Strengere Regeln für Raucher - das ist geplant
Rauchen am Spielplatz oder an der Haltestelle? Das soll im Südwesten bald tabu sein – auch E-Zigaretten dürfen dort nicht mehr gequalmt werden. Was sich für Raucher und Nichtraucher jetzt ändert.

Wer raucht, muss sich in Baden-Württemberg auf spürbar strengere Regeln einstellen. Das Kabinett hat eine Reform des Nichtraucherschutzgesetzes beschlossen, über die nun der Landtag entscheidet.
Vorgesehen sind Rauchverbote an Orten, an denen viele Kinder und Jugendliche unterwegs sind – etwa auf Spielplätzen, an Haltestellen, in Freibädern, Zoos oder Freizeitparks. Auch E-Zigaretten, Vapes und Shishas sollen erfasst werden, weil beim Verbrennen oder Erhitzen gesundheitsschädliche Stoffe entstehen.
Die Regeln im Einzelnen:
Wo ist Rauchen künftig zusätzlich verboten?
Die Landesregierung will das Rauchverbot auf weitere Orte ausdehnen, an denen häufig Kinder und Jugendliche unterwegs sind. So soll künftig auf Kinderspielplätzen, an Straßenbahn- und Bushaltestellen, in Freibädern, Zoos oder Freizeitparks nicht mehr geraucht werden dürfen. Außerdem soll es keine Raucherzonen auf Schulhöfen und keine Raucherzimmer in Behörden mehr geben.
Was ist mit E-Zigaretten?
Auch E-Zigaretten, Vapes und Shishas fallen künftig unter die Regeln - und zwar unabhängig davon, ob darin nikotin-, tabak- oder cannabishaltige Erzeugnisse konsumiert werden oder nicht. Als Grund wird in der Vorlage für das Kabinett genannt, dass beim Verbrennen, Verdampfen und Erhitzen potenziell gesundheitsschädliche Stoffe freigesetzt werden.
Gibt es Ausnahmen?
Die Ausnahmeregeln, die das bisherige Gesetz für Kneipen und Gaststätten vorsieht, bleiben weitgehend bestehen. In Gaststätte ist das Rauchen zwar bislang grundsätzlich verboten, es gibt aber Ausnahmen für Außenbereiche. Obendrein ist das Rauchen in kleinen Ein-Raum-Kneipen erlaubt, sofern dort kein warmes Essen serviert wird. In größeren Gaststätten und Discos darf zudem in abgetrennten Raucherräumen gequalmt werden. Auf diese Räume muss künftig bereits am Eingang hingewiesen werden. Zudem dürfen die Räume nur von Erwachsenen betreten werden.
Warum sind Bierzelte von der neuen Regel ausgenommen?
Das beratende Bürgerforum hatte sich eigentlich klar für Rauch- und Dampfverbote in Bier-, Wein- und Festzelten ausgesprochen. Schutzbedürftige Menschen seien auch dort schutzbedürftig. Die Landesregierung folgte der Empfehlung aber nicht, weil Ereignisse wie Festivals in der Regel auf einen kurzen Zeitraum begrenzt seien. Im Vordergrund stehe weniger das gesellige Zusammensein als der Eventcharakter.
Wie viele Menschen rauchen im Südwesten noch?
Der Anteil der Rauchenden geht zwar tendenziell zurück, aber immer noch raucht etwa jede fünfte Person im Alter ab 15 Jahren. Laut Statistikportal lag die Raucherquote in Baden-Württemberg 2021 bei 17,4 Prozent. Demnach rauchten 18,7 Prozent der Männer und 11,8 Prozent der Frauen regelmäßig. Die Anteile sind aber rückläufig (2017 Männer: 21,9 Prozent, Frauen: 15,5 Prozent). Laut Statistikportal resultiert der Rückgang nicht daraus, dass mehr Menschen mit dem Rauchen aufhören, sondern immer weniger beginnen.
Rauchen junge Menschen häufiger als früher?
Nein, im Gegenteil. Immer mehr Jugendliche in Baden-Württemberg entscheiden sich, nicht zur Zigarette zu greifen. Besonders deutlich zeigt sich das bei den 12- bis 17-Jährigen: Im Jahr 2023 gaben 83 Prozent an, noch nie geraucht zu haben. 2001 lag dieser Anteil laut Mikrozensus erst bei 41,6 Prozent.
Warum geht die Zahl der Jugendlichen zurück, die rauchen?
Zum einen scheint die Aufklärung zu wirken, die Gesundheitsrisiken sind präsenter und Rauchen gilt längst nicht mehr als cool oder normal. Strengere Regeln und höhere Preise machen den Einstieg zusätzlich unattraktiv. Es zeigt sich auch, dass Bildung und soziale Herkunft eine wichtige Rolle spielen: Wer bessere Chancen hat, lässt Glimmstängel eher links liegen. Neue Trends wie Einweg-E-Zigaretten könnten diese Entwicklung aber bremsen – manche steigen damit ein, andere nutzen sie, um das Rauchen loszuwerden. Insgesamt zeigt die Forschung: Der Wandel ist echt, aber nicht unumkehrbar.
Wie gefährlich ist Rauchen?
An gesundheitlichen Folgen des Rauchens starben in Deutschland im Jahr 2023 rund 131.000 Menschen. Dies entspricht laut dem Tabakatlas des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) in etwa jedem siebten Todesfall (13,7 Prozent). In Baden-Württemberg ist den Angaben zufolge mehr als jeder zehnte Todesfall auf Rauchen zurückzuführen.
Unterschiede gibt es zwischen den Geschlechtern: Der Anteil an allen Todesfällen bei Männern sei mit 14,7 Prozent im Vergleich der Bundesländer am niedrigsten gewesen. Bei Frauen habe Baden-Württemberg mit einem Anteil von 9,5 Prozent im unteren Drittel gelegen. Basis der Berechnungen des DKFZ in Heidelberg ist die Todesursachenstatistik des Statistischen Bundesamts.
Wie schädlich ist Passivrauchen?
Der beim Passivrauchen inhalierte Rauch enthält dieselben Substanzen wie der beim aktiven Rauchen inhalierte Rauch, erklärt das DKFZ. Passivrauchen erhöhe das Risiko für Lungenkrebs und Schlaganfall um 20 bis 30 Prozent und steigere jenes, an Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu erkranken und zu sterben. Während der Schwangerschaft schade Passivrauchen auch dem ungeborenen Kind.
«Kinder sind durch Passivrauchen besonders gefährdet», heißt es im Tabakatlas. Sie hätten eine höhere Atemfrequenz und ein weniger effizientes Entgiftungssystem als Erwachsene und seien daher besonders empfindlich gegenüber den Gesundheitsgefahren des Passivrauchens. Bei Säuglingen erhöhe Passivrauchen das Risiko, durch plötzlichen Kindstod zu sterben.

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