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Stuttgart, Heilbronn und Co.: Neckar-Kommunen mit geringerem Bevölkerungswachstum

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Auswertungen der Daten aus 50 Jahre zeigen: Kommunen entlang des Neckars wachsen im Baden-Württemberg-Vergleich unterdurchschnittlich stark – das gilt etwa auch für Stuttgart. Was die Gründe sind.

Heilbronn ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen. Davor hat die Stadt aber nur mäßiges Wachstum verzeichnet und mitunter sogar Einwohner verloren.
Heilbronn ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen. Davor hat die Stadt aber nur mäßiges Wachstum verzeichnet und mitunter sogar Einwohner verloren.  Foto: Mugler, Dennis

Heilbronn wächst derzeit stark. Die Vorausberechnung prognostiziert für die Stadt ein Bevölkerungswachstum von rund 4,5 Prozent in den knapp 20 Jahren bis 2045. Dann soll die Stadt am Neckar 137.600 Einwohner zählen, 5500 mehr als heute. Heilbronn war allerdings nicht immer so attraktiv.

Bevölkerungswachstum entlang dem Neckar: Einwohner konzentrieren sich auf Städte

In den vergangenen 50 Jahren wuchsen die Kommunen entlang dem Neckar unterdurchschnittlich stark, wie eine Datenauswertung der Stimme ergeben hat. Manche Kommunen verloren gar Einwohner im großen Stil, negativer Spitzenreiter ist hier Neckarzimmern mit einem Minus von beinahe 25 Prozent. Dafür gibt es aber einen einfachen Grund.

Eine Auswertung des Ist-Stands der Einwohnerzahlen aller Kommunen, deren Gemarkungen am nächstgelegenen Punkt höchstens drei Kilometer vom Neckar entfernt sind, zeigt ein zu erwartendes Bild.

Einwohner konzentrieren sich in den größten Städten: Stuttgart (612.663 Einwohner), Mannheim (318.035 Einwohner), Heidelberg (155.756) und eben auch Heilbronn, für das das Statistische Landesamt zum Stichtag 31. Dezember 2024 genau 131.986 Einwohner angibt. 

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Vergleichsweise dicht besiedelt sind entlang des größten Flusses im Land die Bereiche südlich von Heilbronn und nördlich von Stuttgart. Hier befinden sich mit Ludwigsburg und Bietigheim-Bissingen größere Städte, die nördlich von Mosbach oder südlich von Esslingen außerhalb der Oberzentren kaum zu finden sind. 

Stuttgart, Ludwigsburg, Bietigheim-Bissingen und Heilbronn: Bevölkerungswachstum am Neckar langsamer

Wie stark die einzelnen Städte und Gemeinden in den vergangenen 50 Jahren gewachsen sind (geschrumpft sind nur ganz wenige Kommunen), verdeutlicht die Karte mit Pfeilen. Allerdings gilt es hier, die Veränderung ins Verhältnis zum Landesdurchschnitt zu setzen; die Einwohnerzahl Baden-Württembergs ist seit 1975 um knapp 23 Prozent gewachsen.

Verglichen damit nimmt sich das Bevölkerungswachstum im Neckartal bescheiden aus. Alle Kommunen, die in die oben genannte Definition passen und sich folglich in unmittelbarer Nähe des Neckars befinden, kommen zusammen nur auf ein Bevölkerungswachstum seit 1975 von 16,68 Prozent, und damit auf fast 6,2 Prozentpunkte weniger als der Landesdurchschnitt.

Anders gerechnet: Die Bevölkerung entlang dem Neckar ist um ein Viertel langsamer gewachsen als im Landesdurchschnitt.

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Bevölkerung entlang dem Neckar: Nur wenige Kommunen schrumpfen

Tatsächlich geschrumpft sind in den vergangenen 50 Jahren nur ganz wenige Gemeinden im gesamten Neckartal. Wernau bei Esslingen verzeichnet ein Minus von knapp vier Prozent, das nördlich von Villingen-Schwenningen liegende Epfendorf weist minus drei Prozent aus. Das sind alles moderate Zahlen verglichen mit Neckarzimmern.

