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Familienstück zur Weihnachtszeit
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„Der gestiefelte Kater“ kommt auf die Bühne des Heilbronner Theaters

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Regisseur Martin Philipp inszeniert das bekannte Märchen in einer Fassung von Thomas Freyer nach den Gebrüdern Grimm. In der Titelrolle kehrt Schauspieler Joachim Foerster als Gast ans Theater Heilbronn zurück. Am Sonntag, 9. November, ist Premiere im Großen Haus.

„Er ist aber ein charmanter Gauner“, sagt Regisseur Martin Philipp (rechts) über den gestiefelten Kater, gespielt von Ex-Ensemblemitglied Joachim Foerster.
„Er ist aber ein charmanter Gauner“, sagt Regisseur Martin Philipp (rechts) über den gestiefelten Kater, gespielt von Ex-Ensemblemitglied Joachim Foerster.  Foto: Berger, Mario

Der Glückliche ist, wer sich das Glück erkämpft“, lautet eine Botschaft, die Regisseur Martin Philipp mitnimmt aus dem Stück „Der gestiefelte Kater“. Das im Grunde genommen eine Betrugsgeschichte erzählt. „Er ist aber ein charmanter Gauner“, hegt der Theatermacher Sympathien für die gerissene Titelfigur, und dennoch wird sie auf der Bühne am Ende ein bisschen abgestraft. „Es ist nicht so, dass wir ihm seine Gaunereien durchgehen lassen“, sagt Philipp.

In der Fassung von Thomas Freyer nach der bekannten Vorlage der Gebrüder Grimm bringt Martin Philipp den „Gestiefelten Kater“ auf die Bühne im Großen Haus. Diesen Sonntag ist Premiere für das Familienstück zur Weihnachtszeit – wobei bis Anfang Februar insgesamt 34 weitere Vorstellungen angesetzt sind. „Wir haben natürlich eine Strichfassung, weil wir nicht zu lang werden wollen, wir sind so bei 70 Minuten“, erklärt der Regisseur, für den es die erste Arbeit am Theater Heilbronn ist.

Ein Stück für Märchenfreunde ab fünf Jahre

Eine Rückkehr nach knapp zehn Jahren ist es dagegen für Gastschauspieler Joachim Foerster, der von 2014 bis 2016 Ensemblemitglied war am Haus am Berliner Platz. Und den Märchenfreunde ab fünf Jahre nun erleben können als Kater, der seinem Herrn einen besseren Platz in der Welt verschaffen will. „Er führt ein wenig die Monarchie an der Nase herum, und das kann man ja als echter Demokrat nur sympathisch finden“, erklärt Foerster seine Rolle. Ohne dass diese Inszenierung derart politisch werden möchte.

Wenngleich Martin Philipp die soziale Stoßrichtung von Freyers „witzig geschriebenen Klipp-Klapp-Texten“ nicht verborgen geblieben ist. „Die Schere zwischen Reich und Arm wird auch bei uns in Deutschland immer größer“, findet der Regisseur. Entsprechend geteilt ist im Großen Haus auch die transparente Drehbühne, „wo einerseits der Ballsaal des Königs ist und auf der Rückseite das Mühlenviertel mit Stroh“.

Wie der pfiffige Held in roten Stiefeln dem um sein gerechtes Erbe betrogenen Müllerburschen Hans zum Aufstieg von der einen in die andere Welt verhilft, das will der Heilbronner „Gestiefelte Kater“ mit anarchischem Humor verhandeln und in Anlehnung an das Prinzip „Fake it till you make it“– frei übersetzt also: durch Schein zum Sein. Was im Soundtrack von Nebojša Krulanović zum Stück schon der Eingangssong des Katers aufgreifen soll: eine Nummer, die irgendwo zwischen Show, Varieté und Las Vegas angesiedelt ist. „Es fehlen eigentlich nur noch die Showtreppe und die Tänzerinnen“, sagt Joachim Foerster.

Zur Handlung von „Der gestiefelte Kater“

Der Müllerbursche Hans erbt von seinem Vater nur einen Mäusefresser und wird von seinen Brüdern obendrein vom Hof gejagt. Doch wenn er dem Kater rote Stiefel besorge, so das gewitzte Tier, werde dieser ihm schon helfen. Tatsächlich geht der Kater bald ein und aus im königlichen Schloss, wo es recht turbulent zugeht. Denn der Herrscher ist pleite und hat alle seine Diener entlassen – bis auf Gustav. Neben seiner Leibspeise Rebhühner hat der König nur noch eines im Sinn: einen Mann für seine Tochter zu finden. Und so kommen der Kater und Hans gerade recht.

Martin Philipp über Kinderstücke: „Kann verrücktere Figuren erzählen“

„Dieses etwas Spielen, etwas Vorgeben, zu sein, ist etwas, das ja jeder irgendwie von sich selbst kennt“, gefällt dem Darsteller außerdem die Chuzpe, mit der seine Figur zu Werke geht. „Beide brauchen sich, um jemand anderes zu werden“, umreißt der 36-Jährige die Beziehung zwischen Tier und Mensch und stellt klar: „Der Kater ist nicht das alter ego von Hans.“

Bei vielen Kinderstücken hat Martin Philipp schon Regie geführt. „Es gibt da mehr künstlerischen Ermessensspielraum für mich“, schätzt er die Freiheiten, die ihm diese Stoffe bieten – und dass er dabei verrücktere Figuren erzählen kann. „Man kann Kinder total fordern, das machen wir noch viel zu wenig im Theater“, zieht Philipp den Vergleich zu den Niederlande und Belgien, wo er auch schon gearbeitet hat und „die Stücke viel radikaler sind, als die, die wir hier machen.“

„Der gestiefelte Kater“

Märchen von Thomas Freyer nach den Brüdern Grimm; Premiere: Sonntag, 15 Uhr, Großes Haus des Theaters Heilbronn; Regie: Martin Philipp; mit: Joachim Foerster, Felix Lydike, Cosima Fischlein und anderen.

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