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Erdrutsche, Überflutungen
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Dauerregen und steigende Pegelstände: Scholz besucht Hochwassergebiete im Saarland

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Innerhalb eines Tages fällt so viel Regen, wie sonst nicht einmal in einem ganzen Monat. Die Folgen: Orte werden überschwemmt, Häuser müssen evakuiert werden, Rettungskräfte sind im Dauereinsatz.

von unserer Redaktion und dpa
Heftiger Dauerregen hat im Saarland vielfache Überflutungen und Erdrutsche verursacht (links). In Schoden an der Saar im Kreis Trier-Saarburg mussten Menschen ihre Häuser verlassen.
Heftiger Dauerregen hat im Saarland vielfache Überflutungen und Erdrutsche verursacht (links). In Schoden an der Saar im Kreis Trier-Saarburg mussten Menschen ihre Häuser verlassen.  Foto: Dpa

 

  • Heftiger Dauerregen hat im Saarland vielfache Überflutungen und Erdrutsche verursacht
  • Zu Beeinträchtigungen im Bahnverkehr kommt es in Baden-Württemberg, Saarland und in Rheinland-Pfalz
  • Der Wetterdienst hebt die Unwetterwarnungen deutschlandweit auf

Ein Bundesland im Ausnahmezustand: Nach Dauerregen und Hochwasser will sich Bundeskanzler Olaf Scholz am Samstag im Saarland ein Bild von der Situation machen. Unterdessen dürften nach Tagesanbruch die großen Aufräumarbeiten anlaufen. Heftiger Dauerregen hatte in dem kleinen Bundesland im Westen Deutschlands am Freitag Überflutungen und Erdrutsche verursacht. Über Verletzte war zunächst nichts bekannt. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hob am frühen Samstagmorgen alle Unwetterwarnungen in Deutschland auf. 

 


Bundeskanzler Olaf Scholz versichert Saarland Solidarität des Bundes

12:14 Uhr: Bundeskanzler Olaf Scholz hat dem Saarland nach den Überschwemmungen die Solidarität des Bundes versichert. Der SPD-Politiker sagte am Samstag in Kleinblittersdorf, es stehe nun die akute Hilfe im Vordergrund. Wenn die unmittelbare Not- und Gefahrenlage zurückgegangen sei, werde es darum gehen, dass man miteinander verabrede, was zu tun sei, um denjenigen, die in Not geraten seien, zu helfen. "Wir haben da eine gute Praxis der Solidarität", sagte der Kanzler.

"Leider ist das ja hier nicht das erste Mal, dass wir eine große Naturkatastrophe zu bewältigen haben und deshalb werden wir natürlich schauen, was hier jetzt zu tun ist und was notwendig ist", sagte Scholz. "Alle können sich darauf verlassen, dass das im besten Sinne geschieht."  Scholz, der Gummistiefel trug, ging über eine überflutete Straße und sprach mit Betroffenen. Er hatte in Saarbrücken ursprünglich eine Dialogveranstaltung mit rund 400 Bürgern zur Europa- und Kommunalwahl am 9. Juni geplant.

Die saarländische Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD) sagte: "Es soll niemand im Regen stehen bei dieser schwierigen Lage." Die saarländische Landesregierung hatte bereits erste Schritte für finanzielle Hilfen nach den Überschwemmungen eingeleitet. Rehlinger sprach von der schwierigsten Lage seit dem Hochwasser vor mehr als 30 Jahren im Saarland, dem "Jahrhunderthochwasser".

 

11:40 Uhr: Wegen starker Regenfälle herrscht in der französischen Region Moselle in Lothringen weiterhin Alarmstufe Rot für Überschwemmungen. Der Wetterdienst Metéo France berichtete am Samstag von "außergewöhnlichem Hochwasser" des Saar-Nebenflusses Nied und von "starkem Hochwasser" an mehreren Flüssen im Nordosten der Region an der Grenze zu Deutschland. Im Department Bas-Rhin rund um Straßburg herrscht demnach Warnstufe Orange, also die zweithöchste Stufe. "Das Äquivalent von mehr als einem Monatsregen ist in weniger als 24 Stunden gefallen", erklärte die Präfektur am Freitagabend und sprach von einer "beeindruckenden, aber nicht dramatischen" Situation, in der "keine Toten oder Verletzten" zu beklagen seien.

