Mit Verboten und Verkehrskontrollen gegen PS-Protzer
Schluss mit Lärmbelästigung und gefährlichen Rennen: Im Südwesten gehen die Behörden an Ostern gegen die sogenannte Autotuner- und Poser-Szene vor. Doch wie laut darf ein Auto eigentlich sein?

Mit Verboten und Verkehrskontrollen gehen die Behörden im Südwesten an Ostern gegen die sogenannte Autotuner- und Poser-Szene vor. Die Stadtverwaltung von Singen untersagte für die Tage bis Ostersonntag etwa Ansammlungen von mehr als fünf Fahrzeugen.
Das Verbot richtet sich gegen Treffen von Autobesitzern, die mit dem Motorenlärm ihrer umgebauten Fahrzeuge die Umwelt belästigen und sich mitunter Rennen liefern. Mit der Regelung habe man im vergangenen Jahr gute Erfahrungen gemacht, sagte ein Sprecher der Kommune nordwestlich des Bodensees.
Auch in Mannheim kündigte die Polizei ein konsequentes Vorgehen gegen Autobesitzer an, die mit ihrem Gefährt protzen und lärmend durch die Straßen brausen. Die Behörden kontrollierten am Donnerstagabend im Zentrum der badischen Stadt bereits gezielt aufgemotzte Fahrzeuge und beanstandeten Manipulationen etwa an Auspuff und Räderwerk. Ein Fahrer musste seinen Wagen abgeben, da technische Veränderungen nicht mit den Angaben in den Fahrzeugpapieren übereinstimmten.
Das Phänomen "Poser"
„Poser“ gelten als Phänomen in Mannheim. Mit dem Begriff bezeichnen die Behörden Autobesitzer, die mit aufheulenden Motoren an belebten Plätzen vorbeifahren, um mit ihren getunten Wagen zu posieren.
Der Verband der Automobil Tuner mit Sitz in Münster distanziert sich von den Störern. „Poser scheinen Menschen mit einem Ego-Problem zu sein“, sagte Geschäftsführer Harald Schmidtke der Deutschen Presse-Agentur. Es handele sich um eine „scheinbar unbelehrbare Randgruppe“, die das Image der Szene beschädige.
Kritik kommt auch vom ADAC. „Poser versuchen offenbar, durch ihr Verhalten zusätzlich Aufmerksamkeit zu gewinnen - etwa durch Hochjubeln des Motors im Stand und quietschende Reifen“, sagte Arnulf Thiemel vom Technikzentrum Landsberg am Lech. Tuner bezeichnete er als „vielfach friedliche Menschen“. „Die putzen ihre Autos besonders heraus und freuen sich dann über Aufmerksamkeit“, meinte Thiemel.
Einige Beispiele für Lärmpegel und die Risiken:
- 60 dB: stören die Konzentration; erste Belastungsreaktionen (Gespräch, leises Radio)
- 80 dB: erhöhtes Herz-Kreislauf-Risiko bei dauernder Belastung (Hauptverkehrsstraße)
- 100 dB: Gehörschäden bei jahrelanger Dauerbelastung (Kreissäge, Presslufthammer)
- 140 dB: mögliche Gehörschäden schon nach kurzer Zeit (Startgeräusch eines Flugzeugs in 40 Metern Entfernung, Trillerpfeife)
- 160 dB: Gehörschäden schon bei einmaliger Einwirkung (Gewehrschuss in Mündungsnähe)