Ausverkauf beim letzten Flohmarkt
Wegen des Rathausumbaus muss TSV sein Lager im Anbau räumen

Löwenstein - Alles muss raus“ steht auf dem Plakat, mit dem Sieglinde Kollmar und Margarete Vollert ihren voraussichtlich letzten Flohmarkt für den TSV Löwenstein ankündigen. „Das Rathaus wird umgebaut, deshalb müssen wir unser Lager im Dachgeschoss des Anbaus räumen“, sagt Kollmar. Seit 25 Jahren organisiert die TSV-Funktionärin mit ihrer Turnerfreundin Vollert alle zwei Jahre beim Herbstfest unter den Rathausarkaden einen Flohmarkt. Dessen Erlös kommt der Jugendarbeit zugute.
„Herbstfest ist erst nächstes Jahr wieder, und wir haben kein neues Lager für unsere Schätze gefunden“, begründet Vollert den anstehenden Ausverkauf.
Der Rathausanbau mit öffentlicher Toilette dient der Stadt bisher als Altpapierlager und Rumpelkammer. Die Löwensteiner Blumenfrauen haben Utensilien für ihre Pflanzaktionen eingelagert. Im Dachgeschoss stapeln sich seit 15 Jahren in einer Hälfte Wäschekörbe, Kartons und Kisten voller Trödel und Antiquitäten.
Sammelsurium „In 25 Jahren kommt allerhand zusammen“, sagt Sieglinde Kollmar mit Blick auf die weit über 1000 Artikel, vom Schnapsglas über elektrische Entsafter bis zum antiken Glaslampenschirm mit Keramik-Griff. Alte Puppen und Kuchenformen, Stehlampen, Nähmaschinen, Teppiche, Gläser, Schalen, Zinnteller und Bücher, Geschirr und Besteck, Gameboy und Videokassetten - eine breite Vielfalt, die man sonst nur auf großen Flohmärkten findet, lagert auf dem Dachboden.
„Alles wurde gespendet, ein Teil stammt aus Haushaltsauflösungen, andere Sachen haben die Leute einfach vor die Tür gelegt“, erzählt Vollert. Sie zieht aus dem Berg einen alten Wäschestampfer mit Aluminiumscheiben und Holzgriff hervor. Eine Feder quietscht, als die Rentnerin zeigt, wie man den Stampfer gehandhabt hat, um die Wäsche im offenen Kessel zu bewegen. „Den hat schon meine Großmutter benutzt“, erinnert sich die Spenderin.
Ein besonders schönes Stück ist ein alter weißer Glaslampenschirm mit Keramikgriff und Goldrand. Voll funktionsfähig präsentiert Sieglinde Kollmar einen drehbaren Kuchenteller mit einem Schwarzwaldmotiv und eine schwere goldglänzende Messingkanne aus der Türkei. Aus einer Kiste holt sie ein Metallgestell mit sechs kleinen Schnapsbechern aus Keramik. „Sind die nicht schön?“, bewundert sie die mit Obstmotiven bemalten Becher.
„Wir passen ganz gut zu unseren Flohmarktartikeln. Wir sind inzwischen auch schon ganz schön antik“, scherzt die Flohmarktorganisatorin mit Blick auf ihr Alter. Die beiden TSV-Turnerinnen sind über 70 Jahre alt. Kollmar macht seit über 20 Jahren die Mitgliederverwaltung.
Erlös für Jugendarbeit „Wir wollten von Anfang an die Vereinsjugend fördern“, begründet sie ihr Engagement. „Wir hatten gute Jahre, unser bestes Ergebnis waren einmal Ende der 90er 2000 Mark“, erinnert sich Vollert. „Letztes Jahr haben wir 600 Euro eingenommen“, freut sich Kollmar über eine treue Stammkäuferschar.
Hilfe bekommen die beiden Frauen beim Auf- und Abbau sowie beim Verkauf von anderen Mitgliedern der Turnabteilung. „Was wir am 12. und 13. September nicht verkaufen können, wandert in den Müll-Container“, betont Kollmar. Nach ihren Worten wird es im nächsten Jahr beim Löwensteiner Herbstfest keinen TSV-Flohmarkt mehr geben.