Wettermodelle deuten nächste Unwetterfront an

11:22 Uhr: Nach dem Unwetter ist vor dem nächsten Unwetter. In der Woche nach Pfingsten könnte sich erneut eine "brisante Wetterlage" anbahnen, schreiben die Wetterexperten von Kachelmannwetter.  Demnach soll zum kommenden Dienstag das nächste kräftige Tief aufziehen. Auch dann sind wieder Starkregen und teils kräftige Gewitter möglich. 

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10.30 Uhr: Nach dem Einsturz einer Gartenmauer sind in Mannheim die angrenzenden Häuser evakuiert worden. Der Bereich unter der umgestürzten Mauer sei von der Feuerwehr zunächst von Hand und später noch einmal mit Trümmerhunden abgesucht worden, teilte die Stadt mit. Verschüttete Personen wurden nicht gefunden. Das hinter der Mauer befindliche Erdreich war teils in das tieferliegende Nachbargrundstück abgerutscht, wie es hieß. Grund war der Dauerregen. Nachdem ein Fachberater die Unglücksstelle untersucht habe, hätten die Häuser wieder freigegeben werden können.

 

09:40 Uhr: Auch in der Region Heilbronn und in Hohenlohe fielen in den letzten 48 Stunden teils enorme Regenmengen. An den Messstationen des DWD in Obersulm-Willsbach wurden 74 Liter, in Öhringen rund 60 Liter Niederschlag gemessen. An der Messstation für Heilbronn, die vom Land Baden-Württemberg betrieben wird, fielen in den letzten 48 Stunden 47 Liter Wasser in den Messbecher. In Sinsheim-Ehrstädt dagegen wurden nur rund 20 Liter registriert. 

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Landrat des Landkreises Neunkirchen: "Wir haben eine Großschadenslage" 

09:10 Uhr: Am Freitag und auch noch in der Nacht zum Samstag kämpfte das Saarland mit den Wassermassen. Auf Videos waren zur Hälfte überschwemmte Autos, im Hochwasser feststeckende Wohnwagen und zahlreiche überflutete Straßen zu sehen. Gebäude wurden notdürftig mit Sandsäcken geschützt, teilweise stehen ganze Straßenzüge unter Wasser. Das Lagezentrum in Saarbrücken registrierte bislang mehr als 3000 Polizei- und Rettungseinsätze im gesamten Bundesland. Die Zahlen stammen vom frühen Samstagmorgen, wie eine Sprecherin des Lagezentrums in Saarbrücken sagte.

In der Altstadt des saarländischen Ottweiler musste in der Nacht zum Samstag vorsorglich der Strom abgeschaltet werden, wie ein Sprecher des Innenministeriums sagte. "Wir haben hier eine Großschadenslage", sagte der Landrat des Landkreises Neunkirchen, Sören Meng, in einem Video auf Facebook. "Die Folgen für den Landkreis sind sehr groß. Es sind fast alle Städte und Gemeinden betroffen." In Rußhütte, einem Stadtteil der Landeshauptstadt Saarbrücken, wurden die Menschen mit Amphibienfahrzeugen und Booten evakuiert. Ein Straßenzug sei hier besonders betroffen gewesen, sagte der Sprecher des Innenministeriums. 

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Auch in Rheinland-Pfalz volle Keller und Straßen

08:55 Uhr: In Rheinland-Pfalz waren am Freitag vor allem der Landkreis Trier-Saarburg mit den Verbandsgemeinden Ruwer und Saarburg-Kell sowie die Südpfalz und die Städte Trier, Zweibrücken, Pirmasens und Ludwigshafen von dem Dauerregen betroffen. Keller und Straßen liefen voll und Bäume stürzten um, wie die Koordinierungsstelle der Aufsichts- und Dienstleistungsbehörde (ADD) berichtete. Verletzt wurde nach derzeitigem Kenntnisstand niemand. Viele kleinere Bäche und Flüsse traten über die Ufer.

