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Von Models und der Nervosität am Tag der Prüfung

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Gülcan Balcin ist die beste Jungmeisterin dieses Jahres im Bezirk der Handwerkskammer - Eigener Salon ist nicht ihr Traum

Von Heiko Fritze
Von Models und der Nervosität am Tag der Prüfung
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Von Heiko Fritze

Nein, selbstständig möchte sie sich jetzt nicht machen. Gülcan Balcin schüttelt ihren mit Strähnen durchzogenen Lockenkopf und lächelt. Vier Friseursalons gibt es schon in Untergruppenbach, wozu also ein fünfter? „Mir gefällt es hier“, sagt die 28-Jährige. Im achtköpfigen Team, neben Inhaber Jürgen Volz nur Frauen, ist sie jetzt nachweislich die Beste: Soeben wurde die junge Türkin als beste Jungmeisterin des gesamten Meister-Jahrgangs ausgezeichnet.

„Das war schon stressig“, erinnert sich Gülcan Balcin an die zweieinhalb Jahre Meisterkurs. Dass sie sich überhaupt anmeldete, geht auf ihre Schwester zurück: Auch die ist Friseurin, allerdings in einem anderen Salon, und als sie sich für die Weiterbildung entschied, gab sich Gülcan einen Stoß. Und siehe da - ihre Kollegin Ina Nester trug sich auch mit dem Gedanken. Fortan gingen die drei Frauen gemeinsam zu allen Lehrgängen, lernten für die Prüfungen, entwarfen ihre Meisterstücke. „In dieser Zeit waren wir fast miteinander verheiratet“, meint Ina Nester lakonisch. Gülcan Balcin Ehemann bekam seine Frau jedenfalls nur selten zu Gesicht.

Schließlich musste geübt werden: Neben Standardschnitten umfasste der praktische Prüfungsteil auch das selbst entworfene Meisterstück zu einem selbst gestellten Thema. Gülcan entschied sich für ein Paar, das als Laudator bei der Verleihung der MTV Music Awards auftreten sollte. Alles musste darauf abgestimmt sein: Frisuren, Make-up, Fingernägel, Kleidung. „Sogar einen Pokal habe ich gebastelt, den sie in den Händen hielten“, erinnert sie sich. Bis es aber so weit war, stand ein halbes Jahr Training bevor: Zwei Kunden mussten gefunden werden, die zum Mitmachen bereit waren, dann stand regelmäßig Training auf dem Programm - die Frisuren schneiden, abwarten, bis wieder geschnitten werden kann, einen neuen Entwurf probieren, und nebenbei noch die richtigen Töne beim Färben treffen.

Am Ende war alles perfekt, bis auf das Nervenkostüm. „Ich war fürchterlich nervös“, gesteht Gülcan. Dass es trotz einiger Flüchtigkeitsfehler zur besten Jungmeisterin reichte, verdankt sie der Note im theoretischen und betriebswirtschaftlichen Teil: Es wurde eine 2,2.

Betriebsinhaber Jürgen Volz ist stolz auf die junge Absolventin, die bei ihm auch ihre Ausbildung absolviert hat. „Wir sind ohnehin viel auf Fortbildungen. Von nichts kommt eben nichts.“ Fünf Mal haben Auszubildende aus seinem Betrieb bereits die Innungsbesten gestellt, nun hat er erstmals die prüfungsbeste Meisterin in seinen Reihen. Vier der acht Mitarbeiter besitzen nun einen Meisterbrief. Und Volz will weiterhin Nachwuchskräfte ausbilden. „Man muss den Jungen ja eine Chance geben.“

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