Oberwolfach (dpa/lsw)
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Vier Gründe, warum sich ein Elch im Schwarzwald wohlfühlt

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Ein Elch stromert durch den Schwarzwald - warum das mächtige Tier hier beste Bedingungen findet und doch an einer Sache scheitern könnte.

Im Schwarzwald wurde ein Elchbulle gesichtet. In der Region dürfte er sich aus Sicht der Experten wohlfühlen. (Symbolbild)
Im Schwarzwald wurde ein Elchbulle gesichtet. In der Region dürfte er sich aus Sicht der Experten wohlfühlen. (Symbolbild)  Foto: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa

Ein Elch sorgt für Aufsehen im Schwarzwald. Woher er stammt? Das weiß bislang niemand. Spuren des mächtigen Tieres gab es in Oberwolfach und Oberharmersbach im Ortenaukreis. 

Der Wildtierbeauftragte des Kreises, Maximilian Lang, hält es für sehr wahrscheinlich, dass der überraschend zutrauliche Bulle aus menschlicher Haltung stammt – und nicht aus Polen oder Tschechien über Bayern eingewandert ist. «Da wäre er über eine solch lange Strecke jemandem aufgefallen», sagt Lang. Zugleich ist er überzeugt: «Der Elch würde im Schwarzwald wunderbar zurechtkommen. Der Lebensraum würde definitiv passen.»

Vier Gründe, warum das so ist:  

1. Landschaft: Der Schwarzwald ist für den bis zu 600 Kilogramm schweren Einzelgänger grundsätzlich kein schlechter Ort. Es gibt ausgedehnte Wälder, feuchte Senken und junge Laubmischbestände mit Weiden, Birken und Espen – Pflanzen, die Elche besonders gern fressen. Auch der Mensch würde in solchen Gebieten wenig stören. Zudem brauchen Elche Flächen mit leicht zugänglichem Wasser, sagt Lang. «Das finden sie hier vielerorts, etwa entlang der Kinzig oder in Moorbereichen und Feuchtwiesen.»

2. Klima: Auch das Wetter spricht für den Schwarzwald. Kühle Temperaturen und Schnee schrecken Elche nicht, im Gegenteil – sie sind ausgesprochene Kältespezialisten. «Und anders als viele denken, mögen Elche gemäßigtes, teilweise sogar raues Klima, keine Hitze und Trockenheit», erklärt Wildtierexperte Lang. Die Bedingungen im mittleren und nördlichen Schwarzwald kämen ihrem bevorzugten Habitat «ziemlich nahe».

3. Nahrung: Elche sind sehr anpassungsfähig, wenn es ums Futter geht. Sie ernähren sich laut Lang ähnlich wie Rehe. Im Sommer fressen sie vor allem Kräuter, Blätter und Wasserpflanzen, während im Winter junge Triebe, Zweige, Baumrinde, Knospen und Nadeln von Kiefern und anderen Bäumen auf dem Speiseplan stehen. «Elche bevorzugen energiereiche Nahrung wie junge Triebe und Wasserpflanzen.» Das Angebot sei in vielen Regionen gut. 

4. Tradition: Ganz so ungewöhnlich ist ein Elch in Süddeutschland gar nicht. «Elche gehören ursprünglich auch zur heimischen Fauna», sagt Lang. Bis ins 17. Jahrhundert waren sie in Mitteleuropa weit verbreitet, bevor sie durch Überbejagung ausgerottet wurden. Heute existieren stabile Populationen an der deutsch-polnischen und deutsch-tschechischen Grenze – und einzelne Tiere begeben sich immer wieder auf Wanderschaft. «Dadurch kommt es in den östlichen Bundesländern immer wieder zu einzelnen Sichtungen», so Lang.

Und einer, der dagegen spricht:

Ein Elch wäre im Schwarzwald allein. Es gibt keine Artgenossen, also keine Elchkuh, mit der sich der Bulle zusammenschließen oder fortpflanzen könnte. Selbst wenn ein Tier einige Jahre überlebt, entstünde daraus keine Population. Nur wenn sich Wanderkorridore von den bestehenden Vorkommen in Bayern oder Tschechien bis nach Baden-Württemberg öffnen, könnte sich das langfristig ändern – bislang aber sind die Wege zu weit und zu gefährlich.

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