Willkommene Abwechslung im Heim-Alltag
Sozial-AG der Käthe-Kollwitz-Förderschule besucht regelmäßig ältere Menschen

Obersulm - „Hallo, schön dass ihr da seid.“ Freudig begrüßt Rosel Münd die Schüler Hicret Dogru, Cenet Cana, Alexander Wernisch und Michael Frank. Die 84-jährige Bewohnerin der Seniorenresidenz im Schöntaler Klosterhof in Obersulm- Sülzbach wartet in ihrem Rollstuhl auf die Schüler der Sozial-AG der Käthe-Kollwitz-Förderschule. Mit Lehrer Eckardt Zehner wollen die Jugendlichen aus der achten und neunten Klasse mit Rosel Münd und andern Heimbewohnern einen Spaziergang mit dem Rollstuhl unternehmen. „Mit der Ausfahrt wird das heute leider nichts, einige sind nicht ganz gesund“, muss Norbert Trutzenberger, der Leiter der Beschäftigungstherapie in der Seniorenresidenz, die Schüler enttäuschen.
Rollstuhlführerschein Eine kleine Rollstuhlausfahrt im Hof genehmigt Norbert Trutzenberger für Rosel Münd und Marie Margan dann aber doch. Die Sozial-AG-Schüler mussten bei Trutzenberger einen „Rollstuhlführerschein“ machen. „Ohne diese Prüfung darf kein Schüler einen Rollstuhl schieben“, ist Trutzenberger auf Sicherheit bedacht. Wie überwindet man einen Bordstein? Wie bremst man? Wie wird ein Rollstuhl gelenkt? „Solche und zahlreiche andere Übungen mussten wir als Lenker und Passagier bewältigen“, erzählt Michael. „Dass die Jugendlichen selbst im Rollstuhl sitzen, ist ganz wichtig“, sagt Trutzenberger. Dann wüssten sie, wie hilflos man darin sei.
Nach dem kurzen Ausflug geht es in den Mehrzweckraum. Dort warten schon Hilde Himmel und andere Heimbewohner auf die Schüler. Hicret und Cenet haben ein Spiel aufgebaut, jetzt wird munter gewürfelt. Jeden zweiten Montag kommen seit zweieinhalb Jahren sechs Schüler für zwei Stunden in das Pflegeheim nach Sülzbach und sorgen für Abwechslung im Heimalltag. Heute fehlen Fatma Coban und Katja Reinke wegen Grippe. Spielen und Basteln, bei schönem Wetter eine Spazierfahrt mit dem Rollstuhl, stehen auf dem Programm. „Das klappt ganz hervorragend“, ist der Beschäftigungstherapeut voll des Lobes für die Schüler aus Weiler. Auf sie sei Verlass. Versuche mit anderen Gruppen seien „eingeschlafen“.
Nicht nur im Seniorenheim ist die Sozial-AG aktiv. Im vierzehntägigen Rhythmus besucht sie in Weiler die Seniorinnen Anneliese Knospe, Elisabeth Henning und Hilde Besserer. „Ich freue mich immer auf diese zwei Stunden“, sagt die gehbehinderte Knospe. Die Jugendlichen gießen den Garten, kaufen ein, kochen Kaffee und sind willkommene Gesprächspartner. „Er hat Hühner, und ich habe Hühner“, hat Knospe mit Michael ein Gesprächsthema.
„Es macht einfach Spaß, anderen zu helfen“, sagt Fatma Coban. Die Neuntklässlerin ist Schulsprecherin und war in der siebten Klasse Gründungsmitglied der Sozial-AG. „Die Schüler sollen erkennen, dass sie für andere Menschen wichtig sind“, sagt Lehrer Zehner. Der Initiator der Sozial-AG sieht mit Freude, wie seine Schüler durch den Umgang mit älteren Menschen selbstbewusster werden.