Streit um die Sportgaststätte
TSV-Vorstandschaft will Gebäudeteil veräußern – Kritiker sammeln dagegen Unterschriften

Weinsberg - Vor einer Zerreißprobe steht der Turn- und Sportverein Weinsberg. Die Vorstandschaft unter der Regie von Professor Horst Roos möchte die Sportheimgaststätte im Stämmlesbrunnen an den neuen Pächter Rocco Gruosso verkaufen. Dagegen haben Kritiker wie Dieter Feyhl und Thomas Stuntz schon über 50 Unterschriften gesammelt. Das gesamte Zentrum soll in der TSV-Hand bleiben. Am Freitag informiert Vereinschef Roos die Mitglieder bei der außerordentlichen Versammlung über die Pläne.
Geschlossen. Vor der Eingangstür zur TSV-Gaststätte steht derzeit ein Container. Aus dem Gastraum sind Tische und Stühle geräumt. In der Küche brutzelt der Koch keine Schnitzel. Fliesen sind mit einer Vielzahl von zugespachtelten Löchern übersät. Beim Rundgang sind sich Roos und seine beiden Stellvertreter Dr. Michael Saefkow und Hans-Dieter Hamberger einig: Im Gebäude muss einiges investiert werden. Komplette Küche, Fenster, Sanitärräume, Dachisolierung. „Es stehen Renovierungsarbeiten von 200 000 Euro an“, meint Roos.
Angesichts dieser Summe und fünf Pächterwechseln in zehn Jahren reifte die Idee, die Gaststätte und die darüber liegende Wohnung zu veräußern. 60 Prozent sollen laut Vorstandstrio im TSV-Besitz bleiben: Kegelbahn, Fußballumkleidetrakt, Sanitärräume, Geschäftszimmer, Läpple-Zimmer als Vereinsheim. Dies habe der Expertenrat abgestimmt, der Hauptausschuss mit allen Abteilungsleitern gebilligt.
Michael Saefkow nennt die Vorteile: „Wir entschulden uns vollständig.“ Der neue Pächter baue die Gaststätte auf eigene Kosten um, wobei sich der TSV bei Küche und Dachsanierung beteilige. Laut Satzung ist der Vorstand nach Worten von Hamberger befugt, es zu verkaufen: „Das haben wir beim WLSB, dem Württembergischen Landessportbund, nachgefragt.“ Allerdings muss noch geklärt werden, ob die Stadt der Veräußerung zustimmt. Sie hat dem TSV das Grundstück in Erbbaurecht übertragen.
Seit Januar hat Ruosso zwei Pachtverträge – für Keglerstüble und Gaststätte – sowie eine Kaufoption. Er betreibt seit 1995 die Pizzeria La Rustica in Ellhofen. Jetzt möchte er in Weinsberg ein italienisches Restaurant einrichten: „In dem Objekt steckt ein großes Potenzial.“
Für die Kritiker wie Kegler Thomas Stuntz und den früheren Technischen Leiter Dieter Feyhl geht der Vorstand viel zu weit. „Wir wollen nicht, dass es verkauft wird“, sagt Feyhl, einst TSV-Vizechef. In dreieinhalb Jahren sei der TSV mit derzeit rund 67 500 Euro Krediten schuldenfrei. Zudem stellt er in Frage: „Die Gaststätte ist nicht runtergewirtschaftet.“ Der Heizungskessel sei erneuert worden, vor wenigen Jahren die Geschirrspülmaschine, vor zehn Jahren eine Fensterfront. Nicht zu vergessen das 120-teilige neue Geschirr. Stuntz und Feyhl wollen wissen, wie die „Luftkalkulation“ von 200 000 Euro für die Sanierung zustande kommt.
Über 50 Unterschriften haben sie bisher gegen den Verkauf gesammelt. „Man muss mit offenen Karten spielen“, bemängelt Stuntz. Wie sieht die Teilungserklärung aus? Wie hoch ist der Verkaufspreis? Wie sieht es mit der Erbpacht aus? Die Mitglieder hätten das Sportheim mit viel Eigenleistung gebaut. Nach Stuntz’ Ansicht braucht der Vorstand für den Verkauf einen Mitgliederbeschluss. Er kündigt an: „Wir lassen dies juristisch überprüfen.“

