Kreuz aus Deutschland auf der Sagrada Familia vor Vollendung
Mit dem begehbaren Kreuz aus Deutschland erreicht die Sagrada Familia bald ihre endgültige Höhe – und übertrifft dann sogar das Ulmer Münster. Höher hätte sie auf Wunsch Gaudís auch nicht sein dürfen.

Das in Deutschland hergestellte riesige Kreuz für den Hauptturm der weltberühmten Basilika Sagrada Familia in Barcelona wird in den nächsten Monaten Stück für Stück installiert. Die offizielle Einweihung sei für den 10. Juni nächsten Jahres geplant, dem 100. Todestag des Architekten Antoni Gaudí sagte der heutige leitende Architekt Jordi Faulí. Für die Öffentlichkeit wird das fast 100 Tonnen schwere Kreuz aus Stahl und Glas voraussichtlich ab 2027 zugänglich sein und dann einen atemberaubenden Rundblick über die Mittelmeermetropole erlauben.
Höchste Kirche der Welt
Mit der Vollendung des Kreuzes wird die Sagrada Familia ihre endgültige Höhe von 172,5 Metern erreichen und damit das Ulmer Münster (161,50 Meter) als Kirche mit dem weltweit höchsten Turm ablösen. Das Kuriose daran: Gefertigt wurde das monumentale Kreuz von dem Unternehmen Joseph Gartner GmbH aus Gundelfingen an der Donau in Bayern – nur 36 Kilometer Luftlinie vom schwäbischen Ulm entfernt. Gartner ist auf komplexe Glaskonstruktionen spezialisiert und fertigte das 17 Meter hohe und 13,5 Meter breite Kreuz in Leichtbauweise aus Stahl.
Auch Papst Leo XIV. ist zu Messe an Gaudís 100. Todestag geladen
Viel höher hätte der Turm aber auch nicht werden dürfen. Denn Gaudí hatte festgelegt, dass die Sagrada Familia nicht höher als der höchste Hügel Barcelonas, der 177 Meter hohe Montjuïc, sein dürfe. «Gaudí wollte, dass das Werk des Menschen das Werk Gottes nicht überragt», sagte Faulí. Am 10. Juni wird es einen Festgottesdienst geben, zu dem auch Papst Leo der XIV. eingeladen ist. «Ob er kommen wird, wissen wir noch nicht», sagte Esteve Camps, der Vorsitzende der Stiftung Sagrada Familia.
Die speziellen Glasscheiben wurden in Spanien hergestellt und so bearbeitet, dass sie das Sonnenlicht reflektieren und einen schimmernden Effekt erzeugen, der das Licht Christi symbolisieren soll. Nachts soll das Kreuz beleuchtet werden und von jedem seiner vier Arme ein Lichtstrahl ausgehen. Ein Fahrstuhl wird bis zum Fuß des Kreuzes fahren. Im Kreuz selbst wird es eine innen liegende Treppen- und Plattformkonstruktion geben.
Der Jesus-Turm ist der höchste von insgesamt 18 geplanten Türmen. Zwölf Türme sind den Aposteln gewidmet, vier den Evangelisten, einer der Jungfrau Maria – und der Jesus-Turm als Krönung des Ensembles.
Bau wurde nur durch Spenden und Eintrittsgelder finanziert
Mit der Montage des Kreuzes nähert sich die Basilika dem Ende einer langen Baugeschichte. Fertig ist sie aber dann immer noch nicht. «In etwa zehn Jahren könnte es so weit sein. Wenn alles gutgeht», sagt Xavier Martínez, der Leiter der Bauabteilung. Das wären dann mehr als 150 Jahre Bauzeit. Sehr lange, aber im Vergleich zu berühmten anderen Großkirchen wie dem Ulmer Münster immer noch recht schnell. Dort war die Grundsteinlegung für die gotische Kirche 1377. Vollendet wurde der eindrucksvolle Bau 1890 - nach 513 Jahren.
Mit welcher Bauzeit Gaudí selbst Ende des 19. Jahrhunderts rechnete, ist unbekannt. «Er wusste, dass er die Vollendung nicht erleben würde. Aber er war sich immer ganz sicher, dass die Basilika gebaut werden würde», betont Faulí. Finanziert wurde der Bau nur durch Spenden und vor allem durch Eintrittsgelder. 2024 wurden 4,9 Millionen Besucher gezählt, die Einnahmen lagen bei insgesamt fast 134 Millionen Euro.



