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„Er hat unserer Mutter ins Herz geschossen“ (09.02.)

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Als er erfuhr, dass seine Frau einen anderen hat, rastete der 53-jährige Bad Friedrichshaller Polizist aus. Er holte seine Dienstwaffe und schoss im Kochendorfer Einfamilienhaus auf seine Frau (35) und seinen Widersacher (41), bis sie tot waren. Dann verschanzte er sich. Nach sechsstündigen Telefonverhandlungen ergab er sich gestern Morgen seinen Kollegen

Von Franziska Feinäugle
Ein Spurensicherer verlässt den Tatort. Dem hübschen Einfamilienhaus sieht man nicht an, was für ein Drama sich hier abgespielt hat. (Fotos: Dittmar Dirks)
Ein Spurensicherer verlässt den Tatort. Dem hübschen Einfamilienhaus sieht man nicht an, was für ein Drama sich hier abgespielt hat. (Fotos: Dittmar Dirks)
 Wie eine ganz normale Seitenstraße an einem Regenmorgen liegt die Kochendorfer Zeppelinstraße gestern Vormittag da; dem hübsch verputzten, frisch renovierten Einfamilienhaus sieht man nicht an, was für ein Drama sich in der Nacht hier abgespielt hat. Nur das Glas der Haustür ist von der Polizei mit einem unauffälligen Stück Papier verklebt: damit man nicht sieht, dass dahinter zwei Tote liegen, erschossen vom Bad Friedrichshaller Polizeihauptmeister Franz K.

Von einem Mann, der seit Jahrzehnten bei der Polizeidirektion Heilbronn arbeitet. Auch seine Frau stammte von hier; das Haus, das nun Tatort wurde, gehörte ihren Eltern. Als der 53-Jährige in der Nacht zum Mittwoch gegen ein Uhr nach Hause kommt, kriselt es schon länger in der Ehe der K.s.

Per Internet hat seine Frau einen 41-jährigen Computerexperten aus dem Raum Schweinfurt kennen gelernt. K. versteht ihn als gemeinsamen Bekannten, und dieser Bekannte wohnt zurzeit mit im ehelichen Einfamilienhaus. Am Dienstag hat Franz K. erfahren, dass seine Frau sich von ihm trennen will; in der Nacht nun sagt sie ihm, dass sie ein Verhältnis mit dem 41-jährigen Gast hat.

Aufgebracht verlässt der 53-Jährige das Haus und fährt weg. Seine Frau ahnt Schlimmes. Sie weckt die beiden Kinder, 14 und 15 Jahre alt: „Es könnte etwas passieren.“ Mit seiner Dienstwaffe und fünf Magazinen Munition aus dem Tresor des Polizeipostens kommt Franz K. wieder und fordert den 41-Jährigen auf, das Haus zu verlassen.

Seine Frau versucht ihn zu beruhigen. Vergeblich. Franz K. schießt auf seinen Nebenbuhler, schießt weiter, als seine Frau sich vor ihren Liebhaber stellt. „Verschwindet“, sagt er den Kindern, die nach dem ersten Schuss die Treppe herunterkommen.

Wie viele Schüsse Franz K. abgegeben hat, war gestern noch unklar. Eine Obduktion soll klären, welcher Schuss tödlich war. (Foto: Thorsten Schmidt)
„Er hat unserer Mutter ins Herz geschossen“, erzählen die 14-Jährige und ihr Bruder (15) der Nachbarin, zu der sie flüchten. Die Nachbarin alarmiert die Polizei.

Dort ruft auch Franz K. an. Erst meldet er sich bei seinem Bad Friedrichshaller Postenführer, dann wählt er die Nummer des Führungs- und Lagezentrums in Heilbronn und legt ein Geständnis ab. Beide seien tot, davon habe er sich überzeugt, teilt er unaufgefordert mit. Und weil ihm als Polizisten klar ist, was er getan hat, kündigt er an: Er bringe sich um.

Der bewaffnete Mann verschanzt sich mit zwei Toten im Haus: Die Zeppelinstraße wird zum Großeinsatzort, die Gegend weiträumig abgesperrt, das Sondereinsatzkommando bestellt. Sechs Stunden lang versucht die Polizei in einem telefonischen Verhandlungsmarathon, Franz K. von seinen Selbstmordgedanken abzubringen und zur Aufgabe zu bewegen.

Immer wieder legt er auf, gibt einen Schuss ab, immer wieder ist nicht klar, hat er sich nun getötet. Kurz nach halb neun wirft er seine Waffe nach draußen, verlässt das Haus und lässt sich festnehmen.

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