Katastrophenschutzübung in Baden-Württemberg startet: Was hinter "Magnitude" steckt
Ab Donnerstag findet in Baden-Württemberg eine groß angelegte Katastrophenschutzübung mit dem Namen "Magnitude" statt. Wie das Szenario aussieht und wo Einsatzkräfte für den Ernstfall trainieren.
Die Region war erst vor wenigen Wochen Schauplatz einer größeren Rettungsübung. In Schwaigern trainierten mehr als 200 Einsatzkräfte die Abläufe nach einem simulierten Zugunglück.
Eine noch größere Notfallsimulation steht Ende Oktober 2024 in Baden-Württemberg an: die Katastrophenschutzübung „Magnitude“. An der sogenannten „Full-Scale-Exercise“ beteiligen sich Rettungskräfte aus Deutschland und anderen europäischen Staaten. Hier beantworten wichtige Fragen zur Großübung:
Was steckt hinter der EU-Katastrophenschutzübung "Magnitude" in Baden-Württemberg?
Unter dem Titel „Magnitude“ findet vom 24. bis 26. Oktober 2024 eine groß angelegte Katastrophenschutzübung in Baden-Württemberg statt. An dieser beteiligen sich mehrere EU-Staaten sowie die Schweiz. Ziel der 36-stündigen Übung ist es, die Zusammenarbeit zwischen europäischen Einsatzkräften in einem simulierten Ernstfall zu trainieren.
Nach Angaben des Innenministeriums Baden-Württemberg handelt es sich um die erste Übung dieser Art in Deutschland, die international und grenzüberschreitend durchgeführt wird.
Katastrophenschutzübung "Magnitude" in Baden-Württemberg: Welche Einsatzkräfte sind im Einsatz?
Neben Deutschland beteiligen sich Österreich, Frankreich, Griechenland und die Schweiz an der Katastrophenschutzübung "Magnitude". Die Länder werden rund 230 Einsatzkräfte entsenden. Darunter befinden sich unter anderem ein 80-köpfiges Heavy Urban Search and Rescue Team aus Frankreich (HUSAR – Großes Retten und Bergen Team), ein 35-köpfiges Medium Search and Rescue Team aus Österreich (MUSAR – Mittleres Retten und Bergen Team), drei kleine Schweizer Teams aus dem Bereich Urban Search and Rescue (USAR – Suchen und Retten in Städten), ein Wasseraufbereitungsteam aus Österreich sowie ein CBRN-Team (Team zur Abwehr chemischer, biologischer sowie radiologischer und nuklearer Gefahren) aus Griechenland mit rund 30 Personen.
Aus Deutschland beteiligen sich rund 550 Kräfte aus dem Bereich Katastrophen- und Bevölkerungsschutz an der Übung.
Katastrophenschutzübung in Baden-Württemberg: Welche Szenarien werden bei "Magnitude" durchgespielt?
Das Simulations-Szenario sieht ein schweres Erdbeben im Oberrhein-Gebiet vor, das große Schäden an Gebäuden und der Infrastruktur verursacht hat. Die Einsatzkräfte üben die Rettung verschütteter Personen, die Versorgung von Verletzten und den Umgang mit Schäden an Gebäuden und Versorgungsleitungen.

Da es infolge eines Erdbebens auch zu einer chemischen, radiologischen und nuklearen Gefahrenlage kommen kann, werden auch Situationen simuliert, in denen die Einsatzkräfte Einsatzlagen mit austretenden Gefahrenstoffen und verseuchtem Trinkwasser meistern müssen.
Wo findet die Großübung "Magnitude" in Baden-Württemberg statt?
Die Großübung findet an verschiedenen Standorten in Baden-Württemberg statt, an denen unterschiedliche Szenarien trainiert werden:
- Mosbach: Im Training Center Retten und Helfen (TCRH) liegt der Schwerpunkt auf der Rettung und Versorgung von Verschütteten nach Gebäudeschäden. Auf dem ehemaligen Kasernengelände in Mosbach (Neckar-Odenwald-Kreis) werden 525 Einsatzkräfte auf einer eigens angelegten „Trümmerstrecke“ den Ernstfall trainieren. Bei den Übungen kommen mehr als 100 Fahrzeuge – darunter auch schweres Gerät – sowie zwei Hubschrauber zum Einsatz. Auch der Flugplatz in Mosbach-Lohrbach wird für Hubschrauberflüge genutzt.
- Mosbach-Neckarelz: Der Messplatz in Mosbach-Neckarelz dient als Basis für internationale Rettungsteams aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Frankreich. Zusätzlich wird eine Wasseraufbereitungsanlage aufgebaut.
- Schwarzach: In Schwarzach (Neckar-Odenwald-Kreis) wird die Evakuierung eines beschädigten Wohngebäudes geübt. Dabei werden mobil eingeschränkte Menschen aus einem Gebäude gerettet.
- Mannheim: In Mannheim liegt die Mobile Übungsanlage Binnengewässer (MÜB) vor Anker. Die MÜB ist ein grenzüberschreitendes und modernes Ausbildungszentrum, welches auf die Taktik und Technik zur Gefahrenabwehr auf Binnenwasserstraßen wie beispielsweise Schiffshavarien, chemische Risiken im Rahmen des Gefahrgütertransports und Schiffsbrände spezialisiert ist.
- Bruchsal: An der Landesfeuerwehrschule und dem Übungsplatz der Bundeswehr in Bruchsal (Landkreis Karlsruhe) finden sogenannte ABC-Einsätze statt. Dabei wird der Umgang mit gefährlichen Stoffen (atomar, biologisch und chemisch) trainiert.
Wird es bei den "Magnitude"-Übungen zu Verkehrsbehinderungen bei Mosbach kommen?
Ja, in einigen Übungsgebieten, vor allem rund um Mosbach und den Messplatz in Neckarelz, kann es vereinzelt zu Verkehrsbehinderungen kommen. Zudem ist im Rahmen der Hubschrauberflüge mit Lärmbeeinträchtigungen zu rechnen.
Warum ist die "Magnitude" in Baden-Württemberg für den Katastrophenschutz wichtig?
Die "Magnitude" soll neue Erkenntnisse im Bereich des Katastrophenschutzverfahrens der EU („Union Civil Protection Mechanism“, UCPM) liefern. Ziel der Übung ist es, im Katastrophenfall Menschen schneller und effizienter zu retten, Schäden zu minimieren und eine bessere Versorgung der Bevölkerung zu gewährleisten. Außerdem wird der Umgang mit gefährlichen Stoffen geübt.
Landesinnenminister Thomas Strobl betont, dass die Krisen der vergangenen Jahre den Bevölkerungs- und Katastrophenschutz vor immense Herausforderungen stellen, auf die man nur durch regelmäßiges Training reagieren kann. "Katastrophen machen ja nicht an der Staatsgrenze halt", sagt der CDU-Politiker. Deshalb trainiere das Land erstmals die internationale Zusammenarbeit mit europäischen Einsatzkräften bei einem simulierten Erdbeben. Besonders wichtig ist Strobl, dass auch Menschen mit Handicap in die Übung einbezogen werden, um sie im Ernstfall bestmöglich zu schützen.
Wie geht es nach der Katastrophenschutzübung "Magnitude" in Baden-Württemberg weiter?
Die Ergebnisse der Katastrophenschutzübung "Magnitude" werden im kommenden Jahr evaluiert und sowohl dem Bund als auch anderen EU-Staaten zur Verfügung gestellt. Das Projektvolumen der Großübung liegt bei 1,36 Millionen Euro und wird von der Europäischen Kommission kofinanziert.