Lesezeichen setzen Merken

Verfahren gegen Erzieherinnen ist eingestellt

   | 
Lesezeit  2 Min
Erfolgreich kopiert!

Staatsanwaltschaft Heilbronn hat in Sachen Kindertagesstätte in Ilsfeld entschieden - Kein hinreichender Tatverdacht

Von Anja Krezer
Die Ilsfelder Kindertagesstätte „Sternschnuppe“ hatte für Aufsehen gesorgt. Jetzt hat die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen eingestellt (Foto: Archiv)
Die Ilsfelder Kindertagesstätte „Sternschnuppe“ hatte für Aufsehen gesorgt. Jetzt hat die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen eingestellt (Foto: Archiv)

 

Am Freitag teilte die Behörde mit, dass sie nicht weiter ermittelt - und zwar mangels hinreichenden Tatverdachts. Eingestellt werden kann ein Ermittlungsverfahren aus diesem Grund oder aber wegen geringer Schuld, wie Pressesprecherin Michaela Molnar auf Nachfrage mitteilt.

Anfangs ging es bei den Vorwürfen von Eltern darum, dass sich Kinder untereinander bei massiven Doktorspielen Gegenstände in Körperöffnungen gesteckt haben sollen, sieben Erzieherinnen dies geduldet und die Kinder unter Druck gesetzt hätten, nichts zu erzählen. Später wurden die Anschuldigungen laut Staatsanwaltschaft ausgeweitet: Nach Angaben von Kindern gegenüber ihren Eltern hätten Erzieherinnen, teils im Beisein eines Arztes, Gegenstände in den Genital- und Afterbereich eingeführt und entfernt. Schließlich seien der Behörde Äußerungen übermittelt worden, wonach dabei Fotos und Filme gemacht wurden. Die Rede sei außerdem von Geheimräumen gewesen und davon, dass eine Erzieherin nackt gewesen sei. Die Erzieherinnen hatten alle Vorwürfe zurückgewiesen.

Beschwerde ist möglich

Die Staatsanwaltschaft habe „zeitnah“ eine Psychologin eingeschaltet, sagt Sprecherin Molnar. Diese habe nach Sichtung der Akten eine Stellungnahme erstellt. Auf eine Vernehmung der Kinder sei zu deren Wohl verzichtet worden. Die Sachverständige sei zu dem Schluss gekommen, dass die „Qualität und Zuverlässigkeit der Kinderaussagen sowie die Aussagetüchtigkeit der noch sehr jungen Belastungszeugen als fraglich anzusehen“ ist.

Problematisch sei, wie die Angaben zustande gekommen seien: Über Monate seien die Kinder seit Frühjahr/Sommer 2005 im familiären Umfeld befragt worden. Aus der Forschung sei bekannt, dass gerade kleine Kinder bei einem solchen Befragungsverlauf „weitere Aussage-Elemente produzieren, die auch bizarr und drastisch ausfallen können“. Im vorliegenden Fall sei es „unter aussagepsychologischen Gesichtspunkten nicht mehr möglich, einen möglicherweise vorhandenen realen Tatsachenkern festzustellen“. Teilweise sind die Angaben der Kinder laut Staatsanwaltschaft auch durch die polizeilichen Ermittlungen widerlegt worden. Zwar gab es Atteste über Verletzungen. Doch daraus gehe nicht hervor, ob diese die Folge von Geschehnissen in der Kita seien.

Von den drei Eltern, die sich massiv gegen die Erzieherinnen positioniert hatten, war gestern auf HSt-Nachfrage keine Stellungnahme erhältlich. Ein anderer Vater, der den Erzieherinnen nach eigenen Angaben ausschließlich eine Verletzung der Aufsichtspflicht vorwirft, überlegt, ob er sich gegen die Entscheidung wehrt. Tatsachen seien verdreht worden. Die Anzeigenerstatter können binnen zwei Wochen Beschwerde beim Generalstaatsanwalt in Stuttgart einlegen, der prüft, ob die Einstellung zu Recht ergangen ist. Die Kita-Leiterin ist froh, „dass das Verfahren abgeschlossen ist“. Erschüttert sei das Personal, wie durch Fernsehmedien „alles aufgebauscht wurde“. Bürgermeister Thomas Knödler freut sich, dass durch die Staatsanwaltschaft „die Erzieherinnen nicht zu 90, sondern zu 100 Prozent rehabilitiert sind“. Die Gemeinde habe von Anfang an „vollstes Vertrauen“ gehabt.

Kommentar „Klare Wertung“

  Nach oben