Die Gurke brachte den Fasching
Ausstellung mit Erinnerungen an die Konservenzeit im Siebenbürgischen Museum

Gundelsheim - Seit zehn Jahren ist die Gurke aus Gundelsheim mehr oder weniger verschwunden. Damals schloss die Firma Kühne das Werk im Neckartal. Heute erinnert nur ein leer stehendes Gebäude und der Fabrikverkauf an die glorreiche Gurkenzeit. Nun widmet sich die Ausstellung "Gundelsheimer Gurke" im Siebenbürgischen Museum in Schloss Horneck dieser Epoche.
Was 2001 endete, begann 81 Jahre zuvor mit der Schwäbischen Conservenfabrik Gundelsheim. Jakob Ziegler und Paul Hofmann gründeten das Unternehmen. Das erste Logo der Firma zeigte eine Ziege, die auf einer gläsernen Konserve steht. "Das wissen selbst die meisten Gundelsheimer nicht", sagt Leo Achtziger, Erster Vorsitzender des Vereins Kulturetta Gundelsheim.
Wettbewerb Achtziger sammelt seit 35 Jahren alles über seinen Heimatort, da kam er an der Gurke nicht vorbei. "Ich habe im Wettbewerb mit Erich Thauer gesammelt. Er hat auch einen Teil zur Ausstellung beigetragen". Auf Floh-, Postkarten- und Antikmärkten waren sie unterwegs, wohnten Auktionen bei und gingen auf Heimatsammlerbörsen. Wie viel er für seine Sammelleidenschaft ausgegeben hat, weiß Achtziger nicht. Die Idee für eine Ausstellung beschäftigte ihn lange. Zehn Jahre Fabrikschließung nahm er zum Anlass, die Idee umzusetzen.
Gemeinsam mit der Stadt und dem Siebenbürgischen Museum wurde die Schau realisiert. Sie zeigt Exponate aus einer bewegten Geschichte − etwa alte Poststempel der Stadt mit einer Gurke darauf. Zwischen 1951 und 1962 war die Gurke auf jedem Brief, der das Postamt verließ. Oder ein Rohling aus Holz, dem das legendäre Gundelsheim-Glas nachempfunden wurde. Es hat die Form eines in den 50er und 60er Jahren typischen Einkaufsnetzes. "Wir haben erstmals eine Kulturetta-Ausstellung im Museum", sagt Kurator Marius Tataru und ergänzt: "Wir freuen uns sehr, etwas Heimisches zu zeigen. Die Gurke war für Gundelsheim wichtiger als der Eiffelturm für Paris."
650 Mitarbeiter beschäftigte die Firma in ihren Hochzeiten, viele weitere lebten von der Zusammenarbeit: Landwirte, Handwerker und Familien, die im Nebenerwerb Paprika und Gurken putzten und sich mit dem Zwiebelschälen etwas dazuverdienten. Bilder zeigen solche Szenen. "Daran kann sich jeder in Gundelsheim erinnern", sagt Achtziger. "So wurden die Raten für Haus und Auto sowie der Urlaub in Rimini bezahlt."
Der Essig-Baron Schon 1930 wurde die Schwäbische Conservenfabrik Gundelsheim von Kühne übernommen. Die Unternehmerfamilie kam zuvor mehrmals in das Gundelsheimer Sanatorium von Dr. med. Ludwig Roemheld, fühlte sich wohl und baute schließlich eine Villa.
Theresia Kühne, Frau des Essig-Barons Wilhelm, stammte aus Mainz − auf diesem Weg fand auch der Fasching nach Gundelsheim. Ihre Tochter Hildegard war 1939 Faschingsprinzessin in Mainz. Ein Bus aus Württemberg begleitete sie in die rheinhessische Metropole und vergaß den tollen Tag nicht. 1962 wurde dann der Gundelsheimer Carnevalverein nach Mainzer Vorbild gegründet.
Doch auch diese Anekdote konnte das Aus des Standorts Gundelsheim zu Beginn des neuen Jahrtausends nicht verhindern. Höhere Produktionskosten als andernorts, ein Rechtsstreit gegen einen spanischen Plagiator und die aufkommende Tiefkühlkost bedeuteten das Ende. Trotz der Werksschließung besteht die Weltmarke Gundelsheim weiterhin. Sie wird allerdings nur exportiert. Egal ob in den USA, Frankreich oder Neuseeland, überall gibt es Gurken, Sauer- und Rotkraut mit der Aufschrift "Gundelsheim". Auch die Exportprodukte sind in der Ausstellung zu sehen.
Die Ausstellung ist noch bis 29. Januar immer Dienstag bis Sonntag zwischen 11 und 17 Uhr in Schloss Horneck zu sehen. Geschlossen ist am 24. und 25. 12. sowie am 31. 12. und 1. 1. 2012.

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