Bundeskanzler Olaf Scholz im Hochwassergebiet erwartet 

08:45 Uhr: Nach Dauerregen und Hochwasser will sich Bundeskanzler Olaf Scholz am Samstag gemeinsam mit Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (beide SPD) im Saarland ein Bild von der Situation machen.

 

08:16 Uhr: Bundesinnenministerin Nancy Faeser dankte den Kräften von THW, Polizei und Feuerwehr auf der Plattform X. "Großer Respekt und Dank an alle Einsatzkräfte für ihren unermüdlichen Einsatz, um Menschenleben zu schützen!", schrieb sie.

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Polizei: Lage nach extremem Dauerregen im Saarland etwas entspannt

08:05 Uhr: Nach dem extremen Dauerregen mit Überschwemmungen im Saarland hat sich die Lage bis zum frühen Samstagmorgen aus Sicht der Polizei etwas entspannt. Seit 1.00 Uhr stiegen die Pegelstände zumindest nicht mehr, sagte ein Sprecher des Lagezentrums in Saarbrücken. Die Rettungskräfte seien aber weiterhin im Großeinsatz. Das genaue Ausmaß der Schäden dürfte erst bei Tageslicht so richtig einzuschätzen sein.

Nach bisherigen Kenntnissen sind bei dem schweren Unwetter mit stundenlangen Niederschlägen und großflächigen Überflutungen keine Menschen ums Leben gekommen. Bei einer Evakuierungsaktion habe es einen Verletzten gegeben, sagte der Sprecher des Lagezentrums. Ein Mensch sei ins Wasser gefallen und anschließend in ein Krankenhaus gebracht worden.

Allein die Polizei im Saarland verzeichnete bis zum frühen Samstagmorgen (7.00 Uhr) rund 1000 Einsätze. Hinzu kommen nach Angaben des Saar-Innenministeriums mehr als 2400 Einsätze von Feuerwehren und anderen Hilfsorganisationen. In Ottweiler im Landkreis Neunkirchen und in Quierschied im Regionalverband Saarbrücken, wo sich die Hochwasserlage zwischenzeitlich zugespitzt hatte, gehe es nun ans Erkunden und Aufräumen, sagte der Sprecher des Innenministeriums. Weiterhin angespannt sei die Lage in Blieskastel, da der Pegelstand der Blies weiter leicht gestiegen sei. Gegen Samstagmittag werde dort der Höchststand erwartet, zahlreiche Helfer versuchten, eine Überschwemmung der Altstadt von Blieskastel zu verhindern.

Zahlreiche Straßen im Saarland sind weiterhin gesperrt, auch der Bahnverkehr ist nach Angaben der Deutschen Bahn eingeschränkt. Sie riet zunächst von nicht notwendigen Reisen ins Saarland ab. Die Saarbahn kann nach Angaben des Unternehmens nur zwischen Güchenbach und Saargemünd fahren.

DWD hebt Unwetterwarnungen deutschlandweit auf

07:50 Uhr: Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hat am frühen Samstagmorgen alle Unwetterwarnungen in Deutschland aufgehoben. Es liege keine Warnung vor «extrem ergiebigem Dauerregen» mehr vor, teilte der DWD mit. Im Norden Baden-Württembergs und in der Vorderpfalz warnte der DWD jedoch noch bis Samstag 8 Uhr weiterhin vor Dauerregen. Dort werden örtlich neben den bereits gefallenen Regenmengen noch etwa zwischen 15 und 20 Liter pro Quadratmeter erwartet.

