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Hasenohren aus Bertas Schürze

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50 Jahre Eugen-Diez-Kindergarten – Fest am 1. Juni

Von Margit Stöhr-Michalsky
Ein Bild aus dem Jahr 1959 im evangelischen Kindergarten: Schwester Monika Bauer hat den kleinen Gerhard Frisch an der Hand, den heutigen Kirchenmusikdirektor im Kirchenbezirk Weinsberg.Foto: privat
Ein Bild aus dem Jahr 1959 im evangelischen Kindergarten: Schwester Monika Bauer hat den kleinen Gerhard Frisch an der Hand, den heutigen Kirchenmusikdirektor im Kirchenbezirk Weinsberg.Foto: privat

Weinsberg - Der Zustand ist nicht mehr tragbar“, kritisierten 1956 die Großheppacher Schwestern, drohten mit Arbeitsverweigerung. Eine Baracke in der Weinsberger Hirschbergstraße diente damals als Kindergarten – dunkle Räume, schlecht beheizt. Kinder brachten selbst Holzscheite von Zuhause mit.

Der evangelische Pfarrer Walter Schmid trieb die Entscheidung für einen neuen Kindergarten voran. Die Stadtverwaltung reagierte. Der Platz an der „Hildtschen-Quellfassung“ am Ziegeleigelände schien optimal. 200 000 Mark sollte der Kindergarten kosten. 20 000 Mark steuerte die Kirchengemeinde als Träger bei.

Im Juni 1957 feierten die Bauherren und Bauleute Richtfest. Ein Blick in die „genehmigte Verköstigung“ der Gäste offenbart: Jeder durfte eine Flasche Bier, drei Gläser Wein, ein warmes Essen, ein Vesper und Zigaretten zu sich nehmen. Am 19. Januar 1958 wurde der neue Eugen-Diez-Kindergarten, genannt nach dem Weinsberger Apotheker, eingeweiht. Der Ausruf der Kinder („Da sind ja richtige Fenster drin“) ist ebenso überliefert wie der Spruch von Stadtbaumeister Gustav Hauck: „Gott schütze dieses Haus vor Wetter und Wind und Kindern, die langweilig sind.“

Basteln In Kürze nun feiert der Eugen-Diez-Kindergarten seinen offiziellen 50. Geburtstag. Die langjährigen Mitarbeiterinnen blicken zurück. „Tante“ sagten die Kinder damals zu ihren Erzieherinnen. „Das hielt sich bis in die 70er Jahre hinein“, berichtet Erika Neumann. Sie arbeitete 26 Jahre im evangelischen Kindergarten als Kinderpflegerin. „Damals war das Basteln noch wichtig“, erinnert sich Helga Schneider. „Wenn die Kinder etwas Selbstgemachtes mit nach Hause nehmen konnten, dann war nach Meinung der Eltern der Kindergarten gut.“

Die Kinderpflegerin war 30 Jahre im Kindergarten tätig. Sie weiß noch, dass anfangs 45 Kinder in einer Gruppe zu betreuen waren. Da mussten die Regeln streng sein. Von Tante Frieda ist überliefert, dass ein böses Wort aus Kindermund mit Seife ausgewaschen wurde. Eine andere Begebenheit ist Brigitte Hermann im Gedächtnis: „Aus der weißen Schürze von Tante Berta wuchsen Hasenohren.“ Zur Freude der Kinder gestaltete sie daraus Szenen.

Die Großheppacher Schwestern wurden später von Erzieherinnen und Kinderpflegerinnen abgelöst. Auch das Bild des Kindergartens und der Erziehung hat sich gewandelt. Seit 2001 setzen die Fachfrauen ihr dokumentiertes Profil um. „Das Kind steht im Mittelpunkt, es soll sich nach seinen persönlichen Bedürfnissen entsprechend entfalten“, sagt Erzieherin Christa Schneider.

Mithilfe Beim Eugen-Diez-Kindergarten haben sich auch die Eltern tatkräftig eingesetzt. 1996 wurde durch ihre Mithilfe ein Bewegungsraum anstelle der ehemaligen Pausenhalle eingeweiht. Ein Jahr später finanzierten die Eltern eine neue Küche mit. 2007 wurden die altersschwachen sanitären Anlagen wieder mit vielen Arbeitsstunden der Eltern erneuert. Der 25. Geburtstag des Kindergartens wurde vergessen. Erst der 30. wurde mit einem Frühlingsfest gefeiert. „Da wurden auch die Spielgeräte neu gestrichen und der Garten hergerichtet“, berichten ehemalige Mitarbeiterinnen. Der 50. Geburtstag soll gebührend gefeiert werden.

Jubiläumsfest am 1. Juni von 10.30 bis 17 Uhr mit Gottesdienst und gemeinsamem Mittagessen, mit Angebote für Kinder, Kaffee und Musik und mit einer Dokumentation „Kindergarten damals und heute“.

Zwei Gruppenräume mit Bewegungsraum, ein großes Gelände mit pädagogischen Angeboten, so zeigt sich der Kindergarten heute.Foto: Margit Stöhr-Michalsky
Zwei Gruppenräume mit Bewegungsraum, ein großes Gelände mit pädagogischen Angeboten, so zeigt sich der Kindergarten heute.Foto: Margit Stöhr-Michalsky
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