Kreis Biberach
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Zug entgleist bei Riedlingen: Auszubildender unter Todesopfern

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Am Morgen nach dem Zugunglück nahe Riedlingen im Südosten Baden-Württembergs dauern die Ermittlungen zum Unfallhergang an. Erste Hinweise gibt es auf einen möglichen Erdrutsch.

Von red/dpa

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Am Sonntag ist nahe Riedlingen im Landkreis Biberach im Südosten Baden-Württembergs ein Regionalexpress entgleist. Die Zahl der Toten nach dem Unglück liegt Stand Montagmorgen bei drei. Inzwischen ist von über 40 Verletzten die Rede. Und auch zur Unglücksursache gibt es erste Erkenntnisse.

Unter den Toten bei dem Zugunglück sind laut Polizeiangaben der 32 Jahre alte Lokführer und ein weiterer, 36 Jahre alter, Mitarbeiter der Deutschen Bahn – wie die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) am Montag mitteilt, ein Auszubildender. Bei der dritten toten Person handle es sich um eine 70 Jahre alte Mitreisende. Insgesamt wurden laut Polizei mindestens 41 Personen – unterschiedlich schwer – verletzt. 


Ursache nach Zugunglück im Kreis Biberach: Erdrutsch könnte zur Entgleisung geführt haben

Am Montagmorgen ist in einer gemeinsamen Pressemitteilung von Staatsanwaltschaft, Landespolizei und Bundespolizei zu lesen, dass mutmaßlich durch den Starkregen, der sich im Bereich der Unfallörtlichkeit ereignete, ein Abwasserschacht überlief. Das Wasser löste einen Erdrutsch im Böschungsbereich zu den Gleisen hin aus, was wiederum wohl die Entgleisung verursachte. „Weiteres ist gerade der Gegenstand der Untersuchung der Polizei", hieß es von Kreisbrandmeisterin Charlotte Ziller.

Der genauer Unfallhergang, steht am Tag danach im Fokus der Ermittler. Die Erforschung des Unfallhergangs habe erste Priorität, sagte ein Sprecher der Bundespolizei. Vor Ort waren Fachleute der Kriminaltechnik und Experten für Bahnunfallermittler. Wie lange die Ermittlungen vor Ort noch dauern, sei nicht absehbar, so der Sprecher.

Nach Zugunglück nahe Riedlingen: Bahnchef und Winfried Kretschmann am Montag an Unfallstelle erwartet

Bahnchef Richard Lutz, Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) und Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) haben am Montag den Unglücksort besucht und ihr Beileid bekundet.

Weitere Politiker bekundeten ihre Anteilnahme. So schrieb Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) auf dem Portal X: „Wir trauern um die Opfer. Ihren Angehörigen spreche ich mein Mitgefühl aus.“ Mit dem Innenminister und dem Verkehrsminister stehe er im engen Kontakt und habe sie gebeten, die Rettungskräfte mit allen Mitteln zu unterstützen.

In dem betroffenen Zug der Linie RE 55 saßen laut einem Sprecher der Bundespolizei rund 100 Menschen. Der Regionalexpress war von Sigmaringen nach Ulm unterwegs, als gegen 18.10 Uhr in der Nähe des Riedlinger Stadtteils Bechingen den Angaben zufolge mindestens zwei Waggons entgleisten. Der Unfallort liegt rund 45 Kilometer südwestlich von Ulm.

Zugunglück in Baden-Württemberg: „Massenanfall von Verletzten“

Die Leitstelle Reutlingen meldete einen sogenannten „Massenanfall von Verletzten“ – das bezeichnet im Rettungswesen eine Situation, bei der eine große Zahl von Verletzten oder Erkrankten versorgt werden muss. Am Unfallort waren laut Innenminister Strobel mehrere hundert Einsatzkräfte mit entsprechendem Gerät und sechs Rettungshubschrauber im Einsatz.

Zum Zeitpunkt des tödlichen Zugunglücks sind laut Deutschem Wetterdienst riesige Mengen Regen in Riedlingen vom Himmel geprasselt. In der Gegend habe „extrem heftiger Starkregen“ geherrscht. Am frühen Sonntagabend seien bis zu 50 Liter pro Quadratmeter innerhalb einer Stunde gefallen, sagte DWD-Sprecher Marco Pukert. „Dies ist die höchste Stufe“, ordnete einer seiner Kollegen ein.

Der DWD habe am genauen Unglücksort keine Messstation. Die Auswertung erfolgte laut einem DWD-Sprecher rückblickend anhand von Radardaten.

Todesopfer nach Zugentgleisung bei Riedlingen: Eisenbahngewerkschaft trauert um Kollegen

Unterdessen teilt die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) ihr Mitgefühl für die Familien und Freunden der Verstorbenen aus. EVG-Vorsitzender Martin Burkert erklärte: "Wir trauern um die beiden Kollegen, die ihr Leben im Dienst verloren haben." Und weiter: "Diese Tragödie erschüttert uns alle zutiefst. In dieser dunklen Stunde rückt die Eisenbahnerfamilie zusammen."

Nach Entgleisung nahe Riedlingen: Strecke bis auf Weiteres gesperrt

Das Tochterunternehmen DB Regio BW betreibt das Regionalzugnetz Donau-Ostalb. Hierzu gehört auch die Linie RE 55, die stündlich bis alle zwei Stunden fährt.


Auf der Internetseite der Bahn informierte der Konzern, dass der Bahnverkehr zwischen Munderkingen und Herbertingen eingestellt sei. „Grund hierfür ist eine Zugentgleisung auf der Strecke.“ Über die Dauer der Sperrung lagen den Angaben nach zunächst keine Informationen vor. Fahrgäste zwischen Ulm und Munderkingen sollte Züge des Bahnunternehmens SWEG nutzen, hieß es. Es wurde zudem ein Schienenersatzverkehr mit Bussen eingerichtet.

Wie lange die Sperrung andauert, war zunächst unklar. Nachdem alle Verletzten versorgt worden seien, bereiteten sich die Einsatzkräfte nun darauf vor, die entgleisten Waggons von den Gleisen zu bergen, sagte Kreisbrandmeisterin Ziller am Abend an der Unglücksstelle.

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