Lesen junge Menschen überhaupt noch Bücher?
Stimmt-Schreiberin Leonie hat recherchiert, wie Jugendliche in Zeiten von social media zu Büchern stehen.
In einer Zeit, in der Videos auf Tiktok oder Filme auf Netflix, Amazon Prime oder YouTube auf Handy, Laptop und Co. immer beliebter werden, habe ich mich gefragt, ob Jugendliche überhaupt noch echte, gebundene Bücher lesen. Hierzu habe ich Jugendliche, Büchereien und Buchhandlungen befragt.
Nachfrage nach E-Books nimmt zu

Von Markus Hassler aus der Buchhandlung Rau in Öhringen bekam ich die Aussage: „Ja, die Jugend liest noch gerne.“ Jedoch nicht mehr so viele „echte Bücher“ wie vor zehn oder 20 Jahren. Parallel dazu werden E-Books immer beliebter, da man keine schweren Bücher herumtragen muss. Man kann gleich mehrere Bücher, zum Beispiel auf dem Handy oder einem speziellen E-Book- Reader, herunterladen, ohne dabei das Haus verlassen zu müssen. Laut Markus Hassler verkaufen sich Bücher und Fanartikel wie beispielsweise Kalender von Influencern gut. Während des Corona-Lockdowns habe das Lesen in allen Altersgruppen deutlich zugenommen, resümiert Markus Hassler. Durch geschlossene Läden, eingeschränkte Freizeitaktivitäten oder Ausgangssperren hätte so manch einer Bücher oder auch E-Books wieder für sich entdeckt. Dies sei jedoch nach einer Weile mit der wiedergewonnenen „Freiheit“ wieder verflogen und Lesen sei durch andere Freizeitaktivitäten wieder ersetzt worden.
Lieber Handy als Buch
Auch mit Klassenkameraden und Freunden habe ich mich über das Thema unterhalten. Herausgekommen ist folgende Erkenntnis: Je beliebter Influencer werden, desto mehr Zeit verbringt man dadurch am Handy. So kann man sich beispielsweise einfach nur zum Spaß mit Videos auf YouTube berieseln lassen, ohne dabei wirklich denken zu müssen. Das ist meistens einfacher und man vergisst auch schnell mal die Zeit. Auch Infos für die Schule hat man heutzutage schnell über das Internet zusammen. Auch Lernvideos werden immer beliebter. Sie ersetzen oftmals die Fachbücher zu Hause. Unser Eindruck ist, dass es dabei immer auf die verschiedenen Lerntypen ankommt. Manche lernen zwar nach wie vor mit einem klassischen Schulbuch, die Mehrheit jedoch sucht sich regelmäßig Hilfe durch Internetseiten und Lernvideos.
Auch in der Stadtbücherei Öhringen habe ich nachgefragt und mit Martin Wolfsdorf gesprochen. Dort hieß es, dass Jugendliche leider immer weniger lesen würden. „Die jüngeren Kinder lesen noch relativ gerne oder bekommen Geschichten vorgelesen.“ Ab ungefähr 13 Jahren nehme der Trend dann deutlich ab. Hier werden dann eher Fachbücher für die Schule für Projektarbeiten oder zum Lernen vor Prüfungen ausgeliehen. E-Books würden immer öfters nachgefragt. In der Buchhandlung Vielseitig im Ö-Center in Öhringen habe ich ebenfalls erfahren, dass die meisten Jugendlichen im Vergleich zu früher weniger lesen. Auch hier werden E-Books immer beliebter. Zu Corona- Hochzeiten habe das Lesen stark zugenommen. Jugendliche würden meistens Fantasy-Bücher oder Liebesromane kaufen. Auch Bücher von Harry Potter oder Anne Todd würden sich sehr gut verkaufen. Kindern schon im jungen Alter vorzulesen, könne Lust auf mehr machen und das Interesse für Bücher künftig wecken.
Das sagen Jugendliche
Nancy Erdmann aus Öhringen liest nicht so oft Bücher, sondern geht lieber mit Freunden raus oder beschäftigt sich mit dem Handy, sagt sie auf meine Nachfrage. Auf dem Handy liest die 15-Jährige zum Beispiel mal etwas im Internet nach. Zum Lesen kann man sie motivieren, indem man zum Beispiel von einem Buch schwärmt. Vorteile beim regelmäßigen Lesen sieht Nancy unter anderem darin, dass ihr Wortschatz erweitert wird und es ein guter Zeitvertreib ist. Nicht so gut findet die 15-Jährige, dass Lesen länger dauert als sich den Film anzuschauen. Außerdem benötige man viel Fantasie, um sich die Umgebung und die Personen vorzustellen.
Leonie Minde aus Öhringen liest in ihrer Freizeit sehr gern und oft Romane, wie sie sagt. Damit sie ein Buch liest, muss es sie optisch ansprechen. Hierbei greift die 14-Jährige eher zu Büchern, deren Cover schön gestaltet sind. Erst dann liest sie den Text auf dem Buchrücken. Ist dieser spannend geschrieben, wandert das Buch auch schon in die engere Auswahl. Vorteile am Lesen sieht die 14-jährige Leonie darin, dass sie für sich selbst entscheiden kann, wie die Welt und die Personen in der Geschichte aussehen. Außerdem kann man seine Rechtschreibung verbessern.
Für Stimmt!-Schreiberin Leonie gibt es viele Gründe, warum Bücher toll sind
Ich selbst lese ziemlich gern und viel in meiner Freizeit. Das hat schon in meiner Kindheit angefangen. Jeden Abend vor dem Schlafengehen wurde mir eine Geschichte vorgelesen, die ich mir meistens selbst aussuchen durfte. Das fand ich immer sehr spannend und konnte es kaum abwarten, mal selbst lesen zu können. Mit zunehmendem Alter wurden die Bücher dann immer dicker und die Schrift kleiner. Auch an Vorlesewettbewerben habe ich immer gern teilgenommen und auch schon gewonnen. Heute gehört bei mir ein Besuch in einer Buchhandlung oder in der Bücherei schon selbstverständlich zu einem Stadtbummel dazu. Vor allem jetzt in der kälteren Jahreszeit, ist die Vorstellung mit einem guten Buch auf dem Sofa zu liegen und ein warmes Getränk zu trinken doch wunderschön.
Manchmal fange ich auch ein zweites Buch an, obwohl ich eigentlich mitten in einem anderem Buch stecke, da ich es kaum abwarten, zu erfahren, was in der neuen Geschichte passiert. Je nachdem, welches Buch dann spannender ist, lese ich dann das jeweilige weiter und erst danach das andere zu Ende. Dabei bevorzuge ich gebundene Bücher, da ich mich an dem schönen Einband erfreue. Außerdem finde ich, dass ein Regal mit schönen Büchern sehr dekorativ ist.
Ich fände es sehr schade, wenn gebundene Bücher nach und nach durch E-Books, Hörbücher oder Videos ersetzt würden. Doch wie bekommt man die Jugend wieder zum Lesen? Eine Möglichkeit könnte sein: Influencer, also Menschen, die eine große Reichweite im Internet haben und wie Vorbilder fungieren. Lesen diese und werben beispielsweise auf ihrem Kanal für bestimmte Bücher, so werden sie bestimmt eher gekauft. Auch sollte man nicht gleich mit dem dicksten Buch beginnen, da man sonst schnell gefrustet ist und sich dann vielleicht doch für den Film entscheidet. Ist man sich unsicher bei der Bücherauswahl, stehen einem nette Verkäufer zur Verfügung, die einem das eine oder andere über das Buch erzählen können oder man informiert sich über das Internet.