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Kirchheim/Teck
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Abheben mit Wellblech und Eschenholz

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Oldtimer begeistern 40.000 Flugzeugfans

Von unserem Redaktionsmitglied Mario BergerDas sonore Brummen der drei BMW-Sternenmotoren mit einer Gesamtleistung von 1800 PS ist schon von Weitem zu hören. Langsam und ein wenig behäbig, wie es si

Das sonore Brummen der drei BMW-Sternmotoren mit einer Gesamtleistung von 1800 PS ist schon von Weitem zu hören. Langsam und ein wenig behäbig, wie es sich für einen fliegenden Oldtimer gehört, setzt eine Junkers Ju-52 auf dem Fluggelände "Hahnweide" in Kirchheim-Teck zur Landung an.

Dort startete am vergangenen Wochenende das 18. Oldtimerfliegertreffen. Neben dem Wellblechflieger aus den 30er Jahren, der auch liebevoll "Tante-Ju" genannt wird, kamen zahlreiche Klassiker mit ihren Piloten zum schon traditionellen Flugfest auf der Hahnweide, um den etwa 40000 Besuchern Luftfahrtgeschichte erlebbar zu machen. Was ein Oldtimer ist, wird vom Veranstalter, der Fliegergruppe Wolf Hirth, festgelegt: "Es dürfen nur Flugzeuge an der Veranstaltung teilnehmen, die vor 1970 gebaut wurden.

Zudem muss es sich bei den Maschinen um eine Rarität handeln", erklärte Pressereferent Rainer Rauch, während am Rande des Flugfeldes eine solche Seltenheit startklar gemacht wurde: eine Bleriot XI. Pilot Mikael Carlson brauchte zahlreiche Anwerfversuche, bis er den 50-PS-Sternmotor zum Leben erweckte. Aber dann steuerte er den filigranen Eindecker aus dem Jahre 1908 publikumswirksam und unter großem Applaus über den Platz.

Spektakulär

"Das ist ein faszinierendes Flugzeug", freute sich der ehemalige Astronaut Ulf Merbold, der gerade einen Kanister Sprit für die Bleriot organisiert hatte, da dem Oldtimer aus Eschenholz schon vor dem Start der Sprit ausgegangen war. Der heute 75-jährige Segelflieger, der als einziger deutscher Raumfahrer dreimal im All war, schwärmt von der Hahnweide: "Ich bin heute zum viertem Mal hier und immer wieder erstaunt, was alles fliegt."

Was in puncto Kunstflug möglich ist, bewies unter anderem Thomas Bader mit seinem Kunstflug-Tiefdecker Extra 330. Gerissene Rolle, Looping oder Turn: Bei seinen spektakulären Flugmanövern ging der Kunstflieger am Himmel an die Grenzen der Belastbarkeit von Mensch und Maschine.

Ein Höhepunkt der Veranstaltung war der Überflug des ersten strahlgetriebenen Jagdflugzeuges der Welt, einer Messerschmitt Me 262 aus den 40er Jahren. Da der originalgetreue Nachbau der Messerschmitt Stiftung nicht auf der Graspiste landen konnte, flog der in Manching stationierte Düsenjäger nach der Vorführung dorthin zurück.

Klassiker wie die Mustang P51-D, Supermarine Spitfire, T6 oder Hawker Hurrikane zogen die Zuschauer mit ihren akrobatischen und taktischen Flugmanövern in ihren Bann. So auch Hans-Jörg van Cours aus dem immerhin 300 Kilometer entfernten Traben-Trarbach, der die Hahnweide schon zum 6. Mal besuchte. "Das Programm ist schon sehr abwechslungsreich und die alte Technik immer wieder faszinierend", sagte der passionierte Modellflieger.

Einen Punktabzug gab es in seinen Augen bei der diesjährigen Veranstaltung allerdings schon: "Die langen Pausen zwischen den einzelnen Programmpunkten", bemängelte der 44-Jährige. Grund dafür sei die große Hitze gewesen, erklärte Pressesprecher Rainer Rauch: "Die pralle Sonne und Temperaturen von über 30 Grad machen den alten Motoren zu schaffen. Die springen dann nicht immer sofort an." Doch der Begeisterung tat das keinen Abbruch: "Natürlich bin ich bei der nächsten Hahnweide wieder dabei", freute sich van Cours schon jetzt.

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