Schüsse auf Baggerfahrer: Warum die Polizei die Zerstörungsfahrt nicht schneller stoppte
Ein Baggerfahrer hinterlässt auf der Fahrt nach Tauberbischofsheim eine Schneise der Verwüstung. Der Mann stirbt nach Schüssen von Polizisten. Ließ er sich nur so stoppen? Die Polizei nimmt Stellung.
Ein 38-jähriger Deutscher stiehlt an Silvester nachmittags einen Bagger von einer Baufirma in Grünsfeld (Main-Tauber-Kreis) und zerstört auf einer chaotischen Fahrt nach Tauberbischofsheim Streifenwagen und Privatautos. Am Ende wurde der Mann von Polizisten des Heilbronner Präsidiums erschossen. Ließ sich der Fahrer nur so stoppen?
Heilbronns Polizeisprecher Frank Belz beschreibt die Ausgangslage an jenem Nachmittag: „Wir wussten nichts über die Motivlage des Fahrers. Wir wussten nicht: Was hat er vor? Wo fährt er hin?“ Die Polizei habe in der Situation abgestuft versucht, das Gerät aufzuhalten.
Baggerfahrer in Tauberbischofsheim stoppen: Das versuchte die Polizei
Die Polizei versuchte Belz zufolge beispielsweise, von einer Straßenmeisterei schweres Gerät wie ein Schneefahrzeug zu bekommen. Die Polizisten hätten außerdem die Anweisung erhalten, einen Lkw zu beschlagnahmen. Die Fahrzeuge habe man dem Bagger in den Weg stellen wollen. Es habe in der Kürze der Zeit jedoch keines davon zur Verfügung gestanden.
Wäre das Ganze an einem normalen Werktag und nicht an einem Feiertag passiert, hätte man sicher eher einen Lkw auf den Straßen angetroffen, sagt Belz. Zudem: Wo hätte man die Barrikaden errichtet? Eine Überlegung sei gewesen, dass der Baggerfahrer in die Innenstadt von Tauberbischofsheim fährt. Deshalb kam Belz zufolge eine Sperrung der Tauberbrücke infrage.
Die Versuche der Polizei, den Baggerfahrer in Tauberbischofsheim zu stoppen
Um den Bagger aufzuhalten, feuerte die Polizei Schüsse auf ihn ab. Die Reifen des Gefährts hielten Stand. Die Polizei habe verschiedene Schusssysteme im Auto, erklärt Belz. Darunter sei eine Maschinenpistole. „Die ist vor allem auf die Distanz gut“, sagt Belz. Ein Nagelgurt gehört ebenfalls zur Ausstattung eines Streifenwagens. Der sei nicht so konzipiert, dass ein Baggerreifen davon platzt, sagt Belz.
Auf seiner Fahrt ins Industriegebiet in Tauberbischofsheim wütete der 38-Jährige weiter mit dem Bagger. „Als er weiterfahren wollte, war klar, dass wir ihn nicht weiterfahren lassen können“, sagt Belz. Mehrere Polizisten gaben laut Thorsten Zetsche von der Staatsanwaltschaft Mosbach Schüsse auf den Fahrer ab. Der starb trotz eingeleiteter Reanimationsmaßnahmen.
Was das mögliche Motiv des 38-Jährigen für die Zerstörungsfahrt war, dazu laufen die Ermittlungen. Am Freitag wollen das Polizeipräsidium Heilbronn und die Staatsanwaltschaft Mosbach nähere Angaben machen.