Polarlichter
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Meine Reise zu den Polarlichtern - Stimmt!-Schreiber Johannes gibt Tipps

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Im Februar 2023 hat Stimmt!-Schreiber Johannes ein unvergessliches Abenteuer gewagt. Falls du auch schon einmal darüber nachgedacht hast, in den Norden zu reisen, um Polarlichter zu sehen, dann können die folgenden Tipps hilfreich sein.

Von Johannes Zimmermann
Stimmt!-Schreiber Johannes hat die wunderschönen Polarlichter zu Gesicht bekommen.
Stimmt!-Schreiber Johannes hat die wunderschönen Polarlichter zu Gesicht bekommen.  Foto: Johannes Zimmermann

Zitternd stehe ich auf einem zugefrorenen See im kanadischen Norden. Die Eisdecke ist etwa zwei Meter dick. Das Thermometer zeigt minus 45°C. Wenn ich ausatme, gefriert mein Atem auf meinen Wimpern, und wenn ich nicht aufpasse, kleben sie beim Blinzeln fest. Warum um alles in der Welt würde sich jemand diesen Temperaturschock antun? Nun, es ist etwa zwei Uhr nachts. Und ich stehe hier inmitten der Einsamkeit der Natur, um auf die Nordlichter zu warten, die sogenannte Aurora Borealis.

Es ist Anfang Februar, und ich bin weit oben im Polarkreis. Zu dieser Jahreszeit geht die Sonne um 10.30 Uhr auf und um 14 Uhr unter – dann beginnt jeden Tag das große Warten, bis ich die Polarlichter sehen kann. Mal ist die Wolkendecke zu dick, mal sind die Sonnenwinde zu schwach.Und dann geschieht es endlich: Erst ganz leicht nur, dann immer stärker wird ein grünes Band sichtbar, das Bögen und Schleifen zieht und sich von Horizont zu Horizont erstreckt. Die Lichter beginnen zu tanzen, und gelegentlich sind auch leicht orange- und pinkfarbene Streifen zu sehen. Ich blicke einfach nur staunend nach oben. Unter diesem unglaublichen Naturphänomen fühle ich mich so klein und unbedeutend – und bin einfach dankbar, dass ich das gerade erleben darf.

Was sind eigentlich Polarlichter?

Wahrscheinlich haben wir alle bereits die spektakulären Bilder eines grün strahlenden Himmels gesehen. Doch was geschieht da eigentlich über unseren Köpfen? Die Physiker unter den Lesern mögen mir meine sehr vereinfachte Erklärung vergeben. Doch im Wesentlichen entstehen Polarlichter, wenn die Sonne besonders aktiv ist und große Mengen geladener Teilchen in den Raum schleudert – wir nennen diese „Sonnenwind“. Das Magnetfeld der Erde lenkt diese Teilchen in Richtung der Pole. Was der Grund ist, warum wir sie in Mitteleuropa nur sehr selten zu Gesicht bekommen. Wenn die Teilchen in die Erdatmosphäre eintreten, kollidieren sie dort mit Gasen wie Stickstoff oder Sauerstoff, was die Moleküle in der Atmosphäre anregt.

Wenn diese wieder in ihren Ursprungszustand zurückkehren, geben sie Licht in verschiedenen Farben von sich – das ist dann das, was wir am Himmel sehen können. In der Theorie können Polarlichter also eigentlich zu jeder Tages- und Nachtzeit während des ganzen Jahres auftreten. Falls du also selbst schon einmal darüber nachgedacht hast, in den Norden zu reisen, dann können die folgenden Tipps für dich sehr hilfreich sein.

Faktor 1: Natürliche Bedingungen

Bei den Temperaturen muss man sich richtig warm anziehen: Als Johannes im kanadischen Norden war, hatte es minus 45°C. Sein Ratschlag an alle Reiseliebhaber: "Nimm in jedem Fall ganz viel warme Kleidung mit."
Bei den Temperaturen muss man sich richtig warm anziehen: Als Johannes im kanadischen Norden war, hatte es minus 45°C. Sein Ratschlag an alle Reiseliebhaber: "Nimm in jedem Fall ganz viel warme Kleidung mit."

Es stimmt, dass die Polarlichter theoretisch immer da sind. Doch sie hängen ganz entscheidend von der Intensität der Sonnenwinde ab – und die kann immer variieren. 2023 war beispielsweise ein Jahr mit sehr starken Sonnenwinden. Wenn du also deine Reise planst, kann ich dir die App „Aurora Forecast“ empfehlen (im Play Store „Meine Polarlicht-Vorhersage“ genannt). Solche Apps können dir ähnlich einer Wettervorhersage anzeigen, wie stark die Sonnenwinde sein werden und wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, in den nächsten zwei Wochen an einem be-stimmten Ort der Erde Polarlichter zu sehen.

Faktor 2: Der Ort

Tatsächlich muss es nicht der Norden Kanadas sein, in dem ich die Lichter zum ersten Mal gesehen habe. Meine zweite Reise führte mich auf die Lofoten, ein Archipel im Norden Norwegens. Dort waren es lediglich zehn Grad unter null, also deutlich milder. Entscheidend bei der Wahl des Ortes ist der Breitengrad. Tatsächlich wird die Chance nämlich nicht unbedingt höher, je nördlicher du kommst. Am geografischen Nordpol beispielsweise wirst du eher keine Nordlichter sehen. In der Aurora Forecast-App kannst du sehen, welche Regionen am besten geeignet sind. 

