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Städtische Steinesammlung öffnet nach langem Umbau

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Jahrelang war das Heilbronner Lapidarium geschlossen. Nun ist die Brandschutz-Sanierung zu Ende. Am 28. Juni gibt es eine Führung - für eine kleine Gruppe Besucher.

Von Torsten Büchele
Immer wieder gewährt das Stadtarchiv Einblicke ins städtische Lapidarium im Alten Milchhof. Foto: Kugler/Archiv
Immer wieder gewährt das Stadtarchiv Einblicke ins städtische Lapidarium im Alten Milchhof. Foto: Kugler/Archiv

Steinerne Skulpturen, Denkmäler und Inschriften aus 700 Jahren Heilbronner Stadtgeschichte liegen im Alten Milchhof in der Frankfurter Straße.

"Warum ist das Heilbronner Lapidarium nicht mehr für die Öffentlichkeit zugänglich, kann man es wieder zugänglich machen?", mit dieser Frage wandte sich ein anonymer Nutzer an unsere Serie "Noch Fragen?". In dieser Serie gehen wir den Fragen nach, die Leser uns stellen. Der 33-jährige Student beschäftigt sich mit Architekturgeschichte. 

Als wir uns beim Heilbronner Stadtarchiv erkundigen, bekommen wir gute Nachrichten: Einige Jahre lang war die Steinesammlung des Stadtarchivs, das sogenannte "Lapidarium", aus Brandschutzgründen geschlossen. Nun sind die Nachrüstungen abgeschlossen. Archivar Walter Hirschmann führt am Mittwoch, 28. Juni, durch die Sammlung. Die Führung ist mittlerweile restlos ausgebucht.

Eher ein Archiv als ein Museum

Das Thema seiner Führung heißt "Brunnen und Wasser". Hirschmann erzählt von ehemaligen Brunnen und alten Wasserbauten. Dazu gehören ein Fleinertorbrunnen mit Figuren der Fortuna und der Heilbronnia. Die Führung passt in die Reihe der Kulturregion Heilbronner Land. Sie trägt den Titel "Brunnen im urbanen Raum". Daran teilnehmen können maximal 25 Besucher, die sich rechtzeitig beim Stadtarchiv angemeldet haben.

In den fünf Räumen der Steinesammlung ist es nämlich sehr eng. Das Heilbronner Lapidarium ist auch kein Museum wie etwa das Städtische Lapidarium in Stuttgart oder das ebenfalls in der Landeshauptstadt befindliche Römische Lapidarium des Landesmuseums Württemberg im Keller des Neuen Schlosses. "Es ist vielmehr ein begehbares Magazin", also das Lager eines Archivs, dessen Räumlichkeiten nicht museal aufbereitet sind. Während der Umbaumaßnahmen waren die Steine ausgelagert worden. Nun räumen sie Mitarbeiter des Stadtarchivs wieder fein säuberlich ein. 


Grabdenkmäler, Skulpturen und Hausinschriften
Im Alten Milchhof in der Frankfurter Straße 75 befindet sich das Städtische Lapidarium. Foto: Torsten Büchele
Im Alten Milchhof in der Frankfurter Straße 75 befindet sich das Städtische Lapidarium. Foto: Torsten Büchele

Das städtische Lapidarium im Alten Milchhof beherbergt eine umfangreiche Sammlung von historisch bedeutsamen Steinartefakten wie Grabdenkmälern, Skulpturen, Hausinschriften und Architekturschmuck. Die Zeitzeugen stammen aus den vergangenen 700 Jahren Stadtgeschichte.

Viele Steine stammen von Renovierungen ums Jahr 1900, von der Trümmerräumung nach dem Zweiten Weltkrieg und von Hausabbrüchen. Rund 200 Steine stapeln sich auf Paletten auf dem Boden und in den Regalen. 239 Objekte umfasst der Bestand in der Heuss-Datenbank des Stadtarchivs insgesamt.

