Seit über 300 Jahren fertigen sie Leckereien aus Zucker
Bäckerei-Familie Romann in Heilbronn betreibt eine der ältesten Konditoreien Deutschlands - Unternehmen jetzt in der neunten Generation

Ob sie den Titel "älteste Konditorei Deutschlands" tragen dürfen, klären sie zurzeit ab. Zu den Ältesten ihrer Branche zählen sie zweifelsohne: Jetzt hat Andreas Romann die Konditorei von seinem Vater Hans-Eugen übernommen. Der 30-Jährige führt das seit dem Jahre 1696 bestehende Unternehmen in neunter Generation.Für den neuen Chef war Lernen stets ein Zuckerlecken.
Nicht nur, dass Andreas nach eigenen Angaben eine schnelle Auffassungsgabe hatte. "Was wurden mir beim Pralinen überziehen Vokabeln abgehört", lacht der Juniorchef, der nach Abitur und Zivildienst mit 21 Jahren seine Lehre im Bad Mergentheimer Café Mittnacht begann und weitere Stationen im Allgäu und in Kiel absolvierte, wo er seine Verlobte Katrin Klabunde kennen lernte. Mit der gelernten Konditorin und Köchin leitet er jetzt das Haus in der Heilbronner Sülmer City. Seit 1902 befindet sich das Café am heutigen Standort, es war im Zweiten Weltkrieg bereits vor dem verheerenden Bombenhagel am 4. Dezember 1944 zerstört worden und Ende der 40er Jahre wieder aufgebaut.
Die Geschichte der Konditorei Romann beginnt in Heilbronn mit Lorenz (Laurentius) Romann, der aus dem badischen Lahr stammt und dessen Bäckerei, die er mit Frau Anna Catharina betreibt, 1696 urkundlich erstmals erwähnt ist. Den Wechsel ins Konditorenfach vollzieht die fünfte Generation Romann in Person des 1839 geborenen Christoph August Romann. Dessen Sohn Ludwig Eugen zieht mit seiner Frau Johanna Martha Gertrud 1902 aus der Lammgasse an den heutigen Standort, der für Andreas Romann und Katrin Klabunde nicht nur Arbeits- sondern auch Lebensstätte ist.
Familie und Tradition sind die beiden Säulen, auf denen das Unternehmen ruht. "Meine beiden Geschwister spielen nicht nur Feuerwehr, wenn Not am Mann ist", lobt Andreas Romann Bruder und Schwester. Bruder Joachim ist Diplom-Lebensmittelchemiker bei CPC (ehemals Knorr), Schwester Susanne gelernte Konditorin und jetzt als Lehrerin tätig. Beide hätten sich auch sehr loyal gegenüber dem Geschäft verhalten, "sonst", da sind sich Vater Hans-Eugen und Sohn einig, "hätte die Geschäftsübergabe nicht so reibungslos geklappt."
Traditionell wird im Hause Romann Wert auf gute handwerkliche Arbeit gelegt. Es wird wenig mit Handelsware gearbeitet, sondern so weit als möglich alles selbst gemacht. "Im Sommer machen wir 20 Zentner Kirschen ein, an Ostern werden 200 Kilo Zucker zu Krokant verarbeitet", gibt Andreas Romann einen kleinen Einblick in das Geschehen. Romann verwöhnt im Sommer mit selbst gemachtem Eis, hat über 30 Torten und über 40 verschiedene Sorten Pralinen im Angebot. Geschenke zu individualisieren steht hoch im Kurs, Foto-Torten sind eine Möglichkeit dazu. Kürzlich, so Andreas Romann, habe er sogar Foto-Pralinen gemacht, "viel Arbeit", lacht der 30-Jährige. Doch in Service, Qualität und Frische sieht der junge Meister die Zukunft des Unternehmens.
In die Zukunft der Branche investieren Romanns von jeher viel. Zurzeit werden fünf Lehrlinge ausgebildet, drei als Konditoren, zwei als Konditoreifachverkäuferinnen. Zwölf Mitarbeiter sind insgesamt in dem Haus beschäftigt. Zum Generationenwechsel hat Romann gespendet: Über 1500 Euro sind aus dem Verkauf der Arabertorte an die Unicef-Kinderaktion geflossen.
Noch hat das Café Romann an Sonntagen geschlossen. Ob es in Zukunft öffnet, ist "eine Frage der Wirtschaftlichkeit", sagt Andreas Romann nüchtern. Die Entscheidung wird beispielsweise auch davon beeinflusst, wie sich das ECE auf dem Landerer auf die Sülmer City auswirke.