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Unzufrieden mit der Bundespolitik

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Im Möckmühler Teilort Ruchsen hat die AfD im regionalen Vergleich überdurchschnittlich große Zustimmung gefunden. Woran liegt das?

Von Lisa Reiff
Wo die AfD in Ruchsen Zuspruch findet? Im Neubaugebiet bei Zugewanderten und im alten Ortskern bei der älteren Generation, vermutet ein Ruchsener.
Foto: Lisa Reiff
Wo die AfD in Ruchsen Zuspruch findet? Im Neubaugebiet bei Zugewanderten und im alten Ortskern bei der älteren Generation, vermutet ein Ruchsener. Foto: Lisa Reiff  Foto: Lisa Reiff

Am Tag nach der Wahl ist es im Möckmühler Teilort Ruchsen ruhig um die Mittagszeit. Dabei zeigt das Ergebnis der Bundestagswahl, dass der Protest gerade hier ziemlich laut sein müsste. 28 Prozent der Erst- und 27 Prozent der Zweitstimmen gaben die Ruchsener der AfD. Was sie dazu bewogen hat?

Im Neubaugebiet, wo viele Zugewanderte wohnen, bekommt man keine Antwort. Ein Mann winkt aufgebracht ab und schimpft im Weitergehen: "Ich habe gar nicht gewählt, weil es für mich keinen Kandidaten gibt!"

Gründe für AfD-Wahl? Türkei und Homo-Ehe

Im alten Ortskern von Ruchsen wohnt Hans Ott, enttäuscht von der SPD, begeistert über das AfD-Ergebnis. Hat er die AfD auch selbst gewählt? "Ja, freilich", sagt der 78-Jährige. "Alle, die im Bundestag waren, werden jetzt Augen machen. Jetzt wird es anders laufen." Besonders die Entscheidung über die Homo-Ehe gefalle ihm nicht. Mit Veränderungen müsse man bei der Türkei anfangen und die Beitrittsverhandlungen abbrechen, die Soldaten abziehen und die Unterstützung beenden.

"Die Merkel sagt immer, das schaffen wir. Das schaffen wir aber nicht", sagt der Rentner zur Flüchtlingspolitik. Man dürfte "denen" nicht so viel Geld geben. "Dann würden sie vielleicht wieder zurückgehen." Die, die arbeiten und sich anpassen, könnten hier bleiben. Man müsse sich aber aussuchen, wer passt. Dass die AfD nun ankündigt, im Bundestag für frischen Wind zu sorgen, gefällt Ott. "Ich passe die nächsten vier Jahre auf und gucke mir an, was gemacht wird." Davon mache er seine Entscheidung vor der nächsten Wahl abhängig.

Ein 52-Jähriger will erst gar nichts zum Wahlergebnis sagen. Nach einer langen Pause antwortet er: "Man weiß ja, dass hier auf dem Land viel CDU gewählt wird." Protest habe er erwartet, dass aber nun so viele Wähler von den Volksparteien zur AfD abwandern - ihm fehlen die Worte. Er hoffe, dass man die AfD mit Argumenten entkräften kann.

Keine Lösungen

Ob die Ruchsener aus Protest die AfD gewählt haben? Andreas Binhammer zieht an der Zigarette und sagt: "Das sind keine Protestwähler. Für viele ist das richtig, was die AfD sagt." Dass viele solche Parolen unterschreiben würden, findet der 55-Jährige nicht richtig.

Er sucht nach einer Erklärung: "Es werden keine Lösungen angeboten." Als Ausbilder von Elektronikern bekäme er keine vernünftigen Lehrlinge. Flüchtlinge würde aber auch niemand einstellen, weil sie möglicherweise bald wieder zurückgeschickt werden. "Die AfD bietet vermeintliche Lösungen an", sagt Binhammer. Das würde Menschen mit Angst vor Überfremdung ansprechen.

 

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