Wenn eine Wildkatz´ die Zuschauerinnen anmacht
Die Gemeinde Wüstenrot hat eine neue kleine und feine Adresse für Kultur bekommen, den Kulturkeller im Alten Löwen.

Die Gemeinde hat eine neue kleine und feine Adresse für Kultur bekommen, den Kulturkeller im Alten Löwen. Nach umfassenden Sanierungsarbeiten durch die Besitzer Alexander und Tabea Schmid wurde die neue "Bühne ohne Bühne" gleich mit einem lokalen Klassiker eröffnet. Martin Herrmann, in der Kleinkunstszene des Schwäbisch-Fränkischen Waldes bestens bekannt, forderte sein Publikum programmatisch auf zu "Nur nicht die Wut verlieren!" Dahinter verbarg sich ein ganzer Strauß an Lebenserfahrungen und Beobachtungen von "Menschen wie du und ich".
Herrmann stopft als schwäbische Hausfrau in der Kittelschürz" sinnierend Strümpfe, pendelt dabei zwischen Hoffnung und Überdruss, Liebe und Tod. Oder er philosophiert als Rolf Krügerschmidt-Schelmenhorst über Lebensqualität und Glück. Zum Playback von "Wild Thing" macht er die weiblichen Zuschauer als "Wildkatz´" an. Wie ein roter Faden zieht sich die Liebe zu seinem goldenen Audi durch das Programm. Den er als echter Romantiker natürlich samstags zu Heino-Musik wäscht. Übrigens ein Auto, das Abgasvisualisierung in zwölf Regenbogenfarben bietet, über 24 Rückfahrsatelliten und über Fensterheber mit semi-klitoraler Hochgeschwindigkeitsregulierung verfügt.
Dass die neue Spielstätte nur einen Minimalplatz bietet, nutzt Herrmann optimal aus. Mal setzt er sich als reisender Vagabund mitten ins Publikum und bittet seinen Nachbarn um eine Omnibusfahrkarte. Dann wieder nimmt er auf der Eingangstreppe Platz, direkt neben einem schweren Stein, der ihn zu der Aussage verleitet: "Sisyphos arbeitet heute am Fließband bei Mannesmann." Was den Wutbürger noch stört? Zum Beispiel ein Vater, der mit seinem Kind per Internet "Mensch ärgere dich nicht" spielt. Geschickt verbindet der Mime Kalauer mit Philosophischem. Wichtig ist auch ein Keyboard, dessen Musik allerdings als finaler Gag von seiner Partnerin Katharina Vogt eingespielt wird.
Begeisterung
Bürgermeister Heinz Nägele ist begeistert vom neuen Spielort, der Wüstenrot aufwerte. "Theater sind Seismographen der Gesellschaft", erkennt er deren wichtige Rolle. Und Eigentümer Alexander Schmid hebt hervor, dass Nägele einer der Ideengeber des Kellers war.
"Der Kronleuchter und der rote Stoff von Vorhang und Bänken passen hervorragend hierher", lobt Werner Wiesenmaier das gelungene Ambiente. Aus Schwäbisch Hall sind Stammtischfreunde von Herrmann gekommen. "Er hat Gefühle spontan rübergebracht und Nachdenkliches sehr gut mit Humoristischem gemixt", loben Lucie Gwinner und Irene Rückriem.
An den Freitagen, 17. und 24. Januar, um 19.30 Uhr wird das Programm wiederholt. Wegen der geringen Kapazität wird eine Reservierung unter Telefon 07945 9428275 empfohlen.
Stimme.de