Die Gemeinde im Neckar-Odenwald-Kreis, eine halbe Stunde nördlich von Heilbronn, hat rund ein Viertel ihrer Einwohner verloren. Minus 24,5 Prozent weist die Statistik für Neckarzimmern aus, ganze 48 Prozentpunkte weniger als der Landesdurchschnitt. Neckarzimmern schrumpfte von 1866 im Jahr 1975 auf nur noch 1407 Einwohner zum Jahresende 2024.

Bevölkerungsrückgang in Neckarzimmern: Bundeswehr verantwortlich

Für Neckarzimmerns Bürgermeister Christian Stuber ist klar, wieso seine Kommune in den vergangenen 50 Jahren Einwohner verloren hat. In den 1960er und 70er Jahren habe die Bundeswehr ihren Standort mit dem großen unterirdischen Materiallager im Gipsstollen stark ausgebaut und in diesem Zug auch Mehrfamilienhäuser für Beschäftigte und ihre Familien errichtet.

Die Bundeswehr ist in den vergangenen Jahrzehnten geschrumpft, hat auch in Neckarzimmern Personal abgebaut, was sich in der Einwohnerstatistik niederschlage.

Zudem verweist Stuber auf topographische Schwierigkeiten; auf der einen Seite der Neckar mit hochwassergefährdeten Gebieten, auf der andere Hänge mit vielen Naturschutzgebieten.

Zuletzt habe Neckarzimmern ein Wohngebiet entlang der Bundesstraße 27 geschaffen, dadurch könnte die Bevölkerungszahl wieder steigen, hofft der Bürgermeister: „Das Wohnen auf dem Land scheint wieder beliebter zu werden.“

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Das Plus entlang dem Neckar sammelt sich im Bereich südlich von Heilbronn und nördlich von Ludwigsburg. Vor allem das Wachstum kleinerer und mittelgroßer Gemeinden lässt die Bevölkerungszahlen entlang des Flusses steigen. Bei den größeren Städten konnten vor allem die Studentenstädte Heidelberg und Tübingen bei den Einwohnerzahlen zulegen, während die beiden größten Städte im Land, Stuttgart und Mannheim, fast stagnierten.

In Stuttgart kamen in 50 Jahren gerade einmal 12.240 Menschen dazu, was einem mageren Plus von zwei Prozent entspricht. Mannheim hat bei der Einwohnerzahl sogar nur um 1,26 Prozent zugelegt, was nicht einmal 4000 Einwohnern entspricht. 

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Die Vorausberechnung der Bevölkerungszahlen bis 2045 sagt für Baden-Württemberg weiter steigende Einwohnerzahlen voraus. Im kreisweiten Vergleich liegt die Landeshauptstadt Stuttgart mit einem prognostizierten Wachstum zwischen 2023 und 2045 von 5,5 Prozent an der Spitze. Insgesamt werden die Stadtkreise schneller wachsen als die Landkreise.

Baden-Baden liegt in der Vorausberechnung mit einem Plus von 4,7 Prozent knapp vor Heilbronn, wo sowohl für den Stadtkreis als auch für den Landkreis ein Zuwachs von 4,5 Prozent prognostiziert werden. Im Hohenlohekreis erwarten die Forscher ein Plus von 4,3 Prozent.

Bevölkerungswachstum: Verschiedene Berechnungsmethoden

Noch besser sehen die Zahlen für Heilbronn aus, wenn man der Vorausberechnung aus dem Rathaus folgt. Während das Statistische Landesamt die Fortschreibung des Zensus als Grundlage heranzieht, stützt sich die Stadt auf ihr Einwohnermeldeamt.

Und damit soll Heilbronn bis 2040 auf 142.000 Einwohner wachsen, während die Statistiker des Landes im selben Zeitraum nur 136.308 Einwohner erwarten.

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