Das Angebot für 18-Jährige war auf Initiative der damaligen Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) vor zwei Jahren mit 200 Euro gestartet. Zum Jahresende soll mit dem Kulturpass nun Schluss sein.
Foto: Jan Woitas
Der Kulturpass für 18-Jährige wird nicht weitergeführt. Auf der Webseite zum Angebot heißt es: „Der Kulturpass endet zum Jahresende 2025. Das bedeutet: Es werden keine weiteren Jahrgänge folgen.“ Das Angebot für 18-Jährige war auf Initiative der damaligen Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) vor zwei Jahren mit 200 Euro gestartet. 2024 konnten sich 18-Jährige immerhin noch 100 Euro als persönliches Kulturbudget sichern – für Museen, Konzerte, Kino oder Bücher.
Roths Nachfolger Wolfram Weimer hatte eine Einschätzung des Bundesrechnungshofs angeführt, wonach der Kulturpass verfassungsrechtlich nicht gedeckt sei. Seit der Einführung beliefen sich die Ausgaben nach Angaben aus Weimers Behörde auf mehr als 100 Millionen Euro. Kritik an der Einstellung des Angebots kam neben der Bundesschülerkonferenz von den Grünen und vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels. Beide halten rechtliche Gründe nicht für stichhaltig.
Junge Menschen kritisieren die Streichung des Angebots
In der Region fallen die Reaktionen zum Ende des Angebots gemischt aus. „In zwei Jahren von 200 Euro auf null Euro: In dieser Entwicklung zeigt sich durchaus anschaulich das Interesse der Politik an jungen Menschen“, kritisiert Benedikt Bihr. Der zweite stellvertretende Vorsitzende des Heilbronner Jugendgemeinderats sieht durch die Streichung insbesondere die kulturelle Teilhabe von armutsgefährdeten Menschen bedroht. „Der Kulturpass hätte der Beginn sein können, Kultur für alle zugänglich zu machen. Er war ein relativ niederschwelliges Angebot an junge Menschen, Kultur zu erleben. Mich hat es motiviert, mehr zu lesen oder ins Theater zu gehen“, so der 20-Jährige.
„Nicht wundern, wenn wir zu Kulturbanausen werden“
Die Bundesschülerkonferenz reagierte auf das Ende des Kulturpasses empört. „Wieder werden wir im Stich gelassen“, erklärte Generalsekretär Quentin Gärtner. „Da darf sich die Politik nicht wundern, wenn wir zu Kulturbanausen werden.“ Der Kulturpass sorge für Chancengleichheit. „Es kann nicht sein, dass nur die Kinder von Ärzten und Anwälten ins Theater und ins Kino gehen können“, meinte der Schülervertreter. Kultur stärke demokratische Werte und gesellschaftliche Teilhabe. „Wenn Ihr wollt, dass wir Demokraten werden, dann fördert das doch bitte auch.“ dpa
„Wir hatten nicht täglich jemand mit einem Kulturpass, aber es kam immer wieder mal vor“, sagt Nenad Tomasinjak vom Prestige Filmtheater in Künzelsau. Der Kinobetreiber findet das Ende schade, weil der Kulturpass auf eine für die Lichtspielhäuser „schwierig erreichbare Klientel abziele“. Diese Altersgruppe hätte besonders viele Kinoalternativen durch die verstärkte Nutzung von Social Media, Streaming oder Gaming.
Nicht wirklich vom Kulturpass profitiert haben die Städtischen Museen Heilbronn. „Insofern ist es für uns kein Verlust“, resümiert Direktor Marc Gundel und zeigt sich selbstkritisch: „Wir hatten Schwierigkeiten mit unseren Angeboten, das war zu weit weg von den jungen Menschen“. Nichtsdestotrotz bedauert der Museumschef die Leistungskürzung im Kulturbereich.
Theater, Orchester und Museen: Kulturpass hat kaum bis gar keine Rolle gespielt
Weil die Nutzer des Kulturpasses bereits vor dessen Einführung Kunden gewesen seien, befürchtet die Osiandersche Buchhandlung Heilbronn nach dessen Aus keine Einbußen. „Vor allem im Bereich englische Bücher, Mangas und New Adult ist diese Altersgruppe stark vertreten und liest auch ohne den Zuschuss durch den Kulturpass“, erklärt Buchhändlerin Ines Englert – und ergänzt: „Der Kulturpass war vor allem im ersten Jahr nach Einführung sehr stark im Buchhandel und wird von uns durchweg positiv bewertet.“
Auch das Theater Heilbronn sieht sich vom Kulturpass-Aus nicht tangiert. „Soweit wir es nachvollziehen können, hat es in den vergangenen zwei Jahren 30 Kartenkäufe über den Kulturpass gegeben. Das ist nicht wahnsinnig viel“, sagt Sprecherin Silke Zschäckel. Gar nicht genutzt wurde das Angebot beim Württembergischen Kammerorchester Heilbronn, sagt Intendantin Katrin Kirsch, die das Ende trotzdem „schade“ findet. Die Würth-Gruppe teilt auf Nachfrage mit: „Bei uns spielte der Kulturpass weniger eine Rolle, in den Museen Würth ist der Eintritt ohnehin frei.“ chf/rad
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