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Tollhouse-Band als heimliche Stars

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Verbindendes Erlebnis für behinderte und nicht behinderte Musiker und Zuhörer

Von Gustav Döttling
Die Tollhouse-Gang, eine Band von Bewohnern und Mitarbeitern der Behinderteneinrrichtung Lichtenstern, ist eine Institution beim Friedrichshof-Festival.Foto: Döttling
Die Tollhouse-Gang, eine Band von Bewohnern und Mitarbeitern der Behinderteneinrrichtung Lichtenstern, ist eine Institution beim Friedrichshof-Festival.Foto: Döttling

Friedrichshof-festival - Geht’s euch gut?“ Wie ein Profi begrüßt Sänger Markus von der „Tollhouse-Gang“ das bunt gemischte Publikum des vierten Friedrichshof-Festivals.

Mit Freude und Begeisterung singen und spielen die sieben Bewohner der evangelischen Stiftung Lichtenstern Markus, Kerstin, Julia (alle Gesang), Rolf, Rüdi und Gerd an den Gitarren, sowie Michael (Percussion) zusammen mit den Friedrichshof-Mitarbeitern Peter Ucik, Simon Hirsch und Michael Herrmann Popsongs, Faschingslieder und Schlager.

Obwohl nur Pausenfüller, gehört die Band, die Peter Ucik und seine Kollegen Simon Hirsch und Bernd Schmidgall vor fünf Jahren gegründet haben, zu den heimlichen Stars des Musikfestivals auf dem Friedrichshof bei Obersulm-Eichelberg.

Einmal mehr zeigt sich bei der vierten Auflage des „Come together“- Festivals, dass Musik ein verbindendes Element zwischen Menschen mit Behinderung und nicht behinderten Menschen sein kann. Obwohl der eine oder andere schräge Ton bei dem Vortrag der „Tollhouse-Gang“ zu hören ist, die Festivalbesucher und die Bewohner der Behinderteneinrichtung, die zum Teil Bewohnergruppenweise mit dem Shuttle-Bus vom Kloster Lichtenstern zum Festival kommen, sind begeistert. Sie gehen bei den Ansagen von Peter Ucik und den Liedern der Band voll mit.

„Angewärmt“ von der Band „Vision“ aus Würzburg, die mit ihren harten Hip-Hop-Beats und ihren Rap-Songs aus der zwölf Kilowatt-Verstärkeranlage bereits auf der großen Bühne für Stimmung gesorgt hat, jubeln die über 600 Besucher im Garten des Friedrichshofs auch der Tollhouse-Gang auf der kleinen Nebenbühne zu.

„Wir sind ein wenig nervös“, gesteht „Tollhouse-Bandleader“ Peter Ucik. Schließlich spiele man nicht jeden Tag vor solch einem erlesenen Publikum. Die Tollhouse Gang lässt Affen durch den Wald rasen und Kokosnüsse klauen, mit Rucki-Zucki Faschingsrhythmen lebendig werden oder mit Drafi Deutscher Marmor, Stein und Eisen brechen. Als Zugabe gibt es „eisgekühlten Bommerlunder“. Norbert Fach, langjähriger Friedrichshofbewohner findet die Liedvorträge seiner Mitbewohner „Echt gut“ und wiegt sich im Takt der Musik.

Überhaupt scheint Musik behinderte Menschen und nicht behinderte Festivalbesucher gleichermaßen gut anzusprechen. Es wird gehüpft, geklatscht und die Körper wiegen sich im Takt der harten und weicheren Klänge. Nach dem Auftritt der Tollhouse-Gang ist die Umbauphase auf der Bühne abgeschlossen. Peter Ucik schlüpft schnell in ein rotes T-Shirt, schnappt sich eine Gitarre, und schwingt sich auf die Bühne zu den anderen Mitgliedern von „Good News“. Mit ihrem rockigen Sound bereitet die Band das Publikum auf den Auftritt von „H-Block“, dem „Blockbuster“ des Festival vor.

„Ich finde es toll, dass sich hier Menschen mit und ohne Behinderung so problemlos vermischen“, gefällt Karin Petereit aus Heilbronn die Atmosphäre. So werde die Isolation der behinderten Menschen wenigsten kurzzeitig aufgehoben. Sozialarbeiterin Ulrike Ungericht und ihr Freund Udo Wörsching aus Leingarten finden, dass Musik, Publikum und Atmosphäre eine „supergute Mischung“ repräsentieren.

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