Viele Botschaften aus dem Augärtle
Von unserem Redakteur Joachim Friedl HEILBRONN Die Botschaft, die am Samstagnachmittag vom Augärtlefest in die Stadt dringt, ist unüberhörbar: Das Quartier zwischen Christophstraße und Ellwanger Straße ist besser als sein Ruf und entwickelt sich positiv.

Von unserem Redakteur Joachim Friedl
HEILBRONN Die Botschaft, die am Samstagnachmittag vom Augärtlefest in die Stadt dringt, ist unüberhörbar: Das Quartier zwischen Christophstraße und Ellwanger Straße ist besser als sein Ruf und entwickelt sich positiv. Gloria und Eddi Kreutzer stehen am Tombola-Stand. Seit Jahren helfen sie bei diesem Traditionsfest mit: "Schreiben Sie in der Zeitung, wir wohnen nicht im Hawaii, sondern im Unteren Industriegebiet. Hawaii, das kränkt uns." Vieles, sagt Kiki Arndt, ist in den letzten Jahren besser geworden: "Wir fühlen uns wohl hier − und es ist sicherer als in der Stadt." Kiki Arndt lebt seit 1987 in dem Viertel.
Katastrophe "Schreiben Sie auch, dass die Stadtsiedlung ihre Häuser verkommen lässt", lässt Marianne Maier ihrem Ärger freien Lauf und zählt die Mängel auf: Der Außenputz bröckelt, die Holzfenster verfaulen und die Treppenhäuser brechen fast zusammen. "Es ist eine Katastrophe", sagt die 80-jährige Heilbronnerin. Sie wohnt seit 45 Jahren hier.
Es duftet nach frisch gefiltertem Kaffee, nach Kuchen und Bratwürsten, als Steven Häusinger, geschäftsführender Pfarrer der Nikolaigemeinde, und Diakon Johannes Bläsi von St. Augustinus das 14. Augärtlefest mit einem interreligiösen Gebet eröffnen. "Wir sind überzeugt, dass die Religionen in Frieden miteinander leben können, wenn es Frieden zwischen den Religionen gibt", sprechen Kinder auf der Bühne. Auf Würfeln stehen Texte aus dem Christentum, dem Islam, Buddhismus, Hinduismus und dem Judentum. "Ich möchte gerne Brücken bauen" spielt die Band der Dammrealschule. Pfarrer Häusinger freut sich über das nachbarschaftliche Miteinander. "Multi-Kulti ist doch okay", lacht Eddi Kreutzer.
"Die Probebühnen des Theaters, die gerade an der Christophstraße entstehen, werten das Gebiet weiter auf", ist sich Bläsi sicher. Schön fände der Diakon, wenn es zur Kooperation zwischen dem Theater und dem Familienzentrum käme. "Das ist durchaus möglich", sagt Agnes Christner. Das Theater sei für derartige Dinge doch immer aufgeschlossen. Das Augärtlefest ist für die Sozialbürgermeisterin eine "schöne Möglichkeit der Begegnung".
Belastung Auf dem Festgelände herrscht wuseliges Treiben. Wohl fühlen sich unter den Besuchern auch die etwa 50 Asylbewerber, die noch in der Halle des Jugend- und Familienzentrums untergebracht sind. "In den nächsten Wochen soll die Halle geräumt werden", versichert Bürgermeisterin Christner gegenüber Heidrun Moustakidis.
Die gute Seele des Zentrums hat am Samstag alle Hände voll zu tun. Es gibt auch beim Fest vieles zu regeln und zu koordinieren. Hört man sich um, wird von Eltern bedauert, dass die Stadt eine Personalstelle gestrichen hat: Eine Sozialarbeiterin und eine Erzieherin kümmern sich jetzt noch um das Augärtle. Auf Dauer, heißt es, zu wenig.