Stadt Stuttgart und Land ziehen positive Bilanz der EM
Oberbürgermeister Frank Nopper sieht Imagegewinn der Stadt. Innenminister Thomas Strobl ist erleichtert über den weitgehend friedlichen Verlauf der Fußball-Europameisterschaft im Südwesten.

Die Abbauarbeiten sind am Montag in vollem Gange. Wo nun vier Wochen lang Public Viewing am Schlossplatz stattfand, beginnt bereits am Dienstag der Aufbau für die Jazz Open, die am 18. Juli starten. Eine weitgehend positive Bilanz haben das Land und die Stadt Stuttgart nach der am Sonntag zu Ende gegangenen Fußball-Europameisterschaft gezogen. Stuttgarts OB Frank Nopper (CDU) betonte ausdrücklich den hohen Imagegewinn für die Landeshauptstadt, gerade auch mit Blick auf zigtausende ausländische Gäste.
Innenminister Thomas Strobl (CDU) lobte den erfolgreichen Einsatz der Polizei und der Hilfsorganisationen. Die 32 Einsatztage der Fußballeuropameisterschaft vom 14. Juni bis 14. Juli bewerteten Strobl und der Stuttgarter Polizeipräsident Markus Eisenbraun grundsätzlich positiv, dies gelte nicht nur für Stuttgart, sondern für ganz Baden-Württemberg. Insgesamt waren über den Turnierzeitraum rund 28.000 Polizisten im Einsatz. Hinzu kamen tausende vorwiegend ehrenamtliche Helfer des Katastrophenschutzes und der Rettungsorganisationen.
Fünf EM-Spiele in Stuttgart
Doch ansonsten war die Botschaft weitgehend positiv: "Ganz Europa hat bei den fünf Spielen auf ein sympathisches und bestens organisiertes Stuttgart geblickt. Und ganz Europa wird Stuttgart in bester Erinnerung behalten", sagte Stuttgarts OB. In der Landeshauptstadt fanden fünf Spiele statt, darunter zwei der deutschen Nationalmannschaft. Insgesamt besuchten knapp 900 000 Menschen die Fanzonen und die Fanbereiche in der Innenstadt, die allermeisten davon beim Public Viewing auf dem Schlossplatz. Die Stadt registrierte alleine 200 000 zusätzliche Hotelübernachtungen. Stuttgart hatte sich die Fußball-EM 38,4 Millionen Euro kosten lassen, hinzu kamen noch 139,5 Millionen Euro für den Umbau des Stadions. Der Gewinn werde sich in Zukunft zeigen, so Nopper, er verspreche sich Auswirkungen auf den Tourismus.
Von Gastronomie und Einzelhandel bekam OB Nopper allerdings unterschiedliche Rückmeldungen. "Von himmelhochjauchzend bis zu Tode betrübt", lauteten deren Reaktionen, so Nopper, es gebe etwa Klagen über teils zu wenig Frequenz in den Fanzonen. Während es Massenandrang beim Public Viewing auf dem Schlossplatz gab, war in den drei Fanzonen auf Plätzen in der Innenstadt selbst an Spieltagen, die in Stuttgart stattfanden, nur wenig los. Dass zudem die ausländischen Fans sich in eigenen Meeting-Points im Stadt- und Schlossgarten trafen, sorgte ebenfalls für Umsatzverluste, hinzu kam teils schlechtes Wetter. Für Stände in den Fanzonen hatten die 15 Festwirte aber erhebliche Gebühren gezahlt. "Wir hatten wohl alle andere Vorstellungen von der Veranstaltung", so ein Wirt gegenüber unserer Redaktion. Die Festwirte hoffen nun auf ein finanzielles Entgegenkommen der Stadt und setzen auf vereinbarte Gespräche, so der Wirt weiter.
Andreas Kroll, Geschäftsführer der Städtischen Veranstaltungsgesellschaft, verwies auf ein geändertes Konsumverhalten und auf das Wetter. Man habe aber bereits im Vorfeld nachgebessert und an den Tagen ohne Spielen keine Gebühr von den Festwirten erhoben. Man sei aber weiter im Gespräch.
Straftaten und Tod eines Polizisten
In Zusammenhang mit der Fußball-EM registrierte die Polizei landesweit 386 Straftaten aus dem Bereich Diebstahl, Körperverletzung und Beleidigung, davon 313 in Stuttgart, sowie rund 100 Ordnungswidrigkeiten, überwiegend Verstöße aufgrund der Nutzung von Pyrotechnik. Gravierendster Vorfall war eine Messerattacke in der Fanzone auf dem Stuttgarter Schlossplatz am 26. Juni, als ein 25-jähriger Syrer zwei türkische und einen deutschen Fußballfan angriff und teils schwer verletzte. Überschattet worden sei die EM vom Unfalltod eines Motorradpolizisten. am 24. Juni in Stuttgart. Die Motorradstaffel der Verkehrspolizei Stuttgart hatte den ungarischen Regierungschef Viktor Orbán nach einem EM-Spiel der Nationalmannschaft seines Landes auf dem Weg zum Stuttgarter Flughafen eskortiert.