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Die Löwensteiner taten sich mit Kyber schwer

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Zum 125. Geburtstag auf den Spuren des Schriftstellers

Von Anja Krezer

Was bleibt? Ein Grabstein, ein Museum, eine Tafel am früheren Wohnhaus, in dem er die letzten zehn Jahre bis zu seinem Tod 1933 gelebt hat. 2005 jährt sich der Geburtstag des Schriftstellers und Tierfreundes Manfred Kybers zum 125. Mal - Anlass, auf den Spuren eines Menschen zu wandeln, der es mit den Löwensteinern nicht leicht hatte und die es mit ihm nicht leicht hatten. "Er war und ist bis heute ungeliebt", sagt Günther Rosemann, Betreuer des Kyber-Museums im Freihaus. Kyber, arm zwar, aber stets elegant gekleidet und dadurch arrogant wirkend, sei als Faulpelz angesehen worden - "seine Schriftstellerei galt nichts". Wein trank er niemals - und das in einem Weinbauort! Wenn die Landwirte ihre Ochsen und Pferde mit der Peitsche antrieben, regte sich der Autor zahlreicher Tiergeschichten auf - und die Bauern wiederum über ihn, weiß der Kyber-Kenner. Vegetarier war der Dichter auch noch - in den 1920er Jahren! Nicht eben eine Basis für ein gedeihliches Miteinander. Zudem: Mit seinen Gedanken zum Tier- und Naturschutz sei Kyber seiner Zeit weit voraus gewesen - und dadurch unverstanden. Wie der gebürtige Balte nach den Wirren des Ersten Weltkrieges und der Russischen Revolution darauf kam, sich in der Mansarden-Wohnung an der Löwensteiner Ortsdurchfahrt niederzulassen - "das ist eine ungeklärte Frage", sagt Rosemann. Begraben ist der Schriftsteller neben der Seherin von Prevorst. Ein schlichter Stein, versehen mit roten Lettern, erinnert an den Mann, der 53-jährig starb. "Er ist enttäuscht von der Menschheit gegangen", sagt Rosemann. Dass heute die Erinnerung an viele seiner Bücher verblasst ist, führt der 86-jährige Rosemann auf den oft esoterischen Inhalt zurück. "Das spricht nur einen interessierten Kreis an." Kybers Tiergeschichten würden aber immer noch gelesen. Was Rosemann freut: "Dass sich Grundschulrektorin Christina Maier sehr bemüht, diese Geschichten den Kindern näher zu bringen." Schließlich trägt die Schule Manfred Kybers Namen. An dem Haus an der Maybachstraße weist nur eine kleine Tafel darauf hin, dass Kyber hier zehn Jahre lang lebte. Zuerst allein. Später mit seiner geschiedenen Frau und seiner Tochter. Eng war es in der kleinen Wohnung. "Das muss ein ziemliches Durcheinander gewesen sein", weiß Rosemann aus dem Nachlass. Zugänglich ist die Wohnung nicht. Das Haus ist in Privatbesitz. Am meisten über Kyber erfährt, wer das kleine Museum im Freihaus besucht. Fotos, Brieföffner, Kybers Schreibtisch und seine Schreibmaschine, seine Totenmaske, Tierfigürchen - all das ist donnerstags von 10 bis 12, sonntags von 14 bis 17 Uhr oder nach Vereinbarung zu sehen. Mehrere hundert Besucher, meist in Gruppen, verzeichnet der ehrenamtliche Museumsleiter im Jahr. Löwensteiner kommen selten. Auch wenn Günther Rosemann hinter vielen Ansichten Kybers zu Tier- und Umweltschutz steht, hat er doch so seine Probleme mit dem Literaten: "Manches verstehe ich nicht." Dessen Haltung Frauen gegenüber etwa. Fazit: Manfred Kyber war ein schwieriger Mensch. Aber auch ein interessanter.

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