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Seine Leidenschaft sind alte Schwesterntrachten

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Pflegedienstleiter in Löwenstein hat seltenes Hobby

Von Anne Väisänen
Seit 20 Jahren ist Krankenpfleger Thomas Blumenstock auf der Suche nach alten Broschen und Hauben, die in früheren Zeiten von Krankenschwestern und Diakonissen getragen wurden. (Foto: Anne Väisänen)
Seit 20 Jahren ist Krankenpfleger Thomas Blumenstock auf der Suche nach alten Broschen und Hauben, die in früheren Zeiten von Krankenschwestern und Diakonissen getragen wurden. (Foto: Anne Väisänen)

Von Anne Väisänen

Die älteste Brosche stammt von 1908 und gehörte einst einer Krankenschwester vom „Deutschen Frauenhilfsdienst“. Viele Jahre hat es gedauert, bis Krankenpfleger Thomas Blumenstock diese Antiquität auf einem Flohmarkt aufgestöbert hatte. Der 45-Jährige sammelt alte Schwesterntrachten und Hauben. Sein ungewöhnliches Hobby inspirierte ihn, das Buch „Abschied von der Schwesterntracht“ zu schreiben.

Seine Arbeit als Krankenpfleger bedeutet ihm mehr, als nur die Brötchen zu verdienen. „Diese Arbeit ist für mich meine Berufung,“ sagt Thomas Blumenstock, der als Pflegedienstleiter im „Haus Stefanie“ in Löwenstein, direkt neben der Klinik, arbeitet. Ursprünglich hatte er den Beruf des Feinmechanikers erlernt. Im evangelischen Jugendkreis, wo er aktives Mitglied war, entdeckte er seine soziale Ader und begann 1980 ein Praktikum in der Krankenpflegehilfe im Diakonie-Krankenhaus in Schwäbisch Hall. Dort absolvierte er auch seine Ausbildung zum Krankenpfleger, die er 1984 abschloss.

Seine erste Anstellung sollte eine enorme Herausforderung darstellen: Mit 24 Jahren übernahm Thomas Blumenstock die ambulante Krankenpflegestation in Spiegelberg. „Das war für mich damals absolutes Neuland“, erinnert sich der Krankenpfleger, der das große Glück hatte, eine sehr routinierte Krankenschwester zur Nachbarin zu haben. Diese war eine 80-jährige ehemalige Diakonisse. Emilie Simon stand ihm mit Rat und Tat zur Seite. „Sie hatte ein sehr großes Wissen, und sie schenkte mir ein altes Buch über Krankenpflege“, erzählt Thomas Blumenstock. Nach ihrem Tod 1988 begann er, alte Bücher über Krankenpflege zu sammeln.

„Durch Zufall fiel mir damals eine Schwesternbrosche in die Hände“, so Thomas Blumenstock, der fortan beginnen sollte, alte Broschen nicht nur zusammenzutragen, sondern auch ihre Herkunft zu bestimmen. Dazu sammelte er alte Fotografien, auf denen Krankenschwestern und Diakonissen mit Trachten und Hauben abgebildet waren. „Die älteste Tracht ist aus dunkelgrauem Nesselstoff gefertigt und stammt aus dem Jahr 1923“, so der Pflegedienstleiter, der inzwischen über 200 Broschen, 40 Hauben und 150 Schwesternkleider besitzt.

Ehefrau Ute hat großes Verständnis für das ungewöhnliche Hobby, arbeitet sie doch selbst als Stationsleiterin in der Klinik Löwenstein. „Diese Sachen haben für mich einen ideellen Wert“, so der zweifache Vater, der sich für seine Sammelleidenschaft ein monatliches Budget auferlegt hat.

Gute Kontakte besitzt der Sammler zum Deutschen-Roten-Kreuz- Museum in Nürnberg und auch zu Schwester Leni in Bremen, die dort ein Broschenmuseum eingerichtet hat. Bundesweit gibt es etwa 30 Sammler, die sich mit der Geschichte der Krankenpflege beschäftigen. Das selbst verfasste und mit vielen Abbildungen versehene Buch „Abschied von der Schwesterntracht“ bietet einen Ausflug in die Geschichte der Krankenpflege. Zu besonderen Ereignissen, wie dem Tag der offenen Tür im „Haus Stefanie“ verleiht Thomas Blumenstock seine Trachten an die Krankenpflegerinnen. Und freut sich, wenn mancher Besucher ihn darauf anspricht: „Ach, hier schaffen ja noch Diakonissen.“

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