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Mit Herzblut beim Wasser

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Eberstadt - Frank und Iris Limbach und die Probleme eines kleinen Familienunternehmens

Von Friedhelm Römer

Eberstadt - Verfahren kann man sich nicht. Wer sich auf den Weg zu den Eberstädter Mineralbrunnen macht, der fährt einfach die Hauptstraße entlang durch die Gemeinde, an der WG vorbei und landet fast zwangsläufig auf dem Gelände der Familie Limbach im Ortsteil Buchhorn. Dort geht es vorbei an fünf, sechs Meter hohen Wasser-Wänden. Hunderte Mineralwasser-Kisten auf übereinandergestapelten Paletten. Hier sollte man aufpassen, dass man nicht aus Versehen einem vollbepackten Gabelstapler in die Quere kommt.

Schwierigkeiten

Doch dann landet man schnell bei Iris Limbach, die gemeinsam mit ihrem Bruder Frank das Unternehmen führt. Sie ist für den kaufmännischen Bereich zuständig, er als Getränkebetriebsmeister für die Produktion. Dem Unternehmen geht es derzeit nicht so gut, und Iris Limbach kommt gleich zur Sache: „Einige unserer Großkunden haben Insolvenz angemeldet. Auch die Aldi- und Lidl-Wasser bereiten uns Probleme, weil sie mit EU-Geldern subventioniert werden.“ Der 44-jährige Frank Limbach ist grundsätzlich „gegen jegliche Subventionen“.

Der Verkauf von Pet-Flaschen nimmt bei den Eberstädter Mineralbrunnen zu, im Gegensatz zu den Glasflaschen.Fotos: Dittmar Dirks
Der Verkauf von Pet-Flaschen nimmt bei den Eberstädter Mineralbrunnen zu, im Gegensatz zu den Glasflaschen.Fotos: Dittmar Dirks
Seine acht Jahre jüngere Schwester macht unterdessen deutlich, dass ihr das Wetter nicht heiß genug sein kann. „Über 30 Grad wären mir recht“, und sie schwärmt noch heute vom Sommer 2003: „Das war ein Spitzenjahr.“ Von Spitzenumsätzen sind die Limbachs weit entfernt. Zehn bis 15 Prozent Umsatzeinbußen habe man 2008 im Vergleich zu 2007 hinnehmen müssen. Das verheißt nichts Gutes, aber Frank Limbach beteuert: „Wir sind ein Kleinbetrieb. Wir werden überleben.“

Seit 1900 gibt es das kleine Familienunternehmen, das vom Urgroßvater der beiden Geschwister gegründet wurde. 1967 zog es von Erlenbach nach Eberstadt um. 14 Vollzeitarbeitsplätze hat die Firma - in der Produktion und den LKW-Fahrern im eigenen Fuhrpark mit vier Lastwagen.

2500 Flaschen passen in die Reinigungsanlage von Frank Limbach.
2500 Flaschen passen in die Reinigungsanlage von Frank Limbach.
Damit ist man sofort beim Thema Maut. Auf mehr als 10.000 Euro im Jahr summierten sich laut Frank Limbach die Mautgebühren. 155 Einzelhändler in einem 100- Kilometer-Umkreis bis Stuttgart, Eppingen, Künzelsau und Crailsheim beliefert die Firma. Die Mautgebühren an die Kunden weitergeben könne man nicht. „Das gibt der Markt nicht her“, sagt Iris Limbach.

Das Wasser wird aus vier Brunnen gewonnen. Verkauft werden Wasser aller Art und alle möglichen Süßgetränke. Von der Apfelschorle und vom Zitronensprudel bis zu den Geschmacksrichtungen Himbeer, Waldmeister und Orangenmix. Elf Millionen Glasflaschen - Tendenz fallend - und drei Millionen Pet-Flaschen - Tendenz steigend - bringt das Unternehmen jährlich an den Mann beziehungsweise an die Frau.

90 Dezibel

Na denn prost: Iris Limbach hofft auf eine langanhaltende Hitze.
Na denn prost: Iris Limbach hofft auf eine langanhaltende Hitze.
Drinnen in der großen Halle schlägt das Herz der Firma - laut und kräftig. 90 Dezibel sind nicht jedermanns Sache. Von der Lautstärke fast wie in der Disco. Nur der Klang ist anders. Höher. Viel höher. Auf den Bändern tanzen die eingehenden leeren Glasflaschen, klirren gegeneinander und schieben sich dann in den Bauch der Reinigungsanlage.

Darüber wacht der mechanische Inspektor, ob die Flaschen tatsächlich sauber sind, ehe sie anschließend befüllt werden. Alles hier ist automatisiert. Carbonisierer (bringt die Kohlensäure ins Wasser), Etikettierer, Palettierer und der Flaschen-Einpacker. Menschen sieht man hier nur wenige. Und doch gibt es für Iris Limbach nichts anderes als ihre Firma: „Da hängt halt mein Herzblut dran.“

 
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