Für Theaterrollen ist er zu jeder Schandtat bereit

 

Für ihn bedeuten Bühnenbretter die Welt - zumindest in der Freizeit. "Mir gefällt das ganze Flair am Theater, das ist einfach toll", schwärmt Bernd Handel aus Weinsberg. Wenn der 56-jährige Maschinenbaukonstrukteur nicht gerade als Statist auf der Bühne des Stadttheaters Heilbronn steht, ist er für den Theaterverein Weinsberg im Einsatz, zurzeit im Theaterstück "Alles im Garten".

Für seine Theaterrollen geht er weit, sogar so weit, dass seine Ehefrau Gretel sich um seine Gesundheit sorgen musste. Als er für die Rolle eines Feuerspuckers sich selbst das Feuerspeien beibrachte, erkundigte sich die Gattin in der Giftzentrale um die Gefährlichkeit der Aktion. "Verbieten Sie es Ihrem Mann", riet der Experte. Doch gegen das leidenschaftliche Feuer des Theater-Amateurs war auch die Ehefrau machtlos.

Handel spielt zumeist handfeste, kernige Mannsbilder wie den Schmied in "Die treuen Weiber von Weinsberg" oder den grantigen Weinhändler in Carl Zuckmayers "Der fröhliche Weinberg". Für die Rolle des Weinhändlers ließ er sich sogar das Haar und auch den Bart schwarz einfärben. "Er sah aus wie ein Hällisch-Fränkisches Schwein", erinnert sich Ehefrau Gretel lachend. Im Theaterstück "Die treuen Weiber von Weinsberg" schlüpfte er gar in Frauenklamotten, um seine Schauspielkollegin Gisela Haaf huckepack zu nehmen.

"Für meine Rollen bin ich zu jeder Schandtat bereit", sagt Bernd Handel, der seine Theaterlaufbahn Ehefrau Gretel zu verdanken hat. Sie war es, die ihn einst in einer Laientheatergruppe anmeldete. "Das ist etwas für ihn", habe sie sich damals gedacht, als sie den Aufruf im Gemeindeblatt erblickte. Für die Freilichtspiele auf der Burg in Weinsberg wurden nämlich im Jahre 1990 Laienspieler gesucht.

Drei Jahre später sollte Bernd Handel zu den Gründungsmitgliedern des Theatervereins Weinsberg gehören. "Wir waren alle so begeistert, es hat keinen mehr losgelassen", erinnert er sich an die Anfänge des Theatervereins, der von Klaus-Peter Schütz ins Leben gerufen wurde. Das Theaterfieber ließ etwa nicht im Laufe der Jahre nach, im Gegenteil.

Seit vier Jahren steht Handel zudem als Statist auf der Bühne des Stadttheaters Heilbronn. "Mir macht das unheimlich viel Spaß", schildert er seine Faszination für "das Profitheater, das gegenüber unserem Laientheater noch spannender ist". Unvergesslich bleibt ihm die Aufführung von Henrik Ibsens "Der Volksfeind", bei dem Statist Handel sich ins Publikum mischen musste, um einen empörten Zuschauer zu mimen. Das Publikum nahm ihm die Rolle ab. So meinte ein Stuhlnachbar gänzlich entrüstet: "Wenn Sie randalieren wollen, gehen Sie raus."

Mit einigen Schauspielern des Stadttheaters ist das Ehepaar Handel inzwischen gut befreundet. Mittlerweile engagiert sich Gattin Gretel ebenfalls für den Theaterverein Weinsberg. Sie entwirft die Bühnenkulissen und gibt die Stichworte, wenn der Ehemann seine Rollen einstudiert. Beim neuen Stück des Theatervereins "Alles im Garten" spielt Bernd Handel nicht nur einen Geschäftsmann, sondern assistiert dem Regisseur und verdingt sich als Bühnenbildner, der die Kulissen selbst zimmert.