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Klimawäldchen und Co.: Mit diesen Projekten soll Heilbronn grüner werden

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Städte sind oftmals zugepflastert und überhitzt. Wie also dem Klimawandel entgegenwirken? Darum ging es in der jüngsten Jugendgemeinderatssitzung.

Heilbronn soll grüner werden, darin sind sich Baubürgermeister Andreas Ringle und Grünflächenamtsleiter Oliver Toellner einig. Nach dem Krieg, als die Stadt zerstört war, habe es die Grundidee gegeben, die „Stadt als Garten“ wiederaufzubauen. In den vergangenen Jahren habe sich dieser Vorsatz aber in eine falsche Richtung entwickelt, räumte Ringle ein. „Wir müssen das Thema weiter vorantreiben.“

Bei der jüngsten Sitzung des Jugendgemeinderats hoben die beiden Männer außerdem die Bedeutung des Grünflächenamts in Zeiten des Klimawandels hervor. Insgesamt gibt es rund 48 000 Bäume in Heilbronn – die Hälfte davon stehen an Verkehrswegen – und über 600 verschiedene Baumarten. Am meisten ist der Ahorn vertreten mit 19 Prozent, gefolgt von der Linde (zwölf Prozent) und der Platane (elf Prozent).

Andreas Ringle zum Jugendgemeinderat: „Wir wünschen uns, dass Sie laut sind" 

Was Farbe in die grauen Straßen bringt und schön aussieht, wenn es im Sommer sprießt und blüht, bedeutet Arbeit und kostet Geld: Mehrere Tausend Euro Kosten fallen an, wenn neue Bäume im Stadtgebiet gepflanzt werden, erklärte Toellner den Jugendgemeinderäten. Faktoren wie der Eingriff in den Straßenraum, wo Kabel und dergleichen verlaufen, Pflege, Instandhaltung oder künstliche Bewässerung machten eine innerstädtische Pflanzung aufwendig. Hinzu kommt, dass pro Jahr etwa 1000 Bäume absterben, vor allem durch den Klimawandel seien Bäume krankheitsanfälliger geworden.

Auf die Frage des Jugendgemeinderats, was von jungen Menschen wie ihnen erwartet werde, sagte Baubürgermeister Andreas Ringle: „Wir wünschen uns, dass Sie laut sind.“ Anträge des Jugendgemeinderats im Haushalt würden „gefeiert“ und ernst genommen. Grünflächenamtsleiter Oliver Toellner ergänzte, dass er sich wünscht, die Proteste der Klimakleber in positive Energie und Projekte umzuwandeln. Viele Dinge laufen aber bereits gut. Das machten Andreas Ringle und Oliver Toellner ebenfalls deutlich. Im Folgenden werden drei Beispiele genannt, wie das Grünflächenamt bereits versucht, sich dem Klimawandel anzupassen und heißen Sommern entgegenzuwirken.

Sommer-Zone

Die Turmstraße will die Stadt Heilbronn für eine dauerhafte Umgestaltung vorbereiten. Fotos: Christiana Kunz, Ralf Seidel
Die Turmstraße will die Stadt Heilbronn für eine dauerhafte Umgestaltung vorbereiten. Fotos: Christiana Kunz, Ralf Seidel  Foto: Kunz, Christiana

Vergangenes Jahr wurde eine Sommer-Zone in der Turmstraße in der nördlichen Heilbronner Innenstadt angelegt. Saisonales Grün, Stadtmöbel auf ehemaligen Parkplatzflächen, Sitzmöglichkeiten und Wasser-Vernebelungsdüsen, montiert zwischen drei Platanen, sollten zum Verweilen im heißen Stadtsommer beitragen. Ein weiteres Ziel der Sommer-Zone war, den Parksuchverkehr aus der Straße zu verdrängen. Der Holzpavillon mit Holzdeck sowie einige Kübel und Sitzelementen zum Einkaufszentrum K3 hin werden vorerst nicht abgebaut, die überdachte Holzinsel kann derzeit weiter als Leselounge genutzt werden. Im Sommer soll dann wieder mehr geboten sein. Die Chancen stehen gut, dass die Sommer-Zone nicht nur ein temporäres Projekt bleibt: Die Turmstraße wolle man vorbereiten für eine dauerhafte Umgestaltung, sagte Grünflächenamtsleiter Oliver Toellner bei der Jugendgemeinderatssitzung.

Schulhöfe grüner machen

Schulhöfe in Heilbronn sollen grüner werden.
Schulhöfe in Heilbronn sollen grüner werden.  Foto: Kunz, Christiana

Das Grünflächenamt sei derzeit dabei, Schulhöfe zu analysieren, erklärte Oliver Toellner. Dabei sollen nicht nur Bodenbeläge oder Spielgeräte geprüft werden, sondern auch herausgefunden werden, wo am meisten Handlungsbedarf besteht, Bäume zu pflanzen und damit unter anderem für Schatten zu sorgen. Christoph Mössinger, gelernter Fachagrarwirt, wolle man mit ins Boot holen, um zusammen mit Schülern eine dauerhafte Auspflanzung für Schulhöfe zu realisieren. Mössinger hat das Projekt „wandernde Bildungsbäume“ initiiert. Als Vorbild dafür diente die Stuttgarter Initiative „Wanderbaumallee“, die seit einigen Jahren für mehr Grünflächen in Innenstädten und auf Schulhöfen sorgen möchte. Schüler der Johann-Jakob-Widmann-Schule haben als Beitrag im Frühjahr 2022 vier Holzwagen gebaut, die als Sitzgelegenheiten und Baumumrandung genutzt werden können. Mit ein paar wenigen Handgriffen können sie nach dem Prinzip einer Schubkarre umfunktioniert werden. Das Ziel: die vier Bäume auf möglichst viele Schulhöfe zu fahren.

Klimawäldchen

Mittlerweile gibt es zwei Klimawäldchen in Heilbronn.
Mittlerweile gibt es zwei Klimawäldchen in Heilbronn.  Foto: Seidel, Ralf

Auf der Theresienwiese sorgt in Heilbronn seit Frühjahr 2022 ein weiteres Klimawäldchen mit 72 Bäumen für Abkühlung, Schatten und gute Luft. Die Stadt hat in Kooperation mit der Experimenta für 280 000 Euro Schotter durch fruchtbaren Boden austauschen lassen und 83 Sträucher, 2245 Stauden und Bäume gepflanzt. Holzbänke bieten Sitzgelegenheiten, 13 Nebelsäulen, aus denen Wasser sprüht, sorgen an heißen Sommertagen zusätzlich für Abkühlung. Am Wollhausplatz gibt es bereits seit 2019 ein Klimawäldchen, das 2021 den Deutschen Landschaftsarchitekturpreis erhalten hat. Das 800 Quadratmeter große Pop-up-Wäldchen überzeugte in der Kategorie Klimaanpassung. Die Jury lobte die beispielhafte Umsetzung des Projektziels: In einer Umgebung aus Beton, Asphalt und Verkehr einen attraktiven Freiraum zur Erholung und Entspannung zu schaffen, der Schatten spendet und frische Luft produziert.




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