Mancherorts wählt jeder Vierte AfD
In Möckmühl-Ruchsen stimmen 26,7 Prozent für die Alternative für Deutschland, die CDU bleibt aber in de3n meisten Kommunen stark. Generell war die Wahlbeteiligung im nördlichen Landkreis hoch.

Auch wenn sich die Wahlbeteiligung in den Städten und Gemeinden mitunter beinahe bis zu acht Prozentpunkte unterscheidet: Die Bürger im nordöstlichen Landkreis Heilbronn haben insgesamt rege von ihrem Wahlrecht Gebrauch gemacht. 81,1 Prozent der Wahlberechtigten gingen in Langenbrettach und Hardthausen an die Urnen. In Möckmühl waren es gerade einmal 73,1 Prozent. Nirgendwo sonst in der Region hat zudem die AfD so viele Erststimmen bekommen wie in der Jagsttalstadt.
"Zufrieden kann man mit solch einem Ergebnis nicht sein", sagt Ordnungsamtsleiter Thomas Graf aus Möckmühl. Bürgermeister Ulrich Stammer war für ein Statement nicht zu erreichen. Im Gegensatz zur Landtagswahl im vorigen Jahr, bei der die AfD mit 24,26 Prozent der Stimmen sogar das höchste Ergebnis erzielte, geht zwar nun die CDU mit 29,9 Prozent als stärkste Kraft in der Kernstadt und auch in den vier Teilorten hervor. Aber: Die Populisten sind der Union dicht auf den Fersen. Mit 21 Prozent ist die AfD zweitstärkste Partei, gefolgt von SPD (17,4 Prozent) und FDP (12,2 Prozent). In Ruchsen gingen beispielsweise 26,7 Prozent der Stimmen an die Alternative für Deutschland, 27,84 an die Union. Graf vermutet, dass die Unzufriedenheit über die Politik die Bürger veranlasst, bei der AfD ihr Kreuz zu machen. "Manche fühlen sich einfach nicht mehr mitgenommen", sagt der Verwaltungsmitarbeiter.
Dass kommunalpolitisch entgegengewirkt werden kann, hält er für schwierig. "Hier muss die Bundespolitik Lösungen finden. Die Parteien sollten ganz genau auf die Sorgen und Nöte der Bürger hören", rät er. Mit rund 73 Prozent nahm die Wahlbeteiligung im Vergleich zu 2013 um circa 10 Prozentpunkte zu. Auch das hält Graf für einen Faktor, der der AfD in die Karten gespielt hat.
Auch in Neuenstadt erreicht die Alternative für Deutschland 20 Prozent der Stimmen. Zwar sind das fast zehn Prozentpunkte weniger als noch bei der Landtagswahl 2016, doch immer noch viel, schaut man auf die meisten Nachbarkommunen. Man darf annehmen, dass sich hier gleich mehrere Dinge widerspiegeln: Zum einen die Unzufriedenheit der Bürger mit den Volksparteien und dem Umgang der Regierung mit der Flüchtlingskrise. Aber auch der Umstand, dass die Zeltstadt für Flüchtlinge, die einige Bürger verunsichert hatte, mittlerweile abgebaut ist. Wie in den meisten Kommunen deutschlandweit ist die CDU die stärkste Partei. Machten bei der Bundestagswahl 2013 jedoch noch 56 Prozent der Einwohner bei Thomas Strobl ihr Kreuzchen, waren es jetzt bei Alexander Throm nur noch 39. Damit liegen die Neuenstadter immer noch über der Bundes-CDU, die 33 Prozent für sich verzeichnet.
Jagsthausen hat gleich zwei Besonderheiten zu bieten. Mit 13 Prozent der Stimmen schneiden die Grünen hier besser ab als in den meisten anderen Kommunen in Stadt und Landkreis Heilbronn. Bedenkt man jedoch, dass sie bei der Landtagswahl mit 29 Prozent noch vor der CDU lagen, ein herber Einbruch für die Partei. Auch die FDP ist in der Jagsttalkommune relativ stark. Sie holt 16 Prozent der Zweitstimmen, ein Ergebnis, das sie auf Bundesebene nicht erreicht.
Neudenau wählt traditionell konservativ. In den meisten Stadtteile kommt die CDU auf über oder knapp unter 40 Prozent. Ausreißer ist Siglingen/Kreßbach. Dort rutscht die CDU unter 30 Prozent und schneidet schlechter ab als im Bundesdurchschnitt. Im Gegenzug kommt die rechtspopulistische Partei AfD auf 24 Prozent der Zweitstimmen. Einen Einbruch müssen die Sozialdemokraten hinnehmen. In der Jagsttalstadt kommt die SPD auf 14,6 Prozent der Stimmen.
In Langenbrettach schneidet die CDU mit 39 Prozent der Erststimmen und 35,4 Prozent der Zweitstimmen gut ab. Trotzdem kommt die AfD auch hier auf 17,9 Prozent der Zweitstimmen. 18,4 Prozent der Bürger haben den SPD-Kandidaten Josip Juratovic gewählt, während gerade einmal 14,3 Prozent der Langenbrettacher der SPD ihre Stimme gegeben haben. wom/vm/fee/jun

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