Junge Hohenloherin lebt für zwei Jahre in Uganda
Seit Oktober 2021 ist die 20-jährige Hanna Schmid aus Forchtenberg für einen Internationalen Freiwilligen Dienst im Sport in Iganga, Uganda. Ein Bericht über neue Erfahrungen, eine fremde Kultur und wertvolle Momente.

Unter dem Motto meiner Entsendeorganisation „ASC 46 Göttingen“: „Sport has the power to unite people“ (Auf Deutsch: Sport hat die Kraft, Menschen zu vereinen) darf ich an einer Grundschule in Iganga den Sportunterricht mitgestalten. Anfangs war alles in Uganda neu und überwältigend für mich. Ich durfte eine neue Kultur kennenlernen und mache seither regelmäßig neue Erfahrungen. Auch der Sportunterricht mit den Klassen eins bis sieben war anfänglich eine große Herausforderung. Es war schwierig, eine Klasse mit mehr als 100 Schülern zu beschäftigen, die teilweise kein Englisch sprachen und mich nicht verstehen konnten. Mittlerweile bin ich jetzt schon seit einem guten Jahr in Uganda und habe mich gut eingelebt.
Was wir schon alles erreicht haben

Mit den anderen Freiwilligen des Weltwärts-Programms und unseren Projektpartnern haben wir schon einiges umsetzen können. So machen wir nun auch Kunststunden, die wir dank einer großzügigen Materialspende einer deutschen Schule bunt gestalten können. Hier als auch beim Sportunterricht mit uns haben die Kinder die Möglichkeit, dem starken Leistungsdruck der Schule und den Problemen zu Hause zu entfliehen und auf andere Gedanken zu kommen.
Oft kommen die Kinder in unserer Region (Busoga) aus sehr armen Verhältnissen und erleben teilweise auch viel Gewalt. Generell habe ich hier viel Armut gesehen und erlebt. Zum Vergleich: Eine Grundschullehrkraft verdient hier im Durchschnitt 400 000 Uganda- Schilling pro Monat, das entspricht zirka 100 Euro. Seit Januar haben viele zusätzlich durch die steigenden Lebensmittelpreise ein Problem.
Den Kindern das Schwimmen beibringen

Ein weiteres Projekt, das wir gestartet haben, ist unser Schwimmprojekt. Wöchentlich gehen wir mit acht Kindern im Alter von fünf bis 14 Jahren zu einem großen Pool und bringen ihnen das Schwimmen bei. Immer wieder gibt es im Viktoriasee und im Nil tödliche Badeunfällen. Hinzu kommt, dass die meisten Eltern sich nicht den Eintritt für ein Schwimmbad leisten können und selbst auch nicht schwimmen können. Dank Spenden können wir den Eintritt für die Kinder finanzieren und ihnen unser Wissen weitergeben. Bisher haben wir auch schon kleine Erfolge erzielt. Manche Kinder, die am Anfang Angst vor dem Wasser hatten, können nun ohne Hilfsmittel und ganz alleine kurze Strecken zurücklegen. Das macht uns stolz und gibt uns das Gefühl, etwas Sinnvolles getan zu haben.
Für mich persönlich habe ich hier in meinem ersten Jahr viele Dinge gelernt. Zum Beispiel über globale Zusammenhänge, andere Kulturen und Sichtweisen sowie viele soziale Aspekte. Natürlich ist meine Persönlichkeit auch durch die Erfahrungen gewachsen. Ich kann jedem nur empfehlen, so ein Jahr nach der Schule zu machen. Meine Mission ist es nicht, aus der kolonialen Sichtweise als Weiße nach Afrika zu gehen und alles zu verändern. Ich möchte den Menschen hier in Uganda zuhören, vom kulturellen Austausch profitieren und den Kindern eine schöne Zeit ermöglichen.
Meinen Aufenthalt verlängert

Da meine Motivation noch genau so groß ist wie am Anfang des Jahres und ich mich hier sehr wohl fühle, habe ich mich dazu entschlossen, zu verlängern und ein weiteres Jahr in Uganda zu verbringen. Für das zweite Jahr werde ich an die „Community trans primary and nursery school“ gehen. Das ist eine kleinere Schule am Rande von Iganga in einem der ärmsten Viertel. Ich freue mich, dort neue Ideen umzusetzen und bin gespannt, was mich erwarten wird. Da die Schule bisher noch über kein Sportfeld verfügt, ist es mir ein Herzensanliegen, die Schule in dessen Umsetzung zu unterstützen.
Inwiefern ich mich verändert habe

Wie ich mich verändert habe, werden meine Mitmenschen erleben, wenn ich zurückkomme. Bei mir selbst ist es ein fortlaufender Prozess. Natürlich prägt es einen anders, wenn man Dinge in echt sieht, die man sonst nur aus Erzählungen oder aus dem Fernsehen kennt, beispielsweise die Armut in Iganga. Ich denke, ich bin reflektierter und gelassener geworden. Ich mache mir mehr Gedanken darüber, was mein Handeln für meine Mitmenschen oder auch für globale Zusammenhänge bedeutet. Ich bin sehr dankbar für alles, was ich in Deutschland habe. Manche Dinge weiß man erst zu schätzen, wenn man sie nicht hat oder wenn man bei anderen sieht, wie es ohne sie ist. Ein paar Beispiele: das deutsche Gesundheits- oder Sozial- und Bildungssystem.
Natürlich ist in Deutschland auch nicht alles perfekt, aber aus meiner Perspektive von der jetzigen Situation ausgehend, ist das alles „Meckern auf hohem Niveau“. Wir Menschen in Deutschland sollten viel dankbarer sein, für alles, was wir haben, und uns nicht immer über Kleinigkeiten beschweren. Auch bei kleineren Problemen bin ich gelassener geworden. Ich habe hier gelernt, mit dem zufrieden zu sein, was man hat, und wenn man nicht das bekommt, was man will, dass man einfach improvisieren kann, anstelle sich den Kopf darüber zu zerbrechen. Denn: Es gibt immer Menschen, die viel größere Probleme haben und sich jeden Tag Gedanken machen müssen, wie sie den Tag (finanziell) überleben.
Vorträge über Uganda
Hanna ist im Oktober für zwei Wochen in der Heimat. Sie wird in der Zeit zwei Vorträge über ihr bisheriges Jahr in Uganda halten und einen Ausblick geben, was sie in ihrem zweiten Jahr in Uganda alles erwarten wird. Die Vorträge finden am Freitag, 21. Oktober, 19.30 Uhr, im Feuerwehrhaus Sindringen und am Sonntag, 23. Oktober, nach dem Gottesdienst um zirka elf Uhr, in der Christuskirche in Öhringen statt. Wer mehr über Hannas Erfahrungen lesen möchte, kann ihren Blog besuchen: hanna-schmid.de/blog
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