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Polizei im Land wird blau

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Mehrheit der Beamten lehnt Farbwechsel bei Dienstkleidung ab

Von Peter Reinhardt
In Rheinland-Pfalz sind die blauen Polizeiuniformen schon eingeführt worden. Auch Baden-Württemberg will jetzt folgen. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) kritisierte den „Farbwechsel ohne Not“.Foto: dpa
In Rheinland-Pfalz sind die blauen Polizeiuniformen schon eingeführt worden. Auch Baden-Württemberg will jetzt folgen. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) kritisierte den „Farbwechsel ohne Not“.Foto: dpa

Uniform - Die Uniformen und Fahrzeuge der Polizei in Baden-Württemberg wechseln die Farbe. Bis 2011 soll die gestern vom Ministerrat beschlossene Umstellung von grün auf blau abgeschlossen sein. Zur Begründung verwies Ministerpräsident Günther Oettinger auf den bundesweiten Trend: „Blau wird die Farbe der Sicherheit.“ Zehn Länder und die Bundespolizei seien bereits umgestiegen oder hätten es zumindest beschlossen.

Der Farbenwechsel ist ein alter Wunsch der Polizeiführung im Stuttgarter Innenministerium. Vor drei Jahren war bereits ein Vorstoß gescheitert. Trotzdem stieg Josef Schneider, dem Landeschef der Gewerkschaft der Polizei (GdP), gestern die Zornesröte ins Gesicht. „Die Teppichbodenetagen der Polizei haben sich durchgesetzt“, schimpft der Gewerkschafter. Bei einer Umfrage hätten sich 70 Prozent der betroffenen Beamten für eine Beibehaltung des überkommenen Grüns ausgesprochen. Schneider: „Die Sehnsucht nach Blau haben nur die Großkopfeten.“ Für ihn „ist es ein Wahnsinn, im dunklen Tuch einen Unfall aufnehmen zu müssen“.

Umstellung Problemlos gelingt nach Oettingers Ansicht die Umstellung auf blau-silber bei den Streifenfahrzeugen innerhalb von zwei bis drei Jahren. Die Autos seien alle geleast und würden in dieser Zeit ohnehin ausgetauscht. Noch länger müssen sich die Bürger an ein Nebeneinander bei den Uniformen gewöhnen, die von 2009 bis 2011 schrittweise gewechselt werden.

18 Millionen Euro kostet die Aktion, die „ohne nennenswerten Aufwand für den Haushalt aufgebracht werden“, verspricht der CDU-Regierungschef. Denn alle 21 500 uniformierten Polizisten bekommen vom Land jährlich einen Kleidungszuschuss von rund 200 Euro. „Mit diesem Geld können neue Uniformteile gekauft werden“, erläutert Innenminister Heribert Rech. Teuerer Sonderbedarf wie Motorradkombis werde über die Dienststellen bezahlt. Bayern verweigert sich dem von Oettinger beschworenen Zug der Zeit und bleibt weiter beim bewährten Grün-Beige. „Wir wollen das Geld lieber für Maßnahmen ausgeben, die die Sicherheit der Bürger verbessern, als für Fragen der Haute Couture“, betont der Sprecher von Innenminister Günter Beckstein.

Nachwuchs einstellen Dem pflichtet Gewerkschafter Schneider bei: „Wichtiger wäre, mehr Nachwuchs einzustellen.“ Doch dafür habe das Land kein Geld. Rech vertrat zumindest früher die Ansicht, die blaue Uniform sorge für eine „größere Arbeitszufriedenheit“ bei den Beamten. Als erstes Bundesland hatte Hamburg 2002 die blaue Dienstkleidung eingeführt. Damals war der Rechtspopulist Ronald Schill zuständig. Die grüne Uniform, die in den 70er Jahren Heinz Östergard, der Chefdesigner des Versandhauses Quelle, entworfen hatte, bezeichnete Schill als „Kartoffelsäcke“, die „vermutlich ein Polizistenhasser“ kreiert hatte.

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