1904 hatte der Historische Verein in der Stadt die Steinsammlung begründet, seit 1980 befindet sich ihr Magazin im Alten Milchhof. Jahrzehntelang war sie der Öffentlichkeit unzugänglich gewesen. Im Jahr 2004 gelang es dem Förderverein des Stadtarchivs mit tatkräftiger Hilfe des Technischen Hilfswerks, die schweren Steine neu zu gruppieren und die Räume begehbar zu machen. Seitdem betreuen das Haus der Stadtgeschichte Heilbronn und der 59-jährige Archivar Walter Hirschmann die Sammlung. Doch 2014 musste das Lapidarium wegen mangelnder Brandschutzvorkehrungen geschlossen werden.

Ein Zugezogener appelliert an das Geschichtsbewusstsein der Heilbronner 

Nicht viele Heilbronner wissen heute überhaupt noch, dass es in der Stadt solch eine historische Sammlung gibt. Der 33-jährige Fragesteller aus Böckingen, der aus Ludwigsburg stammt, wundert sich, wie nachlässig in Heilbronn mit den wenigen historischen Gebäuden umgegangen werde, die die Bombennacht vom 4. Dezember 1944 überstanden haben.

Um herauszufinden, wie Heilbronn früher aussah, sammelt der 33-Jährige alte Gebäude- und Stadtansichten. "Im städtischen Lapidarium erhoffe ich mir, einen tieferen Einblick in die bauliche Geschichte der Stadt Heilbronn zu erhalten und diese für mich noch greifbarer werden zu lassen", bekennt der Geschichtsbegeisterte.

Keine regelmäßigen Öffnungszeiten geplant

Zu welchen Anlässen das Lapidarium in Zukunft öffnet, steht aber noch nicht fest. Walter Hirschmann organisiert "gelegentliche Führungen". Auch kostenpflichtige Gruppenführungen kann man buchen.

Regelmäßige Öffnungszeiten sind vorerst nicht geplant. Eine Teilnahme am Tag des Offenen Denkmals, an dem bundesweit historische Sammlungen und Stätten ihre Pforten öffnen, die ansonsten verschlossen bleiben, wäre ein treffender Anlass. In diesem Jahr sei eine Teilnahme aber ausgeschlossen, so Hirschmann. 

Weitere Steine stehen im Haus der Stadtgeschichte, Römerfunde im Museum im Deutschhof und in Stuttgart

Wer keinen Platz für die Führung Ende Juni ergattert, kann trotzdem die Stadtgeschichte aus Steinquellen erfahren: "Schöne Stücke unserer Sammlung befinden sich in einer ständigen Ausstellung im Haus der Stadtgeschichte", erklärt Hirschmann. Gemeint ist die Dauerausstellung "Heilbronn historisch!" im Otto-Rettenmaier-Haus. Dort befindet sich zum Beispiel der Grabstein des Schwiegervaters des Götzen von Berlichingen: "das gut erhaltene Bild eines Ritters in voller Rüstung".

Funde aus der Römerzeit beherbergt das Lapidarium ohnehin keine. Diese finden sich in den Städtischen Museen im Deutschhof. Viele römische Artefakte aus der Region befinden sich auch im Limesmuseum Aalen - und im Römischen Lapidarium in Stuttgart.

 

Führung durchs städtische Lapidarium

- AUSGEBUCHT -

Wann: Mittwoch, 28. Juni, 17 Uhr

Wo: Der Treffpunkt wird nach der Anmeldung bekanntgegeben

Thema: „Brunnen und Wasser"

Veranstalter: Stadtarchiv Heilbronn

Eintritt: kostenfrei

Wegen der begrenzten Platzzahl ist eine Anmeldung unbedingt erforderlich. Anmeldung per Mail an archiv.veranstaltungen@stadt-heilbronn.de oder telefonisch unter 07131 56-3852 (Anrufbeantworter).

 
 
 

 

 
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