadda“.
Erzählt in der Harmonie am Sonntagabend Geschichten von brennenden Katzen und schiefgelaufenen Dates: Clemens Brock ist „Der Vadda“.  Foto: Christiana Kunz

Im Netz ist Clemens Brock eine ziemlich große Nummer. Oder besser gesagt: die von ihm erschaffene Figur „Der Vadda“. 1,7 Millionen Menschen folgen dem Niedersachsen bei Tiktok, mehr als eine halbe Million bei Instagram. Und lieben die kurzen Videos, in denen der Klischee-gespickte Prototyp eines Vaters in alle möglichen Alltagssituationen katapultiert wird. Nun versucht Brock den Übertrag in die „reale“ Welt, auf echte Live-Bühnen. Kann das klappen?

Clemens Brock mit weißen Socken in den Sandalen

Die Fans sind jedenfalls da. Der Wilhelm-Maybach-Saal der Harmonie ist am Sonntagabend bis auf den letzten Platz gefüllt. Vor und auf der Bühne wird – logisch – Bier getrunken, immer wieder hört man das Ploppen beim Öffnen einer Flasche. Jubel bricht los, als „Der Vadda“ die Bühne betritt.

Eine Figur, die so liebenswert ist, wie sie Fremdscham auslöst. Deren Leben sich irgendwo zwischen dem heimischen Grill und dem örtlichen Baumarkt abspielt. Die mit vermeintlichen Weisheiten und markigen Sprüchen nur so um sich wirft, obwohl sie vom Zeitgeist ein Stück weit abgehängt ist. Und die auch optisch ein wenig das Bild abgibt, das man – zugespitzt – von Deutschen im Ausland hat: kariertes Hemd, 7/8-Cargo-Hose, die obligatorische Plauze, weiße Socken in Sandalen, das Handy ebenso griffbereit am Gürtel wie den Zollstock. Dazu zwei Kulis in der Brusttasche – „einer für den Ehevertrag, einer für die Scheidungspapiere“.

Geschichten über brennende Katzen und Dating

Und so führt Brock, Jahrgang 1994, in seinen Kosmos ein. Zum aus seiner Sicht nichtsnutzigen Sohn Thorben, nicht mehr als ein verbaler Fußabtreter, der unter anderem als „Blockflötengesicht“ bezeichnet wird, bis hin zu den Nachbarn Jürgen und Sabine, deren Verhalten für den „Vadda“ in vielen Punkten ein Dorn im Auge ist. Mehr als die üblichen müden Klischees fallen Brock zur Thematik dann aber nicht ein: Da wagt es Sabine, am Grill zu stehen – eine Frau an der letzten Bastion des Mannes –, um dann, oh Schreck, auch noch Gemüse auf den Rost zu legen. Jürgen, der dazu alkoholfreies Radler anbietet, hat sowieso die Kontrolle über sein Leben verloren.

Im Laufe des knapp zweistündigen Abends wird sie deutlich, die Schwierigkeit, eine online funktionierende Rolle für ein abendfüllendes Programm zu adaptieren. Brock macht aus seiner eigentlich spannenden Figur zu wenig. Immer wieder gelingen ihm gute Pointen, auch fehlen die Markenzeichen nicht, das unappetitliche Nasehochziehen, das Röcheln oder das erleichterte Stöhnen, wenn es sich der „Vadda“ auf seinem Campingstuhl gemütlich macht.

Viele der Geschichten sind jedoch redundant und zu einfallslos: Sei es eine Gartenverschönerung beim Nachbarn, die mit brennenden Katzen und Wasserrohrbruch im totalen Chaos endet, oder die Dating-Erlebnisse mit einer Frau, die im wahren Leben nicht so aussieht wie auf der App vorgegaukelt. Mehr als billige, sexistische Chauvi-Sprüche kommen dabei aber nicht rum: „Bei sich im Ort ist die bestimmt das öffentliche Verkehrsmittel.“ Trotz amüsanter Momente bleibt der Beigeschmack, dass Brocks Bühnendebüt Potenzial verschenkt hat.

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