Wichtigste Datenbank ist der eigene Kopf
Wie der Immobilienmakler Tom Bucher Verkäufer und Interessenten zusammenbringt

Heilbronn - Eines der größten Objekte, die Tom Bucher in den vergangenen Wochen in neue Hände gebracht hat, ist das MAN-Areal in der Hans-Rießer-Straße, das wie berichtet von der Aufbaugilde gekauft wurde. Im Auftrag von MAN hat Bucher außerdem einen neuen Eigentümer für das ehemalige Wolffkran-Lager am Osthafen gefunden. Sobald er einen solchen Auftrag auf dem Tisch hat, beginnt die Denkarbeit. „Die Frage ist immer: Für wen könnte das Objekt interessant sein?“, sagt der in alle Richtungen gut vernetzte Heilbronner, der in Neckarsulm wohnt. Die wichtigste Datenbank ist dabei der eigene Kopf. „Man muss einfach immer mit offenen Augen durch die Stadt gehen.“
Investoren Nicht immer ist sein Geschäft für Schlagzeilen gut. Oft sind es kleine Ladengeschäfte, Büros oder Praxen, die er neuen Nutzern vermittelt. Es sind aber auch größere Deals dabei. Zum Beispiel hat er einen neuen Eigentümer gefunden für das große DPD-Logistikzentrum im Industriegebiet Böllinger Höfe, das vorher einem Heilbronner Großinvestor gehörte: Hier hat vor zwei Jahren ein britischer Immobilienfonds zugegriffen.
Ganz bewusst beschränkt sich Tom Bucher in seiner Arbeit auf den näheren Umkreis von Heilbronn: Hier kennt er sich aus. Und hier kommt er keinem Wettbewerber in die Quere. „Wir sind einer der Marktführer“, sagt der 42-Jährige. So lasse es sich gut arbeiten. Auch wegen der Konkurrenz sei Diskretion gefragt: „Wenn man sich zu sehr öffnet, dann nützt das vor allem den Mitbewerbern. Das kostet unnötig Kraft.“
Auch die meisten Investoren wollen ihre Namen nicht unbedingt in der Zeitung lesen. Wer seine Halle aus der Bilanz nehmen muss und sie deswegen von einem Investor zurückmietet, der setzt erst recht auf die Verschwiegenheit des Maklers. Dennoch liest sich die Referenzliste der Heilbronner Firma, die sich im Untertitel selbstbewusst als Gesellschaft für Wirtschaftsförderung bezeichnet, wie ein Wegweiser durch die regionale Unternehmenslandschaft: Hier eine neue Halle für Beyerdynamic, dort Autec in Weinsberg. Ebenso Krupp-Drauz, Fahrrad Eisele, die Spedition Christ oder die Citibank. „Wenn wir helfen, einen Betrieb mit 30 oder 50 Mitarbeitern anzusiedeln, dann ist das ein Beitrag zur Wirtschaftsförderung.“
Ob Buchers Erfolg daran liegt, dass er Quereinsteiger ist? Zehn Jahre lang arbeitete der gelernte Groß- und Außenhandelskaufmann bei der Sport-Einkaufsgenossenschaft Intersport. 1991 wechselte der Vater zweier Kinder in die Immobilienbranche. Seit 1994 ist er auf eigene Rechnung aktiv – Höhen und auch Tiefen hat der Hobby-Fußballer in dieser Zeit erlebt.
Jetzt blickt er nach vorn. Mit einer Einschätzung der Entwicklung auf dem regionalen Markt ist Bucher dennoch vorsichtig. „Wir haben ein ausgeglichenes Angebots- und Nachfrageverhältnis“, sagt der Vertriebsprofi. Ein Defizit sieht er lediglich bei neuen Büroimmobilien – „Da gibt es fast gar nichts“ – und bei klassischen Logistikflächen.
Nachfrage Bei der Nachfrage nach Ladengeschäften in der Innenstadt rechnet Bucher mit einer Belebung, sobald die Stadtgalerie eröffnet: „Dann wird die abwartende Haltung weichen.“ Auf Wertsteigerungen setzt er jedenfalls bei Gebrauchtimmobilien aber nicht. Das liegt weniger an der Krise in Amerika als an den Erfahrungen im Tagesgeschäft: „Die Preise sind in diesem Segment zurzeit gewaltig unter Druck.“
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