Zukunftswiesen Summit: Etablierter Mittelstand trifft auf Gründerszene
In Blaufelden fand am Donnerstag der Zukunftswiesen Summit statt. Bei Podiumsdiskussionen, Workshops und einer Ausstellung konnten Besucher, Gründer und Unternehmen miteinander ins Gespräch kommen. Zu den Gästen zählt auch Georg Kofler, Gründer von ProSieben und ehemaliger Investor bei "Die Höhle der Löwen".

Ein Hurrikan war es zwar nicht, der in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag über Süddeutschland gezogen ist, "aber der Sturm hat uns ein bisschen aus dem Konzept gebracht", sagt Samuel Keitel, Initiator und Gründer der Zukunftsmacher, auf der Bühne, als er den diesjährigen Zukunftswiesen Summit in Blaufelden eröffnet. Der Essensbereich hätte eigentlich im Außenbereich stattfinden sollen, doch das Zelt wurde weggeweht und liegt nun kaputt im Container. "Wir mussten alles in letzter Minute rekoordinieren", sagt Samuel Keitel. Und auch manche Gäste konnten von den Shuttles erst später abgeholt werden, doch auch davon lässt sich der 22-jährige Veranstalter nicht aus der Ruhe bringen.
Das Event richtet sich an Unternehmen und potenzielle Gründer und soll den Mittelstand mit innovativen Start-ups zusammenbringen. Und die Veranstaltung wächst: In diesem Jahr gibt es gleich zwei Bühnen: die große "The Länd Stage" und die kleinere "Future Stage", auf denen Impulsvorträge und Podiumsdiskussionen stattfinden. Parallel werden Workshops angeboten zu Themen wie Unternehmensführung, New Work, Innovation, digitale Transformation und Nachhaltigkeit. Rund 20 Aussteller sind vor Ort, darunter EBM-Papst, Schunk, das Technologiezentrum Schwäbisch Hall und auch die TU München ist mit einem Stand vertreten. "Aber Sponsoren haben wir circa 60", erklärt Lisa Schmitt, die für das Marketing verantwortlich ist.
CDU-Bundestagsabgeordneter Christian von Stetten: Etablierte Unternehmen mit jungen Gründern zusammenbringen
Der CDU Bundestagsabgeordnete Christian von Stetten ist Schirmherr der Zukunftswiesen und trotz laufender Sitzungswoche in Berlin nach Blaufelden gekommen. Natürlich gebe es "hunderte solcher Veranstaltungen in Deutschland", doch das besondere hier sei, dass etablierte, wirtschaftsstarke Unternehmen aus der Region in direkten Austausch mit Gründern und besonders mit potenziellen Gründern kommen würden. "Schauen Sie sich das Publikum an: Es sind besonders junge Menschen da", sagt von Stetten.
Moderatorin Fanny Fee Werther, Journalistin bei der "Welt", führt auf der Hauptbühne durch den Tag und überlässt erst einmal Walter Döring (FDP), ehemaliger Wirtschaftsminister von Baden-Württemberg, das Wort. "Auf euch kommt es an", sagt der ehemalige Politiker und meint damit die unter 35-Jährigen, die junge Generation, auf die seiner Meinung nach der Fokus liegen müsse. Den Wirtschaftsstandort Deutschland schlechtreden, das könne er nicht mehr hören, denn "wie soll man da junge Leute gewinnen?", fragt er. Der Leistungsgedanke müsse wieder mehr in den Fokus rücken, nur so werde man aus dem aktuellen Tal wieder herauskommen.
Austausch und Netzwerken im Mittelpunkt
An welchen Stellschrauben hierfür gedreht werden muss, darüber sind sich die Teilnehmer der anschließenden Podiumsdiskussion nicht einig. Nena Brockhaus, Journalistin und Autorin, spricht mit Aynur Colpan (SPD), Bürgermeisterin der Gemeinde Buchholz/Aller, Béla Anda, ehemaliger Regierungssprecher, Stephan Brauer, FDP-Landtagsabgeordneter sowie Jörg Ernstberger, Geschäftsführer bei Südwestmetall Heilbronn/Region Franken unter anderem über die Kommunikation der Ampel und die Frage, wie man die Abwanderung deutscher Unternehmen ins Ausland verhindern kann. Stephan Brauer ist der Meinung, seine Partei hätte den Koalitionsvertrag nicht einmal unterschreiben sollen, er "sei nicht das Papier wert, auf dem er stehe", die Differenzen seien zu groß, der permanente Streit desaströs.
Während auf der Hauptbühne des Zukunftswiesen Summit über die großen Fehler in der Politik gestritten wird, hat sich der Raum mit den Ausstellern nebenan in der Zwischenzeit gefüllt. "Ein Ziel haben wir schonmal erreicht", sagt Ben Gerber, verantwortlich für das Design bei den Zukunftsmachern, und blickt zufrieden in den Raum. "Alle netzwerken, alle sind im Gespräch. Genau das, was wir erreichen wollen.
ProSieben-Gründer Georg Kofler auf dem Zukunftswiesen-Summit
Auch Samuel Keitel zieht am Nachmittag eine erste positive Bilanz: "Es läuft sehr gut, aktuell haben wir rund 500 Teilnehmer." Sein persönliches Highlight ist, dass er Georg Kofler, Gründer von ProSieben und ehemaliger Investor bei der Sendung "Die Höhle der Löwen", für den Zukunftswiesen Summit gewinnen konnte. "Ich habe ihn als sehr bodenständig und nahbar erlebt. Und so eine Vita hat nicht jeder."
Auch das Publikum sieht Kofler als Highlight, bei seinem Auftritt ist der Saal komplett gefüllt. Seinen Erfolg mit ProSieben führt Kofler unter anderem darauf zurück, dass er "einfach viel schneller und entschlossener als alle anderen war", die damals in der Medienlandschaft unterwegs waren. Große Kritik übt er an den öffentlich-rechtlichen Sendern, die müsse man "erstmal abschaffen" und sowieso: "Es gibt ja auch keine öffentlich-rechtlichen Zeitungen, wieso sollte es beim Fernsehen so sein?"
Jungen Gründern rät er drei Dinge: "Seid vorsichtig bei Leuten, die sagen, Geld sei ihnen nicht wichtig. Dann lügen sie auch bei anderen Gelegenheiten." Freunde und Familie solle man bei allem Fleiß nicht vernachlässigen, "ihr werdet sie brauchen, wenn es mal abwärts geht". Und: "Geld verdirbt nicht den Charakter - er legt ihn offen."

Stimme.de