Wie sich das Land für den Klimawandel wappnen will
Starkregen und Überschwemmungen, Hitzetage und Dürreschäden - der Klimawandel setzt inzwischen unübersehbare Ausrufezeichen in die Jahreszeiten. Es geht nicht mehr nur um Klimaschutz.

Von extremen Wetterlagen betroffene Bundesländer wie Baden-Württemberg müssen sich zunehmend um Strategien kümmern, sich dem Klimawandel und dessen Folgen anzupassen. Das sei neben dem Klimaschutz an sich eine der beiden Säulen, auf denen der Umgang mit der Klimaerwärmung ruhe, sagte Umweltminister Franz Untersteller (Grüne) am Montag auf einem Symposium in Baden-Baden. Hochwasserschutz im Land und Eigenvorsorge der Kommunen sei dabei ebenso gefordert wie die weitere gründliche Erforschung der Auswirkungen des Klimawandels. Er betonte dabei den engen Schulterschluss mit anderen Bundesländern wie Rheinland-Pfalz und Bayern.
Der Klimawandel sei enorm bedrohlich und „er findet nicht irgendwo statt, sondern auch in Baden-Württemberg, das ist vielen nicht klar“, sagte Untersteller zum Auftakt des 6. KLIWA-Symposiums „Risiko Klima - Herausforderungen managen“. Seit Beginn der Temperaturaufzeichnungen 1881 habe die Temperatur im Südwesten um durchschnittlich 1,3 Grad zugenommen. In Rheinland-Pfalz seien es sogar 1,5 Grad, ergänzte der rheinland-pfälzische Umweltstaatssekretär Thomas Griese.
Gewässermonitoring startet
Die Politiker kündigten zugleich den Start eines neuen Gewässermonitorings an, bei dem auch Hessen mit im Boot ist. Dabei sollen gemeinsam mit dem Deutschen Wetterdienst (DWD) über einen Zeitraum von 30 Jahren Veränderungen innerhalb von Gewässern und damit die Auswirkungen des Klimawandels auf die Wasserwirtschaft untersucht werden. So gebe es seit einiger Zeit das Phänomen, dass die Zahl der Stichlinge im Bodensee enorm zunehme. Auch wenn es längst nicht bewiesen sei, so „könnte es sein, dass das auch mit dem Klimawandel zu tun hat“, sagte Untersteller.
Warnzeichen des Klimawandels mit längst weitreichenden Folgen etwa für Obst- oder Weinbauern sei beispielsweise die starke Vermehrung des Schädlings Kirschessigfliege, ergänzte Griese. Der Beerenschädling breite sich dank milder Winter enorm aus. Zudem sei der Markt für Eiswein dabei, wegzubrechen, weil dafür bestimmte Minusgrade nötig seien, dies aber in den milden Wintern immer seltener vorkomme. „Sieht man vom Oval Office in Washington ab, steht der Klimawandel inzwischen außer Frage“, sagte Minister Untersteller in Anspielung auf US-Präsident Donald Trump, der diesbezüglich als ausgesprochen skeptisch gilt.
Gelder für Hochwasserschutz verdoppelt
Untersteller rief die Kommunen auf, bei Sanierungsmaßnahmen etwa von Brücken oder mit dem Bau von Rückhaltebecken Vorsorge zu treffen und Maßnahmen zum Schutz vor Hochwasser ernstzunehmen. Das sei bislang nicht in ausreichendem Maße geschehen. Das Land habe seine für den Hochwasserschutz eingestellten Mittel inzwischen von 25 Millionen Euro im Jahr 2011 auf 50 Millionen verdoppelt.
Die Kooperation KLIWA (Klimaveränderung und Wasserwirtschaft) zwischen Baden-Württemberg, Bayern und inzwischen auch Rheinland-Pfalz wurde 1999 ins Leben gerufen. Dabei erforschen Experten in Zusammenarbeit mit dem DWD Phänomene und Veränderungen in Seen, Flüssen oder Grundwasserlandschaften, erstellen Prognosen und formulieren Handlungsempfehlungen.
Mai-Unwetter vom letzten Jahr
Die verheerenden Unwetter Ende Mai 2016 hatten in der Region einen dreistelligen Millionenschaden verursacht. Im Landkreis Schwäbisch Hall und dem Hohenlohekreis summierte sich der Schaden auf mehr als 200 Millionen Euro.
Sturmtief „Elvira“ hatte vor allem über dem Norden und Osten Baden-Württembergs gewütet. Besonders betroffen war dabei das 900-Einwohner-Dorf Braunsbach. Es wurde von einer Geröll- und Schlammlawine zerstört; mehrere Häuser mussten bereits abgerissen werden.
Die Berichterstattung von Stimme.de zu den schweren Unwettern verlief zu einem großen Teil per Live-Blog.
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Infos des Umweltministeriums zum Hochwasser-Risikomanagement
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"KLIWA"-Bericht zum Klimamonitoring in Süddeutschland von 2016