Flughafen Stuttgart führt Napcabs ein – wie die Schlafkabinen funktionieren
Ein Nickerchen vor dem Abflug, Ruhe zum Arbeiten im Reisetrubel: Das versprechen die neuen Schlafkabinen am Stuttgarter Flughafen. Wir haben den Test gemacht. Für wenn sich eine Napcab lohnt – und für wen eher nicht.
Die Neugier ist groß: Immer wieder nähern sich Reisende mit ihren Rollkoffern den vier Schlafkabinen, die unter dem Markennamen Napcabs neu auf der Abflugebene im Terminal 1 eingebaut worden sind. Sie werfen einen Blick durch die großen Glasfenster.
Zu sehen gibt es nicht viel. Ein Bett, ein Tisch, vier Quadratmeter Platz. „Da kann man schlafen“, ruft ein Bub begeistert seiner Mutter zu. Mal sehen. Allzu begehrt ist das Angebot zumindest an diesem Samstagvormittag nicht. Alle Kabuffs sind leer, an einer prangt „Reserviert“ auf dem Touchscreen.

Napcabs am Flughafen Stuttgart: Praktisch zum ungestörten Arbeiten
Die Reservierung erfolgte online. Code eingeben, die Tür springt auf. Drinnen: sanftes Licht, das Säuseln der Klimaanlage. Wer sich in seine Kabine zurückzieht und den Sichtschutz herunterzieht, fühlt sich tatsächlich dem Airport-Trubel seltsam entrückt. Trotzdem dringen die Stimmen von außen noch herein. Ob das genug Abgeschiedenheit ist, muss jeder für sich selbst entscheiden.
„Die Kabinen bieten Raum zum Ausruhen, Arbeiten oder einfach zum Genießen von Privatsphäre“, sagt Fabian Friedrich von der Firma Napcabs mit Sitz in Gauting bei München. „Die Nutzung ist also sehr vielfältig.“ Arbeiten am Laptop ist in den eigenen vier Plastikwänden tatsächlich komfortabel, das WLAN funktioniert einwandfrei.
Das ist allemal besser als in der Abflughalle mit dem Rechner auf dem Schoß Mails zu bearbeiten oder Videokonferenzen zu lauschen. Allerdings muss der Napcab-Nutzer bei der Arbeit auf dem Bett sitzen. Viel Platz ist nicht. Das Bett ist bequem, alles wird nach Nutzung sofort gereinigt, versichert das Unternehmen. Während der gebuchten Zeit kann man die Kabine auch jederzeit verlassen und später wiederkommen. Wer mit Gepäck reist, wird das schätzen.

Schlafkabinen am Flughafen: Das kosten die Napcabs
Der Touchscreen in der Kabine informiert über Abflugzeiten, steuert aber auch Licht-Effekte und Atmo-Musik wie „Plätschernder Wasserfall“. Das sollte für einen kurzen Schlummer reichen. „Besonders beliebt sind unsere Kabinen bei Gästen mit sehr frühen Flügen, die bereits am Vorabend anreisen“, erklärt Firmensprecher Friedrich. Ob sich die Nutzung über ein kurzes Nickerchen hinaus lohnt, ist allerdings fraglich.
Die Nutzung kostet zwölf Euro in der Stunde von 22 bis 6 Uhr und 17 Euro von 6 Uhr bis 22 Uhr. Allerdings gibt es einen Mindestbetrag: 34 Euro unter der Woche, an Sonn- und Feiertagen sind es 44 Euro. Ein Rechenbeispiel: Wer am frühen Morgen einen Flug erwischen will, spätabends um 23 Uhr im Napcab eincheckt und es nach acht Stunden verlässt, der zahlt dafür 101 Euro. Im Vier-Sterne-Hotel in Laufdistanz zur Abflughalle kostet dieselbe Nacht auf einschlägigen Buchungsportalen 109 Euro, also gerade mal acht Euro mehr.
Napcabs ist auch an den Flughäfen Frankfurt, München und Berlin vertreten. Mit dem Start in Stuttgart zeigt sich Sprecher Friedrich zufrieden. „Wir sehen, dass die Kundenbuchungen zunehmen.“

Stimme.de