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Viele entlaufene Hunde
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Feuerwerkslärm an Silvester: Tierschutzbund warnt vor Stress und Panik bei Tieren

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Böller, Raketen und Lichtblitze: Für viele Tiere ist Silvester ein Albtraum. Tierschutzorganisationen fordern ein Umdenken – und geben Tipps für einen tierfreundlichen Jahreswechsel.

von Lisa Könnecke und dpa

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An keinem anderen Tag im Jahre entlaufen mehr Tiere als an Silvester. Zum Jahreswechsel 2023/2024 beispielsweise seien laut dem Haustierregister Tasso 457 Hunde entlaufen. der Tagesschnitt liegt sonst bei 84, heißt es auf der Internetseite. 

Appell des Deutschen Tierschutzbunds: Freiwillig auf Feuerwerk verzichten 

Der Deutsche Tierschutzbund hat anlässlich des bevorstehenden Silvesterfestes zur Rücksichtnahme auf alle Tiere aufgerufen. Für sie bedeuten der Lärm von Böllern und die Lichtblitze der Raketen massiven Stress. „Manche Tiere bezahlen sogar mit ihrem Leben, wenn sie in Panik versuchen zu fliehen.“ Der Verband fordert erneut ein Verbot von privaten Böllern. Der Tierschutzbund appelliert außerdem an die Bevölkerung, freiwillig auf private Feuerwerke zu verzichten, insbesondere wenn Tiere in der Nähe sind oder sein könnten – wie in Tierheimen, Ställen, Wäldern und Uferregionen.

„Für viele Tiere ist die Knallerei eine Qual. Durch ihr sensibles Gehör nehmen sie die Geräusche sehr viel lauter wahr und können diese nicht einordnen“, heißt es weiter. „Hunde, die in Panik geraten, können sich von der Leine losreißen und verirren“, erklärt der Tierschutzbund.

NABU Baden-Württemberg setzt sich für zentral organisierte Feuerwerke ein

Der NABU Baden-Württemberg mit seinen rund 130.000 Mitgliedern plädiert ebenfalls für Alternativen. „Wir setzen uns für zentral organisierte Feuerwerke ein, damit die private Böllerei im Garten, auf dem Parkplatz oder in der Natur obsolet wird“, wird der NABU-Landesvorsitzende Johannes Enssle in einer Pressemitteilung zitiert.

Niemand müsse jedoch auf einen spektakulären Jahresstart verzichten. „Unterm Strich sparen zentrale Feuerwerke jede Menge Stress, Scherereien – und bares Geld.“

Angesichts der negativen Auswirkungen auf Wildtiere, Gesundheit und Umwelt sei es höchste Zeit, alte Zöpfe abzuschneiden und neue Traditionen zu schaffen, meint auch Stefan Bosch. Der NABU-Vogelschutzexperte sagt: „Jede Silvesterrakete, die nicht gezündet wird, ist ein Gewinn für die Umwelt.“ Er empfiehlt neue Rituale - beispielsweise mit leckerem Essen, einem Nachtspaziergang, einem Lagerfeuer oder einem Spielemarathon, um den „Jahresausklang im Einklang mit Natur und Tieren“ genießen zu können.

Tierbesitzer suchen Zuflucht auf Raststätten fernab von Feuerwerk 

Sabine Bogner vom Tierischen Dienst Heilbronn blickt dem Jahreswechsel mit Anspannung entgegen. Sie selbst hat zwei Hunde und derzeit drei Pflegehunde bei sich. „Da muss man voll bei der Sache sein“, betont sie mit Blick auf ängstliche Vierbeiner, die förmlich durchdrehen, sobald sie Böller hören. Bogner greife hin und wieder auf Bachblüten-Beruhigungstropfen zurück, die hätten sich bewährt, um Angst, Stress oder Nervosität beispielsweise bei Hunden zu lindern.

Das Problem: Es wird längst nicht mehr nur an Silvester geböllert, sondern auch an den Tagen davor und danach. Bogner kennt Hundebesitzer, die an Silvester auf die Autobahn flüchten oder über Mitternacht an Raststätten verweilen, um ihren verängstigten Tieren den Lärm zu ersparen. Sie selbst suchte mit ihren Hunden früher abgelegene Felder auf, doch spätestens der Heimweg wurde oft zum Spießrutenlauf.

„Hunde kann man immerhin auf den Schoß oder in den Arm nehmen, wenn sie Angst haben“, erklärt Bogner. Doch für Wildtiere oder Pferde sei es der reinste Horror: Sie müssen im Stall bleiben und haben außer ihrer Box keinen Zufluchtsort. Besonders Pferde seien dem Lärm schutzlos ausgeliefert. „Kein Tierbesitzer freut sich auf Silvester“, sagt Bogner. „Im Gegenteil: Man ist froh, wenn es vorbei ist.“

Tipp: Mikrochip und Registrierung für Katzen und Hunde

Der Deutsche Tierschutzbund empfiehlt Tierhaltern, ihre Katzen und Hunde grundsätzlich mit einem Transponder mit Mikrochip kennzeichnen zu lassen. Nur so könnten verloren gegangene Tiere ihrem Besitzer schnell und eindeutig zugeordnet werden.

Spaziergänge mit Hund sollten – auch an den Tagen vor und nach Silvester – nur an der Leine stattfinden und zu den Zeiten, an denen wenig Feuerwerk zu erwarten ist. Katzen sollten am Silvestertag sicherheitshalber im Haus bleiben.

Wildtiere leiden tagelang unter den Folgen von Silvester. Der Krach lässt Wildvögel aller Arten – von Blaumeisen bis zu Gänsen, Kranichen, Greifvögeln – in Panik auffliegen. Sie fliehen kilometerweit und fliegen dabei ungewöhnlich hoch. Eine enorme Strapaze mitten im Winter. Vogelschwärme in Panik können an Glasscheiben oder Stromleitungen verunglücken. Auch andere Wildtiere, wie Fledermäuse, Eichhörnchen, Biber oder Rehe, werden durch den starken Lärm gestresst.

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