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Kritische Infrastruktur
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Wasser aus dem Bodensee ist begehrt und teuer

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Für das Projekt „Zukunftsquelle“ und die Sanierung des Leitungsnetzes investiert der Zweckverband Milliardenbeträge. Was genau dahinter steckt, wird aber noch nicht bekannt gegeben. 

In der Schweiz werden Molche in den Rohrleitungssystem zur Bekämpfung gegen die invasive Quagga-Muschel eingesetzt.
In der Schweiz werden Molche in den Rohrleitungssystem zur Bekämpfung gegen die invasive Quagga-Muschel eingesetzt.  Foto: Felix Kästle

Der Bedarf an frischem Trinkwasser steigt – nicht nur die Sommer, auch das Frühjahr wird immer trockener. 125 Liter Wasser verbraucht jeder im Schnitt täglich zum Kochen, Putzen, Wäsche waschen, für die Toilettenspülung und, zum kleinsten Teil, auch zum Trinken.

Damit die Wasserversorgung sicher bleibt, muss kräftig investiert werden. Für das Projekt „Zukunftsquelle. Wasser für Generationen“ muss die Bodenseewasserversorgung im Sipplinger Entnahmewerk vor allem etwas gegen die Quagga-Muschel tun. Mit ultrafeinen Filtern will man dem neu zugewanderten Lästling Herr werden.

Bodenseewasser für alle: Milliardeninvestitionen sind nötig

Allerdings haben die geschätzten Kosten von 4,6 Milliarden Euro Anlass dazu gegeben, das Projekt noch einmal auf den Prüfstand zu stellen. Mehr als die Hälfte davon, 2,4 Milliarden Euro, seien nur für Inflation und Finanzierungskosten einzuberechnen, teilt Sarah Kreidler von der Stabsabteilung Unternehmenskommunikation auf Anfrage mit. Nun will man prüfen, ob eine Scheiben- oder eine Mehrschichtfiltration mit UV-Anlagen den gleichen Zweck erfüllen kann wie die aufwendige Ultrafiltration, mit der auch die Gemeinde Roigheim ihr eigenes Wasser aufbereitet. Wichtig ist am Bodensee jedenfalls das reinigungsfähige oder „molchbare“ Entnahmeleitungssystem. Wichtig dabei, betont Sarah Kreidler: „Es geht bei der Zukunftsquelle um das ,wie’, nicht um das ,ob’. Wir müssen in jedem Fall eine Antwort finden auf die Herausforderungen, vor denen die Trinkwasserversorgung steht – von den alternden Anlagen über den Klimawandel bis zur Quagga-Muschel.“

Die Leitungen im Raum Heilbronn und Neckarsulm sind schon über 50 Jahre alt

Investiert werden muss auch in das Leitungsnetz. Das Verteilnetz im Bereich Neckarsulm wurde – wie auch bei Heilbronn – 1971 mit der dritten Ausbaustufe errichtet, die Leitungen weiter westlich sind 1981 mit der Eingliederung der „Fernwasserversorgung Rheintal“ zur Bodensee-Wasserversorgung gekommen.

Das bedeute aber nicht, dass die Leitungen gänzlich aus dieser Zeit stammen: Das Netz werde beständig nach Bedarf saniert, modernisiert und ausgebaut. „Dies wird in einer bedarfs- und risikoorientieren Netzausbaustrategie festgelegt.“ Es sei daher nicht ohne Weiteres möglich, für eine Region das exakte Alter des Leitungsnetzes anzugeben.

Als Betreiber kritischer Infrastruktur sei man dazu verpflichtet, „sehr restriktiv mit Informationen zu Lage und Zustand unserer Leitungen umzugehen“. Daher wird nur bekannt gegeben: „Grundsätzlich ist es zutreffend, dass die Bodensee-Wasserversorgung in den nächsten Jahren und Jahrzehnten eine Vielzahl an Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen plant. Das Alter der Leitungen ist dabei einer von mehreren wichtigen Faktoren.“ Konkrete Aussagen darüber hinaus bezüglich Sanierungs- und Neubauabschnitten oder Investitionsvolumina könne zum jetzigen Zeitpunkt nicht gegeben werden.

Jährlich werden 130 Millionen Kubikmeter Trinkwasser aus dem Bodensee verteilt

Um jährlich etwa 130 Millionen Kubikmeter Trinkwasser in Baden-Württemberg zu verteilen, betreibt die Bodensee-Wasserversorgung ein Leitungsnetz von über 1700 Kilometern Länge. Insider sprechen von weiteren Milliardenbeträgen, die zur Instandhaltung der teilweise mehr als 50 Jahre alten Leitungen nötig sind. Es muss also viel getan werden, damit die 183 Verbandsmitglieder, 149 Kommunen und 34 Wasserversorgungszweckverbände, und damit vier Millionen Menschen in Baden-Württemberg weiterhin jeden Tag frisches und sauberes Trinkwasser bekommen. 

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