Stimme+
Experten sind besorgt
Hinzugefügt. Zur Merkliste Lesezeichen setzen

"Alarmstimmung" wegen Japankäfern – sieben wichtige Fragen und Antworten

   | 
Lesezeit  2 Min
Erfolgreich kopiert!

Im Landkreis Lörrach in Baden-Württemberg wurde erstmals ein weiblicher Japankäfer gesehen. Woran erkennt man die Tiere und ihre Larven? Was machst sie so gefährlich? Und wie verhält man sich richtig, wenn man einen entdeckt? Ein Überblick.

von dpa und Jennifer Schnell
Ein präparierter Japankäfer (Popillia japonica).
Ein präparierter Japankäfer (Popillia japonica).  Foto: Uli Deck/dpa

Nach Sichtungen von männlichen Japankäfern im vergangenen Herbst und im Juli im Raum Freiburg ist nun erstmals ein weibliches Exemplar in Baden-Württemberg entdeckt worden. Wie das Landwirtschaftliche Technologiezentrum Augustenberg (LTZ) am Mittwoch mitteilte, ist der Käfer in Weil am Rhein (Landkreis Lörrach) in die Falle des baden-württembergischen Pflanzenschutzdienstes geraten. Der Fang sei besonders besorgniserregend, da nicht ausgeschlossen werden könne, dass der Käfer bereits Eier abgelegt hat.

 

 

Doch woran erkennt man einen Japankäfer? Wie verhält man sich richtig, wenn man einen entdeckt? Und warum löst er überhaupt Besorgnis aus? Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.


Mehr zum Thema

In der Nähe von Zürich hat ein dringender Pestizid-Einsatz gegen den Japankäfer begonnen. Die Käfer können Obstplantagen, Weinberge, Wälder, Grünanlagen und Gärten kahlfressen.
Nachweis von Schädling
Lesezeichen setzen

Erste Funde im Land: Warum der Japankäfer bei Fachleuten Besorgnis auslöst


Woran erkennt man einen Japankäfer?

Der Japankäfer, Popillia japonica, hat einen grün-glänzenden Kopf, weiße Haarbüschel am Hintern und braune Flügel. Dazu ist er nur etwa einen Zentimeter groß und ziemlich gefräßig. Verwechselt werde er oft mit dem Gartenlaubkäfer oder dem Rosenkäfer – heimische Arten, die keine nennenswerten Schäden verursachen.


Wo sind die Käfer bisher aufgetaucht?

Nach Funden mehrerer Japankäfer in Baden-Württemberg und der Schweiz herrscht bei Fachleuten nach Angaben vom Dienstag "Alarmstimmung". "Mit der ersten Population des Japankäfers nördlich der Alpen hat sich die Gefährdungslage für Baden-Württemberg deutlich verschärft", teilte das Landwirtschaftliche Technologiezentrum (LTZ) Augustenberg mit. Mehrere Japankäfer sind inzwischen hierzulande in Fallen getappt, was bei Fachleuten Besorgnis auslöst. Sie rufen die Menschen zur Mithilfe auf.

In Freiburg und in Weil am Rhein (Landkreis Lörrach) waren im Juli erneut einzelne männliche Japankäfer in Fallen des Pflanzenschutzdienstes geraten. Aus der Schweiz kam die Meldung, dass sich in Kloten bei Zürich, wenige Kilometer von der deutschen Grenze entfernt, eine kleine Population des Japankäfers etablieren konnte. Auch diese Meldung löse Besorgnis aus, so die Fachleute.


Mehr zum Thema

Die aus Ostafrika eingeschleppte Grüne Reiswanze breitet sich seit Mitte der 2010er Jahren in Deutschland aus. Sie befällt Obst- und Gemüse-Pflanzen und kann die Ernte mitunter ungenießbar machen.
Invasive Arten
Lesezeichen setzen

Klimawandel: Neue Schädlinge bedrohen Obst- und Gemüseanbau


Wie sehen die Larven des Japankäfers aus?

Die Japankäfer-Larven ähneln den Larven herkömmlicher Mehlkäfer. Wie andere Blatthornkäfer sind die Egerlinge C-förmig, weiß und haben einen gelblich-braunen Kopf. Die Larven werden bis zu 32 Millimeter groß und ernähren sich von feinen Wurzeln und anderem organischen Material. Sie durchlaufen drei Stadien und wachsen dabei ständig.


Was soll man am besten tun, wenn man einen solchen Käfer oder Larven entdeckt?

Das oberste Ziel des Pflanzenschutzdienstes sei es, eine Ansiedlung des Japankäfers zu verhindern. "Dies ist am ehesten möglich, wenn die Käfer möglichst früh – bevor sie sich vermehrt haben – gefunden werden." In ganz Baden-Württemberg haben die Fachleute daher ein Überwachungsnetz mit 57 Fallen vor allem entlang der Hauptverkehrsadern aufgebaut. Im Grenzgebiet stimmten sie sich eng mit Kollegen aus Frankreich und der Schweiz ab.

Zudem bittet das LTZ Augustenberg mit Sitz in Karlsruhe die Bevölkerung, mögliche Japankäfer zu fangen, einzufrieren und zu fotografieren. Das Foto soll mit Angabe des Fundortes per E-Mail an "pflanzengesundheit-kaefer@ltz.bwl.de" geschickt werden. Dort prüften Experten die Bilder und leiteten bei Bedarf weitere Maßnahmen ein.


Woher kommt der Japankäfer?

Der Käfer stammt aus Asien. Er stammt aus der Familie der Blatthornkäfer. In der EU wird er als "prioritärer Unions-Quarantäneschädling" eingestuft, weil er in Obst-, Wein- und Ackerbau große Schäden verursachen kann. Er hat in Europa kaum Fressfeinde.


Mehr zum Thema

Ein Japankäfer sitzt auf einem Blatt.
Stimme+
Freiburg (dpa/lsw)
Lesezeichen setzen

Großes Schadenspotenzial: Japankäfer in Freiburg entdeckt


Wie gefährlich sind Japankäfer?

Die invasive Art könne großen Schaden im Obst- und Pflanzenbau anrichten, sei aber auch eine Gefahr für Forst und für Hausgärten. Die Käfer können demnach mehr als 300 Wirtspflanzen befallen. "Oft bleiben nur die Gerippe der Blätter zurück, die Pflanze wird stark geschwächt oder stirbt sogar ab." Die Weibchen legten Eier bevorzugt in feuchte Grasflächen ab. Die Larven fressen laut Mitteilung Graswurzeln, so dass die Pflanzen sterben und der Rasen braun wird.


Sind Japankäfer giftig?

Nein, der Japankäfer ist weder giftig noch beißt er. Wer also verdächtige Käfer in seinem Garten oder beim Spaziergang findet und sie für die Behörden einfangen will, muss sich keine Sorgen machen, dass der Japankäfer giftig sein könnte.

 

Nach oben  Nach oben