 

06:50 Uhr: An der Saar und Ruwer im Landkreis Trier-Saarburg ist es nach Angaben der Kreisverwaltung zu großflächigen Überschwemmungen gekommen. Die Lage sei unverändert angespannt, hieß es am Samstagmorgen. Die Pegel an den beiden Flüssen seien weiterhin hoch. Demnach fließen aktuell nach wie vor große Mengen Wasser aus der Riveristalsperre in die Ruwer. Wegen einer defekten Staustufe in Detzem könne es an der Mosel zu einem Rückstau und somit zu Hochwasser an den vorliegenden Gemeinden kommen. Die Einsatzkräfte werden den Angaben nach weiter aufgestockt.

Im Ruwertal sollen viele Häuser unter Wasser stehen. Die genaue Anzahl war zunächst nicht bekannt. Das Schwimmbad Saarburg und zahlreiche Straßen seien überflutet und unpassierbar.

Beeinträchtigungen im Bahnverkehr in Baden-Württemberg, Saarland und in Rheinland-Pfalz

06:44 Uhr: Im Bahnverkehr kommt es auf der Rheintalbahn wegen der starken Regenfälle zu Beeinträchtigungen. Das teilte die Bundespolizei auf der Plattform X mit. Es kommt zu Verspätungen und Ausfällen zwischen Baden-Baden, Achern und Rastatt. Reisende finden Informationen auf der Webseite der Deutschen Bahn.

Wegen des Unwetters kommt es auch in Rheinland-Pfalz und im Saarland zu massiven Beeinträchtigungen und Ausfällen im Zug- und Schienenersatzverkehr. Von nicht notwendigen Reisen ins Saarland sei abzusehen, teilte die Deutsche Bahn mit. Aufgrund der Witterungsbedingungen konnte die Bahn ihren Angaben zufolge keinen Ersatzverkehr einrichten. Betroffen seien mehrere Regionalbahn- und Regional-Express-Linien, die unter anderem über die Hauptbahnhöfe Pirmasens, Trier und Saarbrücken führen.

 

Überflutungsgefahr - Evakuierung von rund 220 Menschen in Schoden

06:25 Uhr: Wegen Überflutungsgefahr müssen rund 220 Menschen in Schoden an der Saar im Kreis Trier-Saarburg vorsorglich ihre Häuser verlassen. Wie die Kreisverwaltung am Freitagabend mitteilte, sollen sie zunächst in einer Turnhalle in Saarburg untergebracht werden. Der Wasserstand der Saar war zuvor wegen des Dauerregens so stark gestiegen, dass eine Überflutung des Uferdamms befürchtet wurde. Mit Sandsäcken wollten Helfer versuchen, den Damm zu stabilisieren.

Schoden ist während der Evakuierung hell erleuchtet. Wegen Überflutungsgefahr müssen rund 220 Menschen in Schoden an der Saar im Kreis Trier-Saarburg vorsorglich ihre Häuser verlassen.
Schoden ist während der Evakuierung hell erleuchtet. Wegen Überflutungsgefahr müssen rund 220 Menschen in Schoden an der Saar im Kreis Trier-Saarburg vorsorglich ihre Häuser verlassen.  Foto: Andreas Arnold (dpa)

"An fast allen Orten entlang der Saar sind Straßen und Gebäude überspült, in vielen Gemeinden treten kleinere Gewässer über die Ufer", teilte die Kreisbehörde mit. "Feuerwehren und weitere Einsatzkräfte sind in allen Verbandsgemeinden im Einsatz, um Keller leerzupumpen und die Bevölkerung zu unterstützen." Mehr als 1000 Helfer seien alleine im Kreis Trier-Saarburg im Einsatz.

Beim Seniorenheim in Saarburg gebe es, wie in anderen Gebäuden rund um die Saar auch, Wassereinbrüche, hieß es am späten Abend. Die Evakuierung werde vorbereitet, die Feuerwehr sei vor Ort. In Trassem, wo ebenfalls evakuiert wird, hätten sich mehrere Bewohner in ihren Häusern verschanzt. Die Polizei sei dort. "Es wird dringend davon abgeraten, sich etwaigen Evakuierungsaufforderungen der Einsatzkräfte zu widersetzen, dies kann lebensbedrohliche Folgen mit sich ziehen, die Pegel steigen weiterhin an", teilte der Kreis mit.

 

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