Kanonen besiegeln das Schicksal der Stadt Weinsberg
Vor 500 Jahren begann die entscheidende Schlacht um Weinsberg: Die Württemberger entrissen nach Kämpfen den Pfälzern die Herrschaft
Verkauft worden war Weinsberg 1440 an die Pfalz für ganze 3300 Gulden. Da die Stadt bis 1450 eine Ablösesumme nicht aufbringen konnte, blieb die vorherige Reichsstadt in pfälzischem Besitz. Erst als Herzog Ulrich 1503 in Württemberg an die Macht kam, sollten sich die Herrschaftsverhältnisse wieder ändern. Der habsburgische Kaiser Maximilian hatte den erst 17-jährigen Ulrich eingesetzt und wollte durch ihn die Vormachtstellung der Pfälzer im Südwesten zurückdrängen. Während der Kaiser mit dem Schwäbischen Bund, Württemberg, Hessen, Brandenburg-Ansbach und Nürnberg schlagkräftige Verbündete fand, schlugen sich auf der anderen Seite nur der Böhmenkönig und der Bischof von Würzburg auf die Pfälzer Seite.
Im Mai 1504 begann der Krieg, Ende Juli erreichte er das Weinsberger Tal, wie Ulrich Maier, Studiendirektor am Kerner-Gymnasium und Landeshistoriker, belegt.
Vom Bleichsee aus beschoss Herzog Ulrich Löwenstein und nahm es nach vier Tagen ein. Bei Ausgrabungen gefundene Kanonenkugeln der Belagerung sind noch im Freihaus zu sehen. Mitte August marschierte Ulrichs Heer Richtung Weinsberg. Wahrscheinlich am 19. August, also vor genau 500 Jahren, begann die Beschießung. Das württembergische Heer hatte seine Geschütze auf einer Anhöhe gegenüber der Burg - Historiker vermuten dem Schemelsberg - in Position gebracht. Darunter war auch die "Murfel", das mit 35 Metern Länge und 35 Zentnern Gewicht größte Geschütz der Schlacht.
Hans Glaser, einer der Kanoniere, hat in Versen Erinnerungen an den Krieg festgehalten. So schreibt er beispielsweise über die Lebensmittelrekrutierung während der Belagerung: "Da selbst an einem Morgen früh, /nahmen wir denen von Weinsberg ihre Küh, / wir nahmens allernächst beim Tor, /doch ward der Unsern keiner verlorn." Überliefert ist, dass sich die Stadt Weinsberg relativ schnell ergeben hat, da das württembergische Heer den Weinsbergern das Wasser abgrub und Brandpfeile in die Stadt warf.
Über Zerstörungen geben historische Quellen keine konkreten Hinweise. Allerdings wird vermutet, dass ein Schlussstein im Ostchor der Johanneskirche mit dem Bildnis Herzog Ulrichs auf dessen Unterstützung beim Wiederaufbau hindeutet. Die Belagerung der Burg dauerte bis Anfang September.
Zerstört wurden Teile der Mauer und des Bergfrieds, in Mitleidenschaft gezogen wurde der Pallas. Quellen belegen, dass die Burg damals bewaffnet war mit einer großen Kanone für Steinkugeln, zwei großen Kanonen für Metallkugeln, 18 kupfernen Hakenbüchsen, zehn Handbüchsen, drei Tonnen Pulver, zwei Tafeln Blei, einer Tonne Salpeter, vier Armbrüsten und 3000 Pfeilen. Zum endgültigen Waffenstillstand zwischen Württemberg und der Pfalz kam es erst im Frühjar 1505. Im folgenden Reichstag belehnte Kaiser Maximilian dann Herzog Ulrich offiziell mit den eroberten Gebieten.