Landesstelle für Suchtfragen befürwortet Freigabe von Cannabis
Die Landesstelle für Suchtfragen spricht sich für eine geregelte Abgabe von Cannabis an Erwachsene aus, hält aber Präventionsangebote für Jugendliche und junge Erwachsene für umso wichtiger. Ziel sei es, den Verzicht zu stärken und das Ausprobieren hinauszuzögern.

Die Landesstelle für Suchtfragen (LSS) Baden-Württemberg spricht sich als fachliche Koordinierungssstelle für die Verbände der Liga der freien Wohlfahrtsverbände für eine geregelte Cannabis-Abgabe aus. Der wichtigste Grund ist hierbei, dass die Konsumenten nicht mehr kriminalisiert werden.
LSS macht klar: Cannabis bleibt riskant
Die LSS vertritt 100 ambulante und 20 stationäre Suchthilfeeinrichtungen und fachpolitisch die Verbände auf Landesebene. Trotz ihrer Positionierung macht sie in einer Empfehlung klar: "Cannabis bleibt weiterhin eine riskante Sucht-Substanz." Sie könne aber unter gesetzlich geregelten Zugängen sowohl was die Beschaffenheit angeht als auch in der Abgabe kontrolliert werden. Darin sieht die LSS großes Potenzial und rechnet damit, dass der riskante Zugang über den Schwarzmarkt zurückgedrängt wird.
Konsum weitet sich möglicherweise aus
Mit dem legalen Verkauf an Erwachsene sei eine Ausweitung des Konsums denkbar. Damit nehme der Problemkonsum zu, so die Prognose. Schon heute ist Cannabis nach Alkohol der zweithäufigste Beratungs- und Behandlungsanlass in den ambulanten Einrichtungen der Suchthilfe," heißt es in dem Papier.
Die Statistik zeige jetzt bereits eine Steigerung der mit dem Konsum assoziierten Störungen in den vergangenen Jahren. Hatten 2009 zwölf Prozent der Klienten die Hauptdiagnose Cannabis, sind es in der Statistik von 2020 für Baden-Württemberg 23 Prozent. In der Alkoholumfrage 2021 zu Alkohol, Rauchen, Cannabis und Trends der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZga) heißt es: "Von den 18- bis 25-Jährigen verfügen annähernd 51 Prozent über eigene Konsumerfahrung."

Prävention ist besonders für junge Menschen wichtig
Auch wenn der freie Zugang zu Cannabis nur für Erwachsene gelten wird, ist der Konsum für Jugendliche nicht zu verhindern, stellt die LSS fest. Präventionsangebote für Jugendliche und junge Erwachsene seien deshalb besonders wichtig, etwa in Schulen, Jugendzentren oder Sportvereinen. Ziel ist es, den Verzicht zu stärken und das Ausprobieren hinauszuzögern.
Eltern haben auch auf Teenager noch viel Einfluss
Die LSS weist auch darauf hin, dass Eltern großen Einfluss auf Einstieg und Konsumverhalten ihrer Kinder hätten. Wichtig sei, dass sich die Eltern für das Freizeitverhalten interessierten, nachvollziehbare Regeln aufstellten und regelmäßige Gespräche führten. "Gerade in der Phase, in der sich Jugendliche von Eltern abgrenzen, bleiben sie trotzdem ein wichtiger Referenzpunkt", heißt es.
Schulleitungen sollen einbezogen werden
Die Auswirkungen einer gesamtgesellschaftlich moderateren Drogenpolitik werden auch in die Schulen schwappen, prognostiziert die Landesstelle. Deshalb sei es zielführend, die Schulleitungen aktiv in den Präventionsprozess einzubeziehen und die Vernetzung mit den Fachstellen auszubauen. Dafür müsse ein passendes Konzept erarbeitet werden.


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