Faktor 3: Die Zeit

Es gibt viele verschiedene Zeitbedingungen, die eine Rolle spielen. Wie bereits erwähnt, sind die Sonnenwinde in manchen Jahren generell stärker als in anderen. 
Für eine Reise solltest du außerdem den Mondzyklus berücksichtigen. Ich habe bei meiner ersten Reise beispielsweise nicht beachtet, dass ich gerade in einer Vollmondwoche unterwegs war. Daher konnte ich die Lichter nicht so stark sehen, als wenn ich während einer Neumondphase gereist wäre. Die beste Tageszeit ist auch vom Ort abhän-gig, da die Polarlichter sinnbildlich entlang der Atmosphäre „wandern“. In Kanada konnte ich sie bereits um 20 Uhr sehen, in Norwegen dagegen meist erst ab Mitternacht. Wichtig ist für die Reiseplanung auch die Frage: Wie lange sollte die Reise dauern? 

Aus meiner Erfahrung sind sieben Tage das absolute Minimum, da gerade im Winter Nächte bewölkt sein werden. In den Nordwestterritorien verbrachte ich nur fünf Nächte und hatte unglaubliches Glück, dass ich die Polarlichter in der letzten Nacht zum ersten Mal gesehen habe. Zwei Wochen sind hingegen eine gute Reisezeit. Je länger du unterwegs sein kannst, desto besser stehen die Chancen.

Faktor 4: Unterkunft

Tagsüber war Johannes Hundeschlittenfahren, Eisbaden oder ist auf Berggipfel geklettert. Nachts hat er nach Polarlichtern Ausschau gehalten.
Tagsüber war Johannes Hundeschlittenfahren, Eisbaden oder ist auf Berggipfel geklettert. Nachts hat er nach Polarlichtern Ausschau gehalten.

Immer häufiger werden sogenannte „Polarlichtexpeditionen“ angeboten, Wildniscamps, die relativ abgeschieden liegen, wo man am Lagerfeuer sitzen, sich wärmen und etwas essen kann. In meinen Augen sind solche Angebote meist ziemlich überteuert. Und viel wichtiger: Auch ein tolles Camp garantiert dir nicht, dass du an diesem Abend tatsächlich Polarlichter sehen wirst. Die beste Lösung, die ich finden konnte: eine Hütte oder Ferienwohnung in der Wildnis zu buchen, weit entfernt von allen Städten und Lichtquellen, und mit dem Auto dorthin zu fahren. Wenn nicht zu viele Berge im Umfeld liegen, kann man die Lichter oft von der Terrasse aus sehen. Die Hütte auf dem Bild hatten wir uns in Norwegen gemietet. Damit lagen wir direkt unter der Lichterstraße.

Faktor 5: Du selbst

Die Punkte eins bis vier beziehen sich auf die Natur und deine gute Vorbereitung, die machen schon den meisten Erfolg aus. Dieser Faktor bezieht sich jetzt darauf, wie du die Polarlichter am besten genießen kannst. Denn dir sollte bewusst sein, dass auch ein wolkenfreier Abend mit starken Sonnenwinden an einem einsamen Ort im Februar nicht bedeutet, dass du sofort etwas siehst. Hab am Abend der Beobachtung Geduld. In Norwegen waren wir meist in der Zeit von 23 Uhr bis 3 Uhr nachts immer wieder draußen und haben uns dazwischen drinnen aufgewärmt. Nimm in jedem Fall ganz viel warme Kleidung mit. Wenn du Fotos machen möchtest, vergiss dein Handy. Die Bilder, die du auf dieser Seite siehst, habe ich in Norwegen mit einer Spiegelreflexkamera mit Stativ und Langzeitbelichtung aufgenommen. Die Handyfotos aus Kanada sind einfach nur schwarz. Manchmal ist eine grüne Kurve zu erkennen.

Und ganz zum Schluss vielleicht noch der wichtigste Gedanke: Erwarte nicht zu viel. Im besten Fall strahlt der ganze Himmel und tanzt wie verrückt, und du hast ein unvergessliches Erlebnis. Es können aber auch nur ganz zarte Bänder zu sehen sein, oder du hast zwei bewölkte Wochen vor dir. Wenn ich unterwegs war, habe ich die Polarlichtreisen immer mit anderen schönen Aktivitäten verbunden, sodass sich der Urlaub in jedem Fall gelohnt hat. Tagsüber war ich Hundeschlittenfahren, bin auf Berggipfel geklettert, war Eisbaden oder Wandern. Wenn du nicht damit rechnest, etwas zu sehen, wirst du sehr wahrscheinlich positiv überrascht. Wenn in dir jetzt ebenfalls der Wunsch nach einer sternenklaren Winternacht unter den Polarlichtern geweckt wurde, kann ich dich nur ermutigen. Alles, was es braucht, ist Geduld. Und die Fähigkeit, zu staunen – die Schönheit der Natur um uns herum zu genießen.




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