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Fünf Jahre Klimabündnis: Wachstumsbranche Nachhaltigkeit

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Landesregierung und Unternehmen feiern ein kleines Jubiläum. Und das Netzwerk baden-württembergischer Betriebe wächst weiter. Dabei üben Unternehmsvertreter auch Kritik an manchen Vorgängen.

Insa Thiele-Eich berichtet beim Treffen des Klimabündnisses BW über ihr Engagement als Meteorologin und ihr Ziel, Astronautin zu werden.
Insa Thiele-Eich berichtet beim Treffen des Klimabündnisses BW über ihr Engagement als Meteorologin und ihr Ziel, Astronautin zu werden.  Foto: Fritze, Heiko

Wenn Nachhaltigkeit im Mittelpunkt steht, muss alles stimmen. Da gibt es mittags natürlich kein Fleisch, als Snack werden Brezeln mit veganer Butter und Müslikekse serviert, es gibt keinen Alkohol, aber Bio-Fruchtschorlen. Die Dekoration besteht aus Euro-Paletten, Weinkisten und Pflanzen in Tontöpfen. Schließlich eint hier alle ein Bemühen: Nachhaltigkeit in Unternehmen zu verankern. Seit fünf Jahren besteht dazu das Klimabündnis BW. Das wurde mit dem Kongress „Zukunft made in the Länd“ an der Heilbronner DHBW gefeiert.

Dabei hat es das Thema momentan nicht leicht, räumte Landes-Umweltministerin Thekla Walker ein: Die vielfältigen anderen Krisen haben es in der öffentlichen Wahrnehmung an den Rand gedrängt. Die Weltklimakonferenz im brasilianischen Belem brachte kaum Fortschritte. Doch sie sei grundsätzlich optimistisch, dass es weitergehen wird, meinte die Grünen-Politikerin. „Abrücken vom eingeschlagenen Weg wäre fatal.“

Mehr als 200.000 Beschäftigte im Land

Schließlich hätten sich einem vor zehn Jahren zusammen mit Kalifornien gegründeten internationalen Bündnis inzwischen 200 Regionen angeschlossen, die für etwa die Hälfte des Welt-Bruttoinlandsprodukts stehen. „Wir sind keine Minderheit, wir sind eine Mehrheit“, sagte Walker daher. „Und wir sind fest davon überzeugt, dass wir mit Technologieführerschaft in Baden-Württemberg von Nachhaltigkeit profitieren werden.“ Grüne Technologien seien die einzige Branche, die in den vergangenen Jahren in Baden-Württemberg konstant gewachsen sei und beschäftigten inzwischen mehr als 200.000 Menschen.

Daher auch das Klimabündnis: Es soll helfen, kleine und große Unternehmen miteinander zu vernetzen, so dass alle von Erfahrungen profitieren können. Der Nachmittag des Kongresses wurde von Fachsessions eingenommen, bei denen Unternehmensvertreter von Arnold Umformtechnik bis Kärcher ihrer Nachhaltigkeits-Aktivitäten spezielle Aspekte präsentierten.

Unternehmer fordern Planungssicherheit

Was also treibt Unternehmen an, sich in diesem Feld zu engagieren? „Ich möchte für meine Tochter eine lebenswerte Welt haben“, sagte Christine Wüst, Personalchefin beim Drahtschlauch-Hersteller Witzenmann. Es gehe aber auch um die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens. Für Philipp Prechtl, designierter Vorstand des badischen Verpackungsherstellers Koehler, trifft dies voll auf sein Unternehmen zu: Ziel sei, bei Verpackungen immer häufiger Kunststoff durch Papier abzulösen.

Sowohl die Ministerin als auch die Firmenvertreter sprachen sich dabei für Planungssicherheit aus: Die Vorgaben dürften nicht immer wieder geändert oder aufgeschoben werden. Andererseits übten sowohl Wüst als auch Prechtl Kritik an manchen Regularien. Etwa die von der EU geplante Entwaldungsrichtlinie sei zwar an sich gut gemeint, überfordere jedoch gerade kleinere Unternehmen, warnte Wüst. „Wir haben immer wieder Regulatorik, die aus dem Bodens schießt und schon morgen umgesetzt werden muss. Wer soll diesen ganzen Wahnsinn schaffen?“ fragte sie. Prechtl fügte hinzu, dass es solche Verordnungen nicht einfacher machten, gegen die Kunststoffbranche anzutreten.

„Ambitionierte Zielsetzungen, die die Politik vorgibt, fördern Innovationen“, hielt ihnen Ministerin Walker entgegen. „Aber wir müssen auch dafür sorgen, dass sie so umgesetzt werden, dass sie alltagstauglich